Schmuckband Kreuzgang

Wort zur Woche

Ein hörendes Herz

Wort zur Woche (c) D. Thiel
Wort zur Woche
Datum:
Mi. 31. Mai 2023
Von:
Dietmar Thiel

In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.

IIn der Ausgabe: Jahrgang 39, Ausgabe Nr.22, Mittwoch, 31. Mai 2023, veröffentlichte die StadtPost folgenden Artikel:

Ein hörendes Herz

Es ist etwas Wunderbares, wenn Menschen einander wirklich zuhören. Denn es hat mit Wertschätzung zu tun und aus gutem Zuhören entsteht Verstehen.

Vom kleinen Mädchen Momo aus dem gleichnamigen Roman von Michael Ende heißt es: „Sie saß nur da und hörte einfach zu. Mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme…. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt, dann wurde ihm auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich irrte, und dass er auf seine besondere Art für die Welt wichtig war.“

Ich habe schon einige Male erlebt, dass ich durch das bewusste Hinhören einen Menschen plötzlich aus einer anderen Perspektive gesehen habe und manche Verhaltensweisen dadurch besser nachvollziehen konnte. Auch ist das aufeinander Hören unerlässlich für das alltägliche Miteinander. Je mehr wir einander zuhören, umso mehr wächst die Vertrautheit untereinander. Vielleicht ist es mehr als nur ein Wortspiel, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen „einander hören“ und „zueinander gehören“. Dort, wo wir füreinander „Ohr sind“, wächst Vertrauen. Nicht von ungefähr sprechen wir vom Hör-Vermögen, wohlwissend, dass es sich hier zu Recht um einen ganz besonderen Reichtum handelt. Beeindruckend finde ich auch das Engagement von Menschen, die sich bewusst Zeit nehmen, anderen ihr Ohr zu leihen – bspw. in Pflegeheim, Klinik oder Nachbarschaft.

Mir kommt die Bibelstelle von König Salomo in den Sinn, der von Gott ein hörendes Herz erbittet. Er möchte mit seiner ganzen Existenz ein Hörender sein, um die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und ein Gespür für die Menschen zu haben. Auf seine Bitte hin schenkt Gott ihm ein weises und verständiges Herz.

Manchmal tut es not, um ein hörendes Herz zu bitten, das wieder stärker für das Leben schlägt, so wie Gottes Herz für uns.

Schenke Er uns ein hörendes Herz, damit wir geistesgegenwärtig in dieser Welt und Zeit leben und froh unseren Alltag gestalten. 

Susanne Sturm, Gemeindereferentin Pfarrgemeinde St. Josef, Neu-Isenburg