Gewöhnungsbedürftig ist er für manche – der Christus im Mainzer Dom. Das schwere Metall, die raue Oberfläche wie aufgerissen, ein dicker senkrechter Kreuzesbalken: viel Schwere auf den ersten Eindruck, verstärkt durch eine erschreckend riesige Dornenkrone: Christus am Kreuz.
Doch dazu der Kontrast: Das Gesicht ohne Anzeichen von Leid und Schmerz, ganz ruhig, gesammelt. ER blickt auf die Betrachtenden wie aus einer anderen Wirklichkeit. Der Körper nicht mehr gehalten von Nägeln. Er streckt sich weit aus zum Himmel nach oben, federleicht, in einer eleganten, fast tänzerischen Bewegung: Christus der Auferstandene.
Das ist ER für uns: der Leidende, in dessen Leid all unser Leiden und Sorgen immer wieder aufgehoben ist. Und zugleich der Auferstandene, durch den wir von einer Hoffnung erfahren, die größer ist als alle menschlichen Gedanken. Indem wir IHN erkennen, erkennen wir in ihm das Geheimnis Gottes, nach dem auch wir uns ausstrecken dürfen.
Martina Patenge