Neuanfang auf dem Jakobsberg

Bischof Kohlgraf verabschiedete Benediktiner von Kloster Jakobsberg

Kloster Jakobsberg, 18. Juni 2023: Bischof Peter Kohlgraf bei seiner Predigt. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
So. 18. Juni 2023
Von:
tob (MBN)

Ockenheim. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Missionsbenediktiner von St. Ottilien und die Benediktinerinnen vom Eucharistischen König vom Kloster Jakobsberg bei Ockenheim verabschiedet und bekräftigt, dass das Bistum Mainz das Kloster Jakobsberg als Teil des Instituts für Spiritualität zum geistlichen Zentrum ausbauen wird. 

Kloster Jakobsberg, 18. Juni 2023: Bischof Peter Kohlgraf überreichte Geschenke an Erzabt Wolfgang Öxler und Schwester Kristia. (c) Bistum Mainz / Blum

Nach den Sommerferien wird eine neue Geistliche Leitung – Pastoralreferentin Gabriele Landler - auf dem Jakobsberg ihren Dienst antreten und dort für Gespräche und Angebote zur Verfügung stehen. Aktuell koordiniert das Bistum bereits die dortigen Kursangebote im Auftrag der Benediktiner. „Heute schauen wir auch in die Zukunft und bitten um Gottes Segen für die Angebote in der Exerzitienarbeit und geistlichen Begleitung durch das neuaufgestellte Zentrum für Spiritualität unter der Federführung von Dr. Bernhard Deister; in diesem Rahmen wird auch der Ort des Jakobsbergs eine wichtige Rolle spielen“, sagte Bischof Kohlgraf am Sonntag, 18. Juni, im Rahmen der Herz Jesu-Wallfahrt im Kloster Jakobsberg in Ockenheim. Und weiter: „Der Blick auf die Geschichte dieses Ortes zeigt bei aller Trauer über die Veränderungen auch: Es gab immer wieder Veränderungen, und neue Gemeinschaften haben eigene Akzente gesetzt. Wir müssen nun in dieser Zeit dafür sorgen, dass es geistliche Angebote gibt, denn selbstverständlich gehören sie zum Kernangebot unserer Kirche.“

Kloster Jakobsberg, 18. Juni 2023: Einzug zur Herz Jesu-Wallfahrt. (c) Bistum Mainz / Blum

„Der Weggang der Ordensgemeinschaften hat auch mich als Bischof wirklich getroffen, sowie das Bistum und die Menschen in dieser Region. Denn diese Gemeinschaften und viele geistliche Persönlichkeiten haben diesen Ort geprägt, Menschen in der Suche nach Gott begleitet und mit seiner Gegenwart in Berührung gebracht“, sagte Kohlgraf. „Zunächst einmal herrscht Dankbarkeit für das segensreiche Wirken über Jahre und Jahrzehnte. Für die Lebenden und die Verstorbenen beten wir in Dankbarkeit, viele Menschen könnten gute Erinnerungen miteinander teilen. Sie werden uns auch weiter begleiten.“ Konzelebrant war unter anderen Erzabt Wolfgang Öxler aus St. Ottilien. Die Missionsbenediktiner hatten im vergangenen bekannt gegeben, dass sie gemeinsam mit den Benediktinerinnen vom Eucharistischen König das Kloster Jakobsberg nach über 60 Jahren vor allem aufgrund personeller Herausforderungen verlassen.

Kloster Jakobsberg, 18. Juni 2023: Bischof Peter Kohlgraf beim Einzug neben Landrätin Dorothea Schäfer und dem Ockenheimer Orstbürgermeister Arnold Müller. (c) Bistum Mainz / Blum

Weiter sagte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt: „Der Name ‚Jakobsberg‘ an sich ist schon ein geistliches Programm. Sicher ist zunächst der Apostel Jakobus der Namensgeber. Er ist der erste Apostel, der durch das Martyrium seine Treue zu Christus bezeugt hat. Wege durch Europa zu seiner Grabstätte in Santiago di Compostela haben Menschen in Bewegung gebracht, gerade heute erleben das Pilgerwesen und die Wallfahrt eine neue Blüte. Menschen wollen zu sich finden, zur Ruhe kommen, und oft genug erwacht in ihnen die Frage nach dem größeren Leben, die Frage nach Gott. Allein hier zum Jakobsberg führen verschiedene traditionelle Wallfahrten: vor allem die heutige Herz-Jesu-Wallfahrt, die Wallfahrt zu den Vierzehn Nothelfern, die Margaretenwallfahrt und die Wallfahrt zu Ehren des heiligen Dionysius. Das zeigt die Bedeutung dieses Ortes für viele Menschen auf dem Weg. Sie suchen Gemeinschaft und Glaubenserfahrung, sie erbitten Hilfe und Stärkung.“

Kloster Jakobsberg, 18. Juni 2023: Die Herz Jesu-Wallfahrt auf dem Jakobsberg war gut besucht. (c) Bistum Mainz / Blum

Kohlgraf brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Jakobsberg „uns in unseren Zeiten mit dem Pastoralen Weg, den Synodalen Wegen in Deutschland und auf der Ebene der Weltkirche den Blick freihalten muss für denjenigen, der das Ziel und die Orientierung aller unserer Wege sein muss: Jesus Christus selbst. Kirche ist eine Gemeinschaft auf einem Pilgerweg, daran erinnert uns ein Ort wie der Jakobsberg. Dass dies auch immer Veränderung und die Suche nach neuen Perspektiven erfordert, erleben wir am heutigen Tag hautnah. Kirche ist nicht dazu da, sich in Räumen einzuschließen, sondern sich auf den Weg zu machen. Sie ist die pilgernde Kirche, die Kirche, die in der Nachfolge Jesu Christi versucht, ihn in Berührung mit suchenden Menschen zu bringen. Nicht zuletzt ist Jesus selbst der Weg, die Wahrheit und das Leben, das wir suchen und dem wir folgen. Diesen Glaubenskern sollten wir gerade in unseren bewegten Zeiten nicht vergessen.“

Kloster Jakobsberg, 18. Juni 2023: Bischof Peter Kohlgraf während der Wandlung bei der diesjährigen Herz Jesu-Wallfahrt. (c) Bistum Mainz / Blum

Bischof Kohlgraf: „Ich stelle mir vor, dass hier an diesem Ort mancher Mensch mit Gott gerungen hat und keine einfachen Antworten erhalten konnte. Dafür braucht es Begleitung, auch wenn Glaube immer etwas ganz Persönliches bleibt. Gerne bieten wir im Bistum Mainz derartige Begleitung an, auch hier auf dem Jakobsberg. Viele Jahrzehnte ist dies hier geschehen. Zum Glauben gehören die Suche, der Zweifel, das Ringen. Vielleicht hat aber auch mancher, der sich mit Gott schwertat, hier den ersten Zweifel an der eigenen Verweigerung gegenüber Gottes Willen gespürt und daraus Konsequenzen gezogen. Ich wünsche diesen Mut auch den kommenden Generationen, auch hier auf dem Jakobsberg.“

Beim anschließenden Empfang vor dem Kloster richteten unter anderen Erzabt Wolfgang Öxler aus St. Ottilien, die Landrätin des Landkreises Mainz-Bingen, Dorothea Schäfer und der Ockenheimer Ortsbürgermeister Arnold Müller Grußworte an die Besucher der Wallfahrt. Zu Beginn des Gottesdienstes hatte der Leiter des Pastoralraumes Ingelheim, Pfarrer Christian Feuerstein, in seiner Begrüßung dem Mainzer Bischof zum 30. Jahrestag seiner Priesterweihe gratuliert. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Katholischen Kirchenmusik Ockenheim und Schwester Kristia von den philippinischen Benediktinerinnen der Kongregation vom Eucharistischen König.

Kloster Jakobsberg, 18. Juni 2023: Erzabt Wolfgang Öxler beim Friedensgruß mit Bürgermeister Arnold Müller; daneben Landrätin Dorothea Schäfer. (c) Bistum Mainz / Blum

Die Missionsbenediktiner hatten das Kloster auf dem Ockenheimer Berg 1960 erworben, wo bereits seit dem 18. Jahrhundert eine Wallfahrt zu Ehren der 14 Nothelfer gefeiert wird. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde die Kooperation mit dem Bistum Mainz und die Nutzung als Tagungshaus und spiritueller Ort immer weiter ausgebaut. So wurde 1982 in den ehemaligen Landwirtschaftsgebäuden das Jugendhaus St. Georg eröffnet; 1983 folgte das Gästehaus St. Benedikt. Im Jahr 1991 folgte dann das Bildungshaus St. Bonifatius. Ab 2008 lebten auf dem Jakobsberg auch philippinische Benediktinerinnen der Kongregation vom Eucharistischen König.