"Kirchen-Staaten" - Tagung des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte

Tagungsbericht

Arnold (c) Institut für Mainzer Kirchengeschichte
Datum:
Do. 16. Okt. 2025
Von:
Institut für Mainzer Kirchengeschichte

Vom 8. bis zum 10. Oktober 2025 fand die Tagung "Kirchen-Staaten. Die Reichskirche und der Stato Pontificio im Vergleich" zur vergleichenden Untersuchung geistlicher Herrschaft im Heiligen Römischen Reich und im päpstlichen Kirchenstaat statt. Die Veranstaltung wurde vom Institut für Mainzer Kirchengeschichte in Kooperation mit dem Historischen Seminar (Arbeitsbereich Neuere Geschichte) sowie der Katholisch-Theologischen Fakultät (Abteilung Mittlere und Neuere Kirchengeschichte) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz organisiert und durch die Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Europäische Geschichte unterstützt. Diese interdisziplinäre und interinstitutionelle Kooperation ermöglichte es, die bislang weitgehend getrennt bearbeiteten Forschungsfelder zur Reichskirche und zum Papsttum systematisch miteinander in Beziehung zu setzen und strukturelle Parallelen sowie Unterschiede herauszuarbeiten. 

Die erste Sektion widmete sich den Mechanismen und Praktiken des Herrschaftswechsels. Prof. Dr. Bettina Braun (Mainz) analysierte die Einflussnahme des Wiener Hofes auf Papst- und Bischofswahlen im 18. Jahrhundert, bevor Dr. Kevin Hecken (Wien) zeremoniellen Aspekten und Wahlverhandlungen in der Papstwahl des 17. Jahrhunderts nachging. Dr. Sven Dittmar (Mainz) untersuchte herrschaftliche Machtdemonstrationen anhand der Einzüge in die eroberten Städte Ferrara (1598) und Erfurt (1664). Daniel Pfeifer (Tübingen) beleuchtete Herrschaftslegitimationen und -konkurrenzen am Beispiel der Fürstpropstei Ellwangen im 16. Jahrhundert.

Die zweite Sektion befasste sich mit personalen Dimensionen geistlich-weltlicher Herrschaft. Dr. Jan Turinski (Mainz) erörterte am Beispiel der geistlichen Kurfürstentümer die Rolle von Beichtvätern zwischen Seelsorge, Politik und Diplomatie in der Germania Sacra. Dott.ssa Claudia Curcuruto (Rom) analysierte Handlungsspielräume kurialer Sekretäre unter Papst Innozenz XI., während Prof. Dr. Matthias Schnettger (Mainz) die Präsenz und Funktionen von Frauen an geistlichen Höfen der Frühen Neuzeit thematisierte. Eine von Dr. Luzie Bratner (Mainz) geleitete Domführung erschloss die Grabdenkmäler der Mainzer Erzbischöfe im 17. und 18. Jahrhundert als Quellen für Repräsentations- und Memorialkultur.

Die dritte Sektion konzentrierte sich auf Verwaltungsstrukturen und politische Praktiken. Prof. Dr. Birgit Emich (Frankfurt) untersuchte das Verhältnis von Kirchenherrschaft und Staatsverwaltung im Kirchenstaat, Prof. Dr. Christophe Duhamelle (Paris) die räumlichen Strukturen geistlicher Fürstentümer im Alten Reich. Dr. Juliette Guilbaud (Paris) erörterte einen Herrschaftskonflikt zwischen Kurtrier und Lüttich, Prof. Dr. Filip Malesevic (Ankara) analysierte päpstliche Souveränität und Ekklesiologie im Barberini-Pontifikat Urbans VIII.

Den öffentlichen Abendvortrag bestritt Prof. Dr. Günther Wassilowsky (Berlin) zum Thema "Universaler Gnadenhof. Theologie der päpstlichen Administration". Den Abschluss bildete ein Kommentar von Prof. Dr. Nicole Reinhardt (Mainz) mit anschließender Diskussion. Im Namen des Bistums Mainz sprach Herr Generalvikar Dr. Sebastian Lang ein Grußwort an die Tagungsteilnehmer/innen.

 

Die Tagung wurde ermöglicht durch großzügige Zuschüsse der Forschungsplattform "Frühe Neuzeit" an der Johannes Gutenberg-Universtität Mainz , der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG.