Zum Wohl des Kindes!

Jeder sollte Hinweise auf Gefährdung weitergeben!

Schutz Pflanze (c) Fotolia_56312059_L Romono Tavali
Schutz Pflanze
Datum:
Fr. 7. Okt. 2016
Von:
Nicole Sieben
Innerhalb der Bevölkerung in Deutschland gibt es ein Umdenken – immer häufiger werden für die Kinder gefährdende Situationen durch Hinweise aus der Familie rechtzeitig erkannt. Ebenso überprüfen die deutschen Jugendämter sehr viel öfter, ob das Wohl eines Kindes in Gefahr ist.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden teilte vergangene Woche mit, dass es im Jahr 2015 rund 129.000 solcher Verfahren gab. Gegenüber dem Vorjahr ist dies eine Erhöhung von ca. 4 Prozent. Die Behörden bewerteten rund 20.800 der im Jahr 2015 eingeleiteten Verfahren als akut. Das ist ein Anstieg um 11,7 Prozent gegenüber 2014. Bei knapp 24.200 Verfahren erkannten die Jugendämter eine latente Kindeswohlgefährdung.

Die stellvertretende Bundesgeschäftsführerin beim Deutschen Kinderschutzbund, Frau Cordula Lasner-Tietze bezieht dies  auf die Einführung des Kinderschutzgesetzes im selben Jahr: „Damit wurde die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Akteuren bei der Sicherung des Kindeswohls verankert.“

Die verschiedenen Behörden wie z. B. Polizei, Gerichte und Berufsgruppen, wie Ärzte, Mitarbeiter in KiTas und Schulen, sind sehr sensibilisiert und schauen genauer hin. Dies gilt ebenso für Nachbarn oder Bekannte, die früher eher mal „weggesehen haben“ mit der Begründung „das geht uns nichts an“. Das Denken hat sich verändert und ca. 12 % Prozent der Fälle kamen aus dem näheren Umfeld – meist sogar nicht anonym.

Lasner-Tietze sagte, dass auch die Jugendämter durch die dramatischen Fälle von Kindesmisshandlung in der Vergangenheit für Hinweise sensibilisiert seien. Für Aufsehen und Kritik an dem zuständigen Jugendamt, sorge der Fall des drei Jahre alten Alessio der im Schwarzwald im vergangenen Jahr zu Tode geprügelt wurde. Hier wurde der zuständige Sachbearbeiter ebenso wie der Vater vor Gericht gestellt und verurteilt.

Das damals zuständige Amt stand in der Kritik, Warnungen ignoriert zu haben. Um solchen Fällen vorzubeugen sind Prävention und rechtzeitige Hinweise notwendig. Ob durch Kinderärzte die oft den ersten Kontakt haben zu Kindern die misshandelt werden, oder durch Lehrer – keiner sollte sich verschließen und Hinweise melden. Seitens der Politik wird auch Handlungsbedarf gesehen und durch das Bundesfamilienministerium wurde mitgeteilt, dass es eine zentrale und unentgeltliche Beratungsnummer für Mediziner einrichten wird, die mögliche Fälle von Kindesmisshandlung und Kindesmissbrauch bemerken. Das Pilotprojekt soll von April 2017 an starten.