Werner von Eppstein (Eppenstein) (um 1230–1284)

1259–1284 53. Erzbischof von Mainz

1272–1273 Administrator des Benediktinerklosters Fulda

 

Geboren um 1230 aus der mächtigen und einflussreichen Dynastie der von Eppstein als Sohn des Gerhard II. von Eppstein und von Braubach, des älteren Bruders des Mainzer Erzbischofs Siegfried III. von Eppstein, und wahrscheinlich der Adelheid von Falkenstein, einer Tochter Philipps von Bolanden († 1270/71); über Werners älteren Bruder Gerhard III. waren die von Eppstein mit den Grafen von Nassau verwandt, die nach ihnen für lange Zeit die Mainzer Kirche dominierten. Werner besuchte die Mainzer Domschule; Domherr, 1248 Domkantor, wenig später Dompropst von Mainz und damit Inhaber des zur Dompropstei gehörenden Archidiakonats um Mainz und im Hunsrück-Nahe-Glan-Raum; um 1242 Propst des Stiftes St. Peter in Mainz; 1248 Propst des Stiftes Mariagreden in Mainz sowie spätestens seit 1257 Propst des Stiftes St. Peter und Alexander in Aschaffenburg; vermutlich hatte er die Stiftspropsteien von St. Peter, Mariagreden und Aschaffenburg bis 1262 inne; nach dem Tod des Mainzer Erzbischofs Gerhard Wildgraf vom Domkapitel in wohl unproblematischer Wahl im Oktober oder November 1259 zum Nachfolger gewählt; nach den neuen strengen päpstlichen Bestimmungen begab er sich wegen seiner Bestätigung in Begleitung des Grafen Rudolf von Habsburg 1260 persönlich nach Rom, wo ihn Papst Alexander IV. bestätigte und im Oktober oder November konsekrierte und ihm das Pallium verlieh.

Gegen das Bestreben des böhmischen Königs Ottokar II., von den Bischöfen von Prag und Olmütz gekrönt zu werden, verteidigte Werner das Mainzer Krönungsrecht und vollzog Weihnachten 1261 im Veitsdom zu Prag die Krönung Ottokars und seiner Gemahlin Kunigunde († 1285). Im deutschen Thronstreit stand er wie sein Amtsvorgänger Gerhard Wildgraf gegen Alfons von Kastilien aufseiten König Richards von Cornwall. Er erwog jedoch zweimal, die Wirren im Reich durch die Wahl eines neuen Königs zu beenden. Hinter diesem von der römischen Kurie beargwöhnten Streben standen territorialpolitische Ambitionen. Werner ließ davon ab, als 1268 der letzte Staufer Konradin in Neapel enthauptet wurde und somit als sein Kandidat ausfiel.

Den Tod König Richards nahm Werner 1272 zum Anlass, auf die Wahl Rudolfs von Habsburg als allgemein anerkannten Königs hinzuwirken. Nach schwierigen Verhandlungen erfolgte 1273 die einstimmige Wahl, zu der Werner nach Frankfurt eingeladen hatte. Bei den anlässlich der Krönung 1273 in Aachen ausgebrochenen Rangstreitigkeiten zwischen Werner und dem Kölner Erzbischof Engelbert von Valkenburg konnte Werner leicht nachgeben, da er reichspolitisch inzwischen unbestritten die erste Stelle einnahm. Vor der Königswahl hatten sich die Kurfürsten ihre Rechte und Privilegien in einer Wahlkapitulation festschreiben lassen. Um die Bestätigung der Königswahl durch Papst Gregor X. einzuholen, reiste Werner mit den Erzbischöfen von Köln, Trier, Magdeburg und Bremen sowie acht weiteren Bischöfen im Mai 1274 zum Konzil nach Lyon. Trotz des Widerstandes der Könige Alfons von Kastilien und Ottokar II. von Böhmen erfolgte die Bestätigung im Konsistorium, an dem auf Einladung des Papstes auch Werner teilnahm. Die Bestätigungsurkunde nahm als Beauftragter König Rudolfs der spätere Mainzer Erzbischof Heinrich Knoderer von Isny entgegen. Im Auftrag des Papstes erteilte Werner im Juni 1274 dem Hildesheimer Bischof Otto von Braunschweig-Lüneburg in Lyon die Bischofsweihe und reiste dann nach Mainz zurück.

Wie in seinem gesamten Episkopat erwies er sich in der Folgezeit als zäher und erfolgreicher Territorialpolitiker. Trotz des Einsatzes der Exkommunikation gelang es ihm aber nicht, mainzische Lehen von Heinrich von Brabant, einem Enkel der hl. Elisabeth von Thüringen (1207–31), zurückzuerhalten. Durch Erwerb oder bewaffneten Zugriff erzielte er dagegen Territorialgewinne im Spessart gegen die Grafen von Rieneck, im Naheraum gegen die 1279 bei Gensingen besiegten Grafen von Sponheim, im Rheingau gegen die Ministerialen, im Raume Mainz gegen Philipp von Hohenfels sowie im südlichen Odenwald. Ungeachtet der damit verbundenen Konflikte bemühte sich Werner um Wahrung des Landfriedens und der Ruhe im Reich. Zumeist gespannt war allerdings sein Verhältnis zu der nach Erweiterung ihrer Freiheiten drängenden Mainzer Bürgerschaft, ein Konflikt, der 1276 in der Zerstörung der bischöflichen Pfalz am „Höfchen“ in unmittelbarer Nähe des Domes seinen Höhepunkt fand.

Von Werner gefördert, begann 1279 der Bau der gotischen Seitenkapellen am Mainzer Dom. Zwei Provinzialkonzilien fanden unter ihm statt, eines 1261 in Mainz, das sich mit der Reform des Klerus und dem Aufruf zur Verteidigung gegen die das Reich bedrängenden Tartaren befasste, und das andere 1282 in Aschaffenburg, dem nur mäßige Bedeutung zukam. 1271 überfielen und ermordeten Ministeriale während einer Messe den Abt des Benediktinerklosters Fulda, Betho von Leibolz (1261–71); sein Nachfolger, Betho von Mackenzell (1271–72), ging mit einer Strafaktion gegen die Mörder vor und trat dann die Leitung des Stiftes am 28. April 1272 an Werner ab, der sie bis August 1273 beibehielt.

Gestorben am 2. April 1284 in Aschaffenburg; Grab: Mainzer Dom.

Friedhelm Jürgensmeier

 

Text aus: Gatz, Erwin (Hrsg), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Teil: 1198 bis 1448, unter Mitw. von Clemens Brodkorb, Berlin: Duncker und Humblot 2001, S. 402–403. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.