Kohlgraf: „Wir verneigen uns vor seinem Leben“

Monsignore Klaus Mayer auf dem Mainzer Hauptfriedhof beigesetzt

Requiem für Monsignore Klaus Mayer in der Pfarrkirche St. Stephan in Mainz (c) Bistum Mainz/Hoffmann
Datum:
Fr. 23. Dez. 2022
Von:
hoff (MBN)

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den verstorbenen Monsignore em. Klaus Mayer für seine vielfältigen Verdienste gewürdigt. Im Pontifikalrequiem am Freitag, 23. Dezember, sprach Kohlgraf in der Kirche St. Stephan in Mainz über drei Gedanken, die Mayer ihm als Vermächtnis mit auf den Weg gegeben habe. Im Anschluss an das Requiem wurde Mayer von Pfarrer Thomas Winter auf dem Mainzer Hauptfriedhof beigesetzt. Den Platz für sein Grab hatte Mayer sich selbst ausgesucht: Es grenzt direkt an den jüdischen Friedhof.

Bischof Peter Kohlgraf würdigte Monsignore Klaus Mayer in seiner Predigt (c) Bistum Mainz/Hoffmann

In seiner Predigt lobte Kohlgraf Mayer als „herausragenden Menschen und Priester in unserer Diözese“. Er betonte: „Als Bischof ist es mir ein Herzensanliegen, ihm meinen Respekt zu zollen und die Hoffnung auszudrücken, dass sein Erbe hier lebendig bleibt, und das nicht nur als museale Erinnerung.“ Er dankte besonders Anne-Marie Seelig, die Mayer seit 1964 begleitet hat. Im Hinblick auf Mayers Lebensweg sagte Kohlgraf: „Er hat jüdische und christliche Wurzeln, die für ihn später keinen Gegensatz, sondern eine Synthese bildeten.“ Und weiter: „Seinem Engagement verdanken wir die weltberühmten Fenster von Marc Chagall, ein unüberbietbares Zeugnis jüdisch-christlicher Freundschaft und eines gemeinsamen Fundaments.“ Über seine Begegnungen mit Mayer sagte Kohlgraf: „Von ihm strahlte eine tiefe Dankbarkeit und positive Kraft aus.“

Drei Themen waren ihm am Lebensende besonders wichtig

Eucharistiefeier zu Ehren von Monsignore Klaus Mayer (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Vor wenigen Tagen noch hatte Bischof Kohlgraf Monsignore Mayer besucht. Kohlgraf: „Drei Themen hat er benannt, die ihn bis zuletzt beschäftigt haben: Die Freundschaft zwischen Judentum und Christentum, die Rolle der Frau in der Kirche und die Frage, wie unsere Kirche wahrhaft ‚katholisch werden‘ könne. Katholisch – das hieß für ihn inklusiv, einladend und eben nicht bewertend und ausgrenzend. Und ‚werden‘ sagte er; das hieß für ihn: Es geht um ein Ziel, nicht um einen derzeitigen Zustand. Eine Aufgabe, nicht eine Wirklichkeit.“

Das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum sei Mayer seit seiner Kindheit ein Lebensthema gewesen, sagte Kohlgraf. „Wir haben in der christlichen Theologie viel nachzuholen im Nachdenken darüber, woher wir kommen, was es heißt, jüdische Wurzeln zu haben“, räumte er ein. Klaus Mayer habe einen wichtigen Beitrag zur Versöhnung geleistet. „Jede Feindschaft und Verachtung sollten wir als Kirche ächten und verhindern“, mahnte der Bischof. Auch die so genannte „Frauenfrage“ habe Mayer beschäftigt. Schon seit den 1960er Jahren habe er eine Stagnation in manchen kirchlichen Themen festgestellt, so auch im Hinblick auf dieses Thema. „Auch dieses Thema gibt er uns mit“, sagte Kohlgraf. „Wie kann die Kirche katholisch werden?“, sprach Kohlgraf über das dritte Thema. „Er verstand dieses Wort einladend. Das will ich mit großer Überzeugung ebenfalls als Auftrag annehmen. Überall dort, wo Menschen in der Kirche und durch die Kirche verletzt werden, ist sie nicht katholisch.“

Pfarrer Thomas Winter begrüßte die Trauergemeinde (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Kohlgraf schloss seine Predigt mit den Worten: „Menschen wie Klaus Mayer haben unsere Welt verändert. Zur Gestaltung der Welt braucht es vielleicht keine Helden, aber dankbare, aufmerksame und liebevolle Menschen. Wir danken Klaus Mayer und verneigen uns vor seinem Leben, und wir danken Gott für diesen Menschen, der nun in Gottes Händen ruhen möge.“

Zu Beginn des Requiems hatte Pfarrer Thomas Winter die Trauergemeinde begrüßt. Neben ihm konzelebrierten auch Pfarrer Stefan Schäfer, Pfarrer im Ruhestand Albert Schechter und Pfarrvikar Johannes Zepezauer. Auch Diakon Markus Guinchard wirkte mit. Die musikalische Gestaltung des Requiems übernahmen Hans-Gilbert Ottersbach und Ralph Hammes an der Orgel, ein Bläserkreis, sowie eine Frauenschola, Kantorinnen und der Kirchenchor der Pfarrei St. Stephan. Am Ende des Gottesdienstes sprach Carlos Mayer Abschiedsworte für seinen Onkel. Er ist der Sohn von Bernhard Mayer, Klaus Mayers Bruder. Außerdem würdigten Mayer noch der Mainzer Bürgermeister Günter Beck und Ariann Faupel-Ziehmer, die Vorsitzende des Fördervereins Biblische Botschaft Marc Chagall in Mainz e.V. (BBMC), in Nachrufen. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde Mayer auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.

Zur Person: Klaus Mayer

Monsignore Klaus Mayer wurde auf dem Mainzer Hauptfriedhof in unmittelbarer Nähe zum jüdischen Friedhof beigesetzt (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Klaus Mayer ist am Freitag, 16. Dezember, im Alter von 99 Jahren verstorben. Der frühere Pfarrer von Mainz-St. Stephan war bekannt geworden durch seine Initiative, den Künstler Marc Chagall zur Gestaltung der Glasfenster für Mainz-St. Stephan anzufragen sowie sein jahrzehntelanges Engagement zur Erläuterung von Chagalls Kunst in seinen Meditationen. Monsignore Mayer hatte bei seiner Predigt anlässlich seines 95. Geburtstages in Mainz-St. Stephan Dankbarkeit in den Mittelpunkt gestellt: „Mein Leben ist gefügt, geführt, begleitet und gesegnet von Gott“, sagte Mayer am Sonntag, 25. Februar 2018, bei der Eucharistiefeier in Mainz-St. Stephan. Mit einem Wort aus Psalm 104 sagte er: „Ich will dem Herrn singen, solange ich lebe.“ Nach den Zerstörungen von St. Stephan im Zweiten Weltkrieg sei es ungewiss gewesen, ob die Kirche überhaupt noch einmal aufgebaut werden würde, betonte Mayer damals. Und weiter: „Heute darf St. Stephan wieder Friedenskirche sein, für die deutsch-französische Freundschaft, für die Völkerverständigung und die jüdisch-christliche Verbundenheit. Wer hätte das damals gedacht? Niemand. Dank sei Gott!“ Mayer schloss seine Predigt im Jahr 2018 mit einem eindringlichen Appell für den Frieden: „Seid dankbar für den Frieden und betet für seine Erhaltung.“