In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.
Lohnt es sich, zu leben?
Der französische Dichter Sartre schrieb ein Stück mit dem Titel: „Die Wette“. Zwei Flüchtlinge sitzen in einem Wartesaal. Die Frau erwartet ein Kind. Der Mann will es nicht haben. Er sagt: „Wenn das Kind doch kein anderes Leben haben wird als wir, dann soll es lieber gar nicht erst geboren werden!“ Die Frau erwidert: „Ich wette, dass es sich durchschlagen wird!“ Streit entsteht. Auf der Bühne tritt nun eine Person auf, die das zukünftige Schicksal dieses Kindes aufzeigt. Und es treten alle Menschen auf, denen dieses Kind begegnen wird. Das Kind selbst ist allerdings nicht zu sehen. Es wird beschrieben, wie schwer sein Leben sein wird, wie plötzlich und brutal es enden wird.
Dann ist das Spiel aus, die Bühne wird dunkel, jene Person aus der Zukunft tritt ab. Es sind nur noch die Eltern zu sehen, sie wissen nun, was ihr Kind erwartet. Der Vater fragt wieder: „Na also, was soll solch ein Leben? Es ist besser, wenn es gar nicht erst beginnt!“ Die Mutter entgegnet: „Warum denn nicht? Ich wette, dass sich unser Kind durchschlagen wird.“ Am Ende gibt der Mann auf: „Gut, dann bringe eben dein Kind zur Welt.“ Nun wird die Bühne wieder beleuchtet, das Spiel geht weiter. Jetzt tritt aber auch das Kind auf und spielt sein vorausgesagtes Leben.
Die erwähnten Schwierigkeiten, Enttäuschungen, Scheußlichkeiten und Brutalitäten kann es nicht ändern, aber dieses Kind lebt dennoch ein fröhliches, anderes, beglückendes, freudiges Leben. Es lebt jeden Tag, es beschenkt andere Menschen mit seiner Offenheit und Fröhlichkeit, sein Vertrauen steckt andere an! Lohnte sich sein Leben? Die Antwort gibt der Dichter nicht. Ich aber meine, jedes Leben hat einen Sinn, wenn es gelebt wird. Aber wichtig ist, dass wir das Ziel unseres Lebens nicht vergessen und uns an Gott orientieren.
Pater Pius Kandathil O. Carm, St. Josef Neu-Isenburg