Adolf II. von Nassau (um 1423–1475)

Adolf Graf von Nassau-Wiesbaden-Idstein

1461–1475 69. Kurfürst-Erzbischof von Mainz

 

Adolf von Nassau wurde um das Jahr 1423 als Sohn des Grafen Adolf von Nassau und der Landgräfin Margarethe von Baden geboren. Die mehrfach verzweigte Familie der Grafen von Nassau hatte mit Gerlach (1346/54–71), Adolf I. (1373/81–90) und Johann (1397–1419) bereits dreimal ein Mitglied auf dem Mainzer Erzstuhl gesehen.

Adolf wurde am 25. Februar 1439 ins Mainzer Domstift aufgeschworen. Die erste sichere Nennung als Domherr datiert vom 3. November 1450. 1441 ging er zum Studium nach Heidelberg und erhielt wohl im gleichen Jahr eine Pfründe am Domstift zu Trier, die er 1444 resignierte. 1443 wurde er zum Rektor der Heidelberger Universität gewählt. 1444 wechselte er zum Studium nach Köln. Hier legte er am Domstift 1444 die Ahnenprobe ab. Das Studium beendete er um 1450 mit dem Grad eines Lic. decr. Am 14. Juli 1447 erhielt er eine Expektanz auf ein Speyerer Domkanonikat, desgleichen 1450 für ein Kanonikat an St. Alban in Mainz. 1451 fiel ihm die Propstei von St. Peter in Mainz durch Provision zu. Er resignierte sie 1459. Am 7. oder 8. Juli 1451 ernannte ihn der mit ihm verwandte Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach auf Lebenszeit zum Provisor in Erfurt und Oberamtmann für das Eichsfeld. Am 16. Januar 1453 wurde er ferner mit der Leitung des Erfurter Generalgerichts beauftragt und war damit Generalkommissar für den thüringisch-eichsfeldischen Teil des Bistums. 1455 war er Stiftsherr von Mariagreden in Mainz und ab 1456 im Besitz der seit 1455 umstrittenen Propstei von St. Marien in Erfurt.

Bei der Wahl des Nachfolgers Schenk von Erbachs unterlag er am 18. Juni 1459 Diether von Isenburg. Bei der „per modum compromissi‟ erfolgten Wahl hatten von den durch Los bestimmten sieben Domherren drei für ihn und vier für Isenburg votiert. Gemäß Vereinbarung wurde Isenburg als Erzbischof anerkannt. Seinen unterlegenen Rivalen bestätigte er am 10./17. Juli 1459 als Provisor, Geistlichen Kommissar und Oberamtmann. Pius II. erteilte dem Gewählten am 4. Januar 1460 die Konfirmation, setzte ihn wegen reichs- und kirchenpolitischer Differenzen jedoch am 21. August 1461 wieder ab. Zuvor hatte er am 8. August 1461 Adolf zum Erzbischof providiert. Dieser berief für den 26. September 1461 eine Sitzung des Domkapitels ein, ließ in Anwesenheit der sieben erschienenen Domkapitulare die päpstlichen Dokumente verlesen, gewann nach kurzer Bedenkzeit die Mehrheit der Wähler und wurde trotz des Protestes von Isenburg am 2. Oktober 1461 inthronisiert. Die Stadt Mainz konnte er nicht für sich gewinnen. Sie entschied sich in der bald ausbrechenden Stiftsfehde vielmehr für Isenburg. Für die zu erwartende militärische Auseinandersetzung hatten beide Erzbischöfe Verbündete dadurch an sich gebunden, dass sie ihnen durch Verkauf und Verpfändung große Teile des Erzstifts überließen.

Ab Dezember 1461 sprachen die Waffen. Durch die Niederlage bei Seckenheim am 30. Juni 1462 schien Adolf den Kampf zu verlieren. Doch die Eroberung von Mainz durch seine Truppen und Verbündeten am 28. Oktober 1462 brachte die Wende. Am folgenden Tag konnte Adolf seinen Einzug in die stark zerstörte und geplünderte Stadt halten. Er ließ am 30. Oktober 1462 die Bürger auf dem Dietmarkt zusammenkommen, warf ihnen Ungehorsam gegen Papst und Kaiser vor, zwang 800 von ihnen, ohne Habe die Stadt zu verlassen, und erklärte die Bürgerschaft ihrer seit 1244 gehaltenen Freiheiten und Privilegien für verlustig. Das bis dahin freie Mainz war fortan landsässig. Am 5. Oktober 1463 schloss Adolf im Zeilsheimer Vertrag Frieden mit Isenburg. Dieser anerkannte Adolf als legitimen Erzbischof und wurde mit einem eigenen Fürstentum entschädigt. Den am Krieg beteiligten Fürsten wurden die erhaltenen Verpfändungen bestätigt. Das Erzstift stand vor dem Chaos, zumal bis 1466 weitere Verpfändungen und Ausstellungen von Schadlosbriefen folgten.

Reichspolitisch übte Adolf Zurückhaltung. Er mühte sich um Befriedung und erste Sanierung des ruinierten Erzstifts, traf Maßnahmen für den Wiederaufbau der Stadt Mainz, gab dieser eine neue Verfassung und führte zwischen Frühjahr 1467 und Juli 1469 Verhandlungen zur Gründung einer Universität. 1466 erlaubte er die Gründung von Kugelherrenklöstern in Marienthal und Königstein, hieß 1468 die Einbeziehung der Propstei Pfaffenschwabenheim in die Windesheimer Kongregation gut und förderte 1469 die Reform der Franziskaner- und Klarissenklöster.

Adolf starb am 6. September 1475 in der erzbischöflichen Burg zu Eltville. Er wurde in der Kirche der Zisterzienserabtei Eberbach im Rheingau beigesetzt.

Friedhelm Jürgensmeier

 

Text aus: Gatz, Erwin (Hrsg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Teil: 1448 bis 1648, unter Mitw. von Clemens Brodkorb, Berlin: Duncker und Humblot 1996, S. 4–6. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.