Das Fest der Liebe
In wenigen Tagen feiern wir das Fest der Liebe und die unmissverständliche Botschaft von Weihnachten: Es gibt keine größere Kraft als die Liebe! Diese Botschaft vermittelte auch das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“ (AL). Sehr anschaulich hat der Papst darauf verwiesen, dass der Maßstab unseres Handelns allein die Liebe ist. Und „die Freude der Liebe, die in den Familien gelebt wird, ist auch die Freude der Kirche“ (AL 1).
Doch in Teilen der Kirche scheint diese Botschaft mehr Verunsicherung als Freude verbreitet zu haben. Erst kürzlich haben vier von ihrem Bischofsamt emeritierte Kardinäle dem Papst ihre Fragen zu „Amoris laetitia“ geschrieben und ihn aufgefordert, unter anderem klarzustellen, ob wiederverheiratete Geschiedene nun zur Kommunion gehen dürften oder nicht.
Mich beschäftigen ganz andere Fragen: Warum haben diese Kardinäle Schwierigkeiten damit, wenn der Papst darauf hinweist, „dass nicht alle doktrinellen, moralischen oder pastoralen Diskussionen durch ein lehramtliches Eingreifen entschieden werden müssen“ (AL 3)? Warum haben sie Schwierigkeiten damit, wenn sie dazu berufen werden, „die Gewissen zu bilden, nicht aber dazu, den Anspruch zu erheben, sie zu ersetzen“ (AL 37)?
Was ist schwer daran, zu verstehen, „dass man mitten in einer objektiven Situation der Sünde – die nicht subjektiv schuldhaft ist oder es zumindest nicht völlig ist – in der Gnade Gottes leben kann, dass man lieben kann und dass man auch im Leben der Gnade und der Liebe wachsen kann, wenn man dazu die Hilfe der Kirche bekommt“ (AL 305)? Was ist schwer daran, „eine neue Ermutigung auszudrücken zu einer verantwortungsvollen persönlichen und pastoralen Unterscheidung der je spezifischen Fälle“ (AL 300)?
Hab‘ keine Angst, wenn Du im Sinne von „Amoris laetitia“ nach reiflicher Abwägung eine gewissenhafte Einzelfallentscheidung triffst! Dies sollte die unmissverständliche und ermutigende Botschaft von Weihnachten in diesem Jahr sein.
Stefan Becker, Präsident des Familienbunds der Katholiken