Am Institut für Mainzer Kirchengeschichte (IMKG) läuft zur Zeit ein Forschungsprojekt zum »Wormser Memorandum«. Mit diesem baten führende Wormser Katholiken 1971 Papst Paul VI. um »ein klärendes Wort zur Person und Lehre Martin Luthers aus heutiger katholischer Sicht im Interesse der Vertiefung oekumenischer Arbeit«. Der Text, der als »Wormser Memorandum« deutschlandweit Schlagzeilen machte, forderte darüber hinaus die Einsetzung einer päpstlichen Kommission, die die in katholischer Theologie und Geschichtswissenschaft veränderte Sichtweise auf den Reformator reflektieren und auf dieser Basis den Umgang mit dem 1521 verhängten Kirchenbann über Luther klären sollte.
Wie kam es dazu, dass Katholiken aus Worms dieses Thema aufgriffen und sich in dem dreisprachig – auf Deutsch, Latein und Französisch – erschienenen Text direkt an Paul VI. wandten? Wer waren die entscheidenden Akteure und wie vernetzten sie sich in Stadt, Bistum und Weltkirche? Welches Echo erzielte das »Wormser Memorandum« – kirchlich, gesellschaftlich und medial? Und wie reagierten Paul VI. und andere kirchliche, katholische wie lutherische, Stellen?
Diesen und weiteren Fragen widmet sich das aktuelle Forschungsprojekt von Martin Belz. Auf Grundlage des im IMKG überlieferten Teilnachlasses von Prof. Dr. Richard Wisser, des maßgeblichen Initiators des Memorandums, sowie weiterer Akten aus Wormser Pfarrei- und Dekanatsarchiven sowie aus dem Dom- und Diözesanarchiv Mainz wird den Wegen, die zum Memorandum führten, und den Schritten, die auf dieses folgten, nachgegangen. Das Projekt arbeitet damit nicht nur einen wichtigen Aspekt der jüngeren Mainzer Bistumsgeschichte auf und stellt den Wormser Bistumsteil in den Fokus, sondern bietet zugleich einen Beitrag zur Geschichte der ökumenischen Bewegung und der Laieninitiativen in der Nachkonzilszeit.
Erste Ergebnisse werden im Rahmen der Tagung »Reichstag – Reichsstadt – Konfession. Worms 1521« präsentiert, die am 18. und 19. Juni 2021 stattfindet.
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