Elterntaxis – Gefährdung auf dem Schulweg

Mama, ich kann laufen!

Kind Schulweg (c) Bistum Mainz
Kind Schulweg
Datum:
Mo. 11. Juli 2016
Von:
Nicole Sieben
Ein großes Problem ist täglich auf den Straßen vor deutschen Schulen sichtbar: Eltern die ihre Kinder praktisch in die Schule hineinfahren.

Damit behindern sie nicht nur die Kinder, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad den Schulweg meistern, sondern nehmen auch ihren eigenen Kindern die Möglichkeit in die Selbstständigkeit zu gelangen.

Am schlimmsten sind die Eltern, die auch noch andere Verkehrsteilnehmer, die sie auf ihr rücksichtloses Verhalten ansprechen, beschimpfen und immer „alles besser wissen“. Angeblich wollen sie ja alle nur das Beste für ihre Kinder, doch nehmen sie damit den Kindern oft einen großen Teil ihrer Entwicklungsmöglichkeiten. Zudem wünschen sich Schulleitungen und Lehrer, dass die Kinder eigenständiger werden und nicht von den Eltern oft „auf die letzte Minute“ gebracht werden.

Es wäre auch für die Entwicklung von Werten wie Pünktlichkeit, Sorgsamer Umgang im Straßenverkehr und soziales Miteinander von Vorteil wenn Kinder und Jugendliche ihren Schulweg alleine meistern könnten. Kinder können so mit ihren Mitschülern auf dem Schulweg im Kontakt sein, sich austauschen und somit auch ihre sozialen Kompetenzen stärken.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass deutlich mehr Jungen und Mädchen im Alter zwischen sechs und neun Jahren als Mitfahrer im Auto verunglücken als zu Fuß. Auch der ADAC spricht von einem Riesenproblem der „Eltern-Taxis“. Nach Angaben des Deutschen Kinderhilfswerks wurde noch 1970 nur eines von zehn Grundschulkindern von Mutter oder Vater zur Schule gefahren. Heute äuft dagegen nur eines von zehn Kindern regelmäßig ohne Begleitung Erwachsener zur Schule.

In jeder Schule wird dieses Thema auf fast jedem Elternabend thematisiert und die Eltern immer wieder aufgefordert ihren Kindern mehr zuzutrauen und sie selbstständig den Schulweg zu absolvieren. Doch dort stößt man oft auf „taube Ohren“, so dass sich an einigen Schulen Initiativen wie „Elternlotsen“ gegründet haben und sogar die Kinder ihren Eltern „rote Karten“ verteilen.

Bleibt zu hoffen, dass sich im neuen Schuljahr mehr Eltern daran halten ihre Kinder alleine gehen zu lassen.