Schmuckband Kreuzgang

Wort zur Woche

Beziehung zu Gott

Wort zur Woche (c) D. Thiel
Wort zur Woche
Datum:
Do. 16. Juni 2022
Von:
Dietmar Thiel

In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.

In der Ausgabe: Jahrgang 38, Ausgabe Nr.24, Donnerstag, 16. Juni 2022, veröffentlichte die StadtPost folgenden Artikel:

Beziehung zu Gott

 

Als Kind wusste ich:

Jeder Schmetterling

den ich rette

Jede Schnecke

und jede Spinne

und jede Mücke

jeder Ohrwurm

und jeder Regenwurm wird kommen und weinen

wenn ich begraben werde

 

Einmal von mir gerettet

muss keines mehr sterben

Alle werden sie kommen

zu meinem Begräbnis

 

Als ich dann groß wurde

erkannte ich

Das ist Unsinn

Keines wird kommen ich überlebe sie alle

 

Jetzt im Alter

frage ich: Wenn ich sie aber

rette bis ganz zuletzt

kommen doch vielleicht zwei oder drei?

 

(Erich Fried, Zu guter Letzt)

 

Dieses Gedicht von Erich Fried weist uns auf die Einsamkeit der Menschen in einer modernen Welt mit allen Kommunikationsmöglichkeiten hin. Die Beziehung zu Gott und zu den Menschen sind zwei Seiten einer Münze. Wir haben einen liebenden Gott, einen Gott der Beziehungen. Wenn Gott jetzt aber Liebe ist, ist er nicht nur Liebe für mich. Das musste notwendig auch meine Beziehung zu meinen Mitmenschen verändern. Als mir aber Gott als der Liebende begegnete, schlossen sich Liebe und Gehorsam auf einmal nicht mehr aus. Fröhlichkeit und Konsequenz verbanden sich. Es wirkte attraktiv, wenn man ein Profil hat, aber eben nicht weltfremd ist. Fröhlich, aber dennoch standhaft durch die Welt zu gehen, wirkt überzeugend. Als ich meine Angst vor meinen Mitmenschen verlor, fing ich an, sie zu lieben. Ich fing an, mich mit ihnen zu beschäftigen, mit ihnen zu reden, ihnen zuzuhören, mit ihnen Zeit zu verbringen. Sie wurde mir wichtig. Sie wurden meine Freunde und mein Leben bekommt eine neue Orientierung und einen neuen Sinn. Lasset uns versuchen, unsere Beziehung zu Gott, den Menschen und der Natur zu vertiefen.

Pater Pius, Kaplan in St. Josef, Neu-Isenburg