Die Dominikaner verabschieden sich aus Worms und geben das Kloster St. Paulus auf. Das hat das Provinzkapitel der neu fusionierten Provinz (Deutschland und Österreich) entschieden. Die Dominikaner werden weniger und müssen leider Standorte aufgeben. Ihr Kloster in Mainz bleibt aber, so dass die Dominikaner im Bistum Mainz weiter vertreten sind.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
lieber Herr Propst,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und Ökumene,
sehr geehrte Damen und Herren!
Aber vor allem: liebe Brüder des Predigerordens,
als Ihre Vorgänger 1226 nach Worms kamen – zum ersten Mal –, antworteten sie auf ein Bedürfnis: Mit den wachsenden Städten war auch ein Bürgertum entstanden, dem die Seelsorge, die der Dom, die Stifts- und Pfarrkirchen boten, nicht ausreichte. Vielleicht, weil diese Institutionen zu sehr feudal geprägt waren und damit eher eine ländlichen als einer städtischen Kultur angehörten, vielleicht aber auch nur, weil es gelegentlich des Neuen bedarf, um die „alte“ Botschaft wieder hörbar zu machen. Die Dominikaner konnten das notwendige Angebot machen! Und das, obwohl sie doch selbst aus der Chorherrentradition stammten und im ländlichen Raum Südfrankreichs entstanden waren.
All das war kein Phänomen, das irgendwie typisch für Worms gewesen wäre, aber es brauchte eben wohl auch hier diese Art, Christentum zu leben und zu verkündigen. Durch die Jahrhunderte mit Höhen und Tiefen, Abbrüchen und Neuanfängen: Einschränkungen in der Reformation, Aufhebung im Zuge der Französische Revolution, aber auch Neugründung 1926. Heute begehen wir – soll ich sagen wiederum? – einen Abschied. So verständlich die Entscheidung der Provinzleitung ist, so sehr ist sie für Worms, aber auch das Bistum Mainz bedauerlich.
An kulturellem Erbe, das tagtäglich an den Gottesgedanken erinnert, ist Worms ja durchaus reich: Ich denke an den Heiligen Sand, Worms bedeutenden jüdischen Friedhof, aber auch an das Lutherdenkmal und neben den vielen evangelischen wie katholischen Kirchen natürlich besonders an den Dom, der weithin in die Landschaft zu sehen ist. Und doch muss der Gottesgedanke von Menschen lebendig gehalten werden, damit er wirksam ist. Im Konzert derer, die in dieser Stadt ihre Stimme im Namen Gottes erheben, wird der Klang der Ihren, liebe Predigerbrüder, fehlen. Sie hinterlassen eine Lücke, die im Letzten nicht zu schließen sein wird.
Im Namen des Bischofs von Mainz danke ich Ihnen für Ihr Engagement hier in Worms und darüber hinaus in unserem ganzen Bistum, dem Sie ja weiterhin verbunden bleiben. Ich danke aber auch allen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Stadt und dem ganzen Pastoralraum – Propst Schäfer an der Spitze –, die auch zukünftig darum bemüht sind, hier der „alten“ christlichen Botschaft Tag für Tag neu eine Stimme zu geben.
Ja, es bliebt eine Lücke. Der Blick auf den Auferstandenen, der die Wundmale des Gekreuzigten trägt, kann aber lehren, dass es beim Ostersieg nicht darum geht, unverwundet zu sein, sondern, dass die Wunden nicht das Ende, sondern auch einen Neuanfang bedeuten können: Das hoffe ich auch für den Wormser Katholizismus an diesem Tag des schmerzhaften Abschiednehmens.