Thérèse Mema, die zurzeit in Deutschland unterwegs ist, verglich ihr Heimatland mit einem Elefanten. „Die einen wollen das kostbare Elfenbein, andere das Fleisch und wieder andere ein weiteres Stück vom Elefanten. Dabei auf der Strecke bleibt das Gras – die Menschen – zu Füßen des großen Tieres.“ Der Kongo, so Mema, sei ein reiches Land, mit üppiger Vegetation, Wasser und fruchtbaren Böden – und vor allem mit Bodenschätzen wie Koltan, Gold, Silber und andere. Vor allem Coltan, das in elektronischen Geräten, besonders in Mobiltelefonen, gebraucht wird, ist auf dem Weltmarkt heiß begehrt. Die Rebellengruppen im Ostkongo kämpfen mit grausamen Methoden gegen die Menschen der Region, um die Bodenschätze auszubeuten.
Im Fokus des Dokumentarfilms „Voices of Violence“ steht die unvorstellbare Gewalt gegen Frauen im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Systematisch werden Frauen in der Bürgerkriegsregion von rivalisierenden Rebellengruppen entführt, vergewaltigt und zu Schwerstarbeit gezwungen. Die Filmemacherin Claudia Schmid gibt völlig unbekannten Frauen eine Stimme: In langen, konzentrierten Gesprächen veröffentlichen sie zum ersten Mal ihre traumatischen Erlebnisse. Sie erzählen, wie sie überfallen, verschleppt und misshandelt wurden, wie sie aus den Rebellencamps fliehen konnten und warum die Hölle nach der Rückkehr in die Dörfer weiterging. Zugleich zeigt der Film die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen auf, die diese Grausamkeiten zulassen.
Die rege Diskussion der Zuschauerinnen und Zuschauer im Anschluss an den Film führte immer wieder zu den Fragen: Leisten auch wir in Deutschland einen Beitrag zu diesem Geschehen? Was können wir tun? Kritischer Konsum, Nachfragen, mit Politikern im Gespräch sein und über die Lage der Menschen im Kongo berichten, das ist die Bitte von Thérèse Mema an uns. Sie glaubt fest daran, dass die Grundlage für den Krieg langsam verschwinden wird, wenn sich das Verhalten der Verbraucher in Europa und weltweit ändert. Bei der Förderung von Diamanten und Gold sei dies schon zum Teil gelungen.
Der Film lässt betroffen und aufgerüttelt zurück. Er stellt die Frage nach dem Stellenwert der Frauen in einer Gesellschaft, die von Männern dominiert wird und nach ihrer Verwundbarkeit. Er zeigt aber auch die Stärke der Frauen, die sich zurück ins Leben kämpfen. Dass Gewalt gegen Frauen nicht allein ein Thema ferner Länder ist, zeigen die Rückmeldungen einiger Zuschauerinnen. Auch in Deutschland und Europa werden Frauen Opfer sexueller Gewalt, sind Frauenrechte nicht selbstverständlich. Die Frage nach den Rechten von Frauen, hier und weltweit, haben auch die beiden mitveranstaltenden katholischen Frauenverbände: KDFB (Katholischer Deutscher Frauenbund Diözesanverband und Zweigverein Mainz) und die kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands im Bistum Mainz) im Blick und sind frauenpolitisch engagiert.
Thérèse Mema ist auf Einladung von missio Aachen in Deutschland. Die finanzielle Unterstützung des katholischen Hilfswerks sichert einen Teil der Traumatherapie für die Frauen im Kongo. Eine Unterschriftenaktion und eine Sammelaktion für gebrauchte Mobiltelefone sind zwei weitere Bausteine, die der Verband anbietet, um in Deutschland aktiv zu werden. Informationen hierzu unter:
https://www.missio-hilft.de/de/aktion/schutzengel/fuer-familien-in-not-weltweit/handy-sammeln/
und https://www.missio-hilft.de/de/aktion/schutzengel/fuer-familien-in-not-weltweit/petition/.