Schmuckband Kreuzgang

Wort zur Woche

Federleicht

Wort zur Woche (c) D. Thiel
Wort zur Woche
Datum:
Sa. 13. Jan. 2024
Von:
Dietmar Thiel

In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.

In der Ausgabe: Jahrgang 40, Ausgabe Nr.2, Samstag, 13. Januar 2024, veröffentlichte die StadtPost folgenden Artikel:

Federleicht

Dieser Tage fiel mir eine Postkarte mit folgendem Spruch in die Hände: „Vergiss‘ nicht, dass du Flügel hast!“ und ich dachte dabei, dass dies eine schöne Ermutigung sein kann, die uns zu Beginn des Jahres einlädt, uns unbeschwert, eben leicht wie eine Feder, in die Zukunft zu schwingen.

Doch schon im gleichen Moment packt mich der Gedanke: Schön wär’s, wenn dies so einfach wäre: die Enge des Alltags hinter sich zu lassen; Sorgen, Kummer und Ballast über Bord zu werfen. Stattdessen steht dem federleichten Aufschwingen in eine Freiheit und Weite ja oft eher ein „Federn-Lassen-Müssen“ entgegen - und wie schmerzhaft kann dieses sein: ein Konflikt, der Verletzungen zurück lässt; eine Krankheit, die uns Grenzen aufzeigt; Beziehungen, die wir verlieren. Belastend sind solche Zeiten, und Aussprüche wie „Nimm’s leicht!“ helfen dann nicht wirklich weiter.

„Federn lassen und dennoch schweben - das ist das Geheimnis des Lebens.“ Dieser Gedanke wird der Dichterin Hilde Domin zugeschrieben, die als Jüdin in einer Zeit der Verfolgung lebte. In einem weiteren Gedicht schreibt sie von „der Hoffnung, heil zu werden, die uns durch alle Gefahren hindurch trägt.“ Das sind ihre Flügel, die sie schweben lassen, auch wenn das „Federkleid“ zerrupft ist. Und auf ihrem Grabstein steht: „Ich setzte meinen Fuß in die Luft und sie trug.“

Ein schönes Bild für das Getragen-Sein, wie es auch in dem bekannten Kirchenlied zum Ausdruck kommt: „Lobe den Herren, …., der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet.“

So wünsche ich Ihnen, dass Sie sich durch alle Höhen und Tiefen begleitet fühlen und stets den nötigen „Aufwind“ bekommen. Mögen Sie mit einer Portion Leichtigkeit und Gelassenheit zuversichtlich nach vorne schauen.

Gemeindereferentin Susanne Sturm, Pfarrgemeinde St. Josef, Neu-Isenburg