Wort zur Woche

Der Mann am Rande

Anfang Dezember des letzten Jahres hat Papst Franziskus das Jahr des Hl. Josef, des Ziehvaters Jesu, ausgerufen. Das aktuelle Kirchenjahr soll in besonderer Weise dem Andenken an das Leben des Hl. Josef gewidmet sein. Anlass ist zum einen, dass der Hl. Josef vor 150 Jahren zum Schutzpatron der Kirche ernannt wurde, und zum anderen, weil er mit seiner Persönlichkeit gut in die aktuelle Pandemiezeit passt. Aber warum?

Auf den ersten Blick weiß man vom Hl. Josef relativ wenig. Er war Jesu Ziehvater, Marias Verlobter und Zimmermann von Beruf. In der Bibel selbst kommt er kein einziges Mal zu Wort. Stattdessen schweigt er und hört zu, er ist kein Mann der großen Worte. Die Bibel erzählt uns, dass Josef liebevoll für seine Verlobte Maria sorgt. Er lässt Maria nicht alleine und gibt nicht auf, bis er einen sicheren Platz für sie und ihr Kind gefunden hat. Seine eigenen Sorgen und auch sich selbst stellt er hinten an. Aber er vertraut auf Gott und hat nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch ein offenes Herz.

In den letzten Monaten haben wir gemerkt, wie bedeutend und unverzichtbar Menschen sind, die hingebungsvoll für andere da sind, ohne selbst große Worte darüber zu verlieren. Menschen, die mit ihren Berufen und ihrem Engagement zuvor immer als selbstverständlich wahrgenommen wurden. Sie rückten auf einmal in die Mitte der Wahrnehmung – in die erste Reihe. Dort, wo sonst andere stehen.

Auch unabhängig von der aktuellen Situation lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Oft werden nur diejenigen gesehen, die sich laut in den Mittelpunkt drängen und große Worte machen. Aber wie wertvoll ist jemand, der da ist, zuhört und mit anpackt? Jemand, der nicht nur von sich selbst erzählt, sondern sich ganz auf mich einlässt. Jemand mit einem offenen Ohr und einem offenen Herz. Jemand wie Josef.

Stefanie Bitz-Künster, Pastoralassistentin St. Josef