Von Cicely Saunders, der Begründerin der Hospizbewegung, stammt der viel zitierte Spruch: Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben. Biblisch gesagt können wir auch zitieren: Damit sie das Leben haben und es in Fülle haben (Joh 10,10) oder Schenk jedem Lebenden deine Gaben, und auch dem Toten versag deine Liebe nicht! Entzieh dich nicht den Weinenden, vielmehr trauere mit den Trauernden! (Jesus Sirach 7,33 f.)
Christinnen und Christen leben aus der Botschaft, dass der Tod nicht das Ende ist. Auch über den Tod hinaus ist niemand verloren. Das kann Hoffnung auf der letzten Wegstrecke des Lebens geben. Aber dieser letzte Wegabschnitt ist oft nicht immer leicht. Muss ich ihn alleine gehen? Nein! Viele Menschen gehen diesen Weg zugewandt mit – als einen Akt der Nächstenliebe und als Botschaft, dass auch am Ende des Lebens Gemeinschaft besteht.
Im Bereich der Hospizarbeit ist die Kirche im Bistum Mainz (oft im Verbund mit anderen Trägern) vielfältig engagiert. Im Gebiet des Bistum Mainz befinden sich drei stationäre Hospize in katholischer Trägerschaft. Zwei weitere stationäre Einrichtungen entstehen derzeit mit unterschiedlichen Partnern. In diesen stationären Einrichtungen betreuen neben dem medizinischen Personal auch hauptberufliche Seelsorgerinnen und Seelsorger die Gäste. Sie haben auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen im Blick. Ihnen Räume zu schaffen, um über die oft auch belastenden Erfahrungen ihrer Arbeit sprechen zu können, gehört zum Auftrag der Seelsorge. Darüber hinaus sind Seelsorgerinnen und Seelsorger auch in den Palliativstationen der Krankenhäuser (nicht nur der konfessionellen Krankenhäuser) aktiv. Sie helfen in interdisziplinären Teams mit, um die Patientinnen und Patienten mit allen ihren leiblichen und seelischen Bedürfnissen zu begleiten.
Im Bistum unterstützen ambulante Hospizdienste, oft in ökumenischer Trägerschaft, sowie auch drei Malteser Hospizdienste Menschen bei der Begleitung ihrer Angehörigen zu Hause oder in stationären Pflegeeinrichtungen. Zuwendung und Zeit für die Sterbenden, Kraft und Unterstützung für die Angehörigen: Das bringen dabei die viele ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und -begleiter zu den Sterbenden mit. Die hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter koordinieren und schulen sie für ihre Einsätze.
Die Begleitung Sterbender geschieht unabhängig von der Weltanschauung und Nationalität der Menschen, es wird auf Würde, Einzigartigkeit und Autonomie jedes Einzelnen geachtet. Die Begleiterinnen und Begleiter haben sich für diesen Dienst umfassend weitergebildet. Viele Stunden Ausbildung haben sie investiert, bevor sie eine Begleitung beginnen. Ein hohes Engagement und viel Herzblut geben sie für ihr Tun.
Hier wird Kirche sichtbar, hier bekommt der Begriff Caritas ein Gesicht: in der Sorge um den anderen, die andere. Das kann vieles meinen, zum Beispiel: aufmerksam zuhören, Gespräche über das Leben und den Tod führen, gemeinsam schweigen, wenn gewünscht, zusammen beten, einen letzten Wunsch erfüllen …
Mit dem Versterben des bzw. der Begleiteten ist der Kontakt oft noch nicht beendet. Nachgehende Angebote, Trauerbegleitung in Einzelgesprächen oder Gruppe oder die Begegnung in einem Trauercafé helfen denen, die zurückbleiben. Angebunden an die Hospize und Hospizdienste, aber auch an Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Pfarreien, erhalten Betroffene Unterstützung. Da gibt es z.B. die Trauergruppe für Kinder in einer Gemeinde, ein Trauercafé im Stadtteil, eine Gruppe „Trauer und Bewegung“ beim Hospizdienst.
Von Pastoralreferentin Barbara Wolf, Referentin für Seelsorge in Einrichtungen der Gesundheits- und Altenhilfe im Bischöflichen Ordinariat Mainz