Rahmen-Leitbild für Einrichtungen im Bistum Mainz

Die Bistumsleitung möchte die Arbeit an der katholischen Identität und am christlichen Profil der kirchlichen Einrichtungen im Bistum unterstützen. Daher stellt sie ein Rahmen-Leitbild zur Verfügung. Es ist Grundlage und Orientierung für die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Leitbildern im ganzen Bistum und der Vielfalt seiner Einrichtungen.

Weitsicht (c) emotionpicture | stock.adobe.com

Das Rahmen-Leitbild wurde von der Leitungskonferenz formuliert, nach Resonanzen aus dem Diözesan-Pastoralrat und aus anderen Gruppierungen weiterentwickelt und in der Sitzung der Leitungskonferenz vom 31.10.2023 verabschiedet:

Das folgende Rahmen-Leitbild ist die verbindliche Grundlage für die Zusammenarbeit und das gemeinsame und je eigene Handeln in Kirche und Gesellschaft.

Rahmen-Leitbild für Einrichtungen im Bistum Mainz

Im Bistum Mainz wirken viele Menschen ehren- und hauptamtlich in kirchlichen Einrichtungen und Körperschaften mit. Wir sind als Teil des weltweiten Volkes Gottes dazu berufen und gesendet, Zeichen und Werkzeug der Nähe und Zuwendung Gottes zu allen Menschen zu sein. Dabei trägt und verpflichtet uns die Person und Botschaft Jesu Christi. Wir leben aus der Zuversicht, dass Gottes Geist uns begleitet und führt, inspiriert und erneuert. So gestalten wir eine Kirche, die teilt.

Wir teilen Glauben und Zweifel und laden zur Suche nach Gott ein.

Wir bieten Deutungen für den Sinn des Lebens und halten die Rede von Gott in der Gesellschaft wach. Von der Freude des Evangeliums lassen wir uns immer wieder neu anstecken und geben Zeugnis von der Hoffnung, die uns trägt – über den Tod hinaus. Wir geben Zweifeln am Glauben und Handeln der Kirche Raum und Respekt. Offen für die Fragen unserer Gegenwart gestalten wir vielfältige Orte, Formen und Zeichen im Vertrauen darauf, dass in ihnen Gottes Nähe wirkt und erfahren werden kann.

Wir teilen die Vielfalt des Lebens.

Die Diversität der Menschen erkennen wir an. Wir sind gemeinsam mit den Menschen in Höhen und Tiefen unterwegs und stärken in besonderer Weise Menschen in schwierigen Lebenssituationen. In allen Bereichen unseres Handelns setzen wir uns für Geschlechtergerechtigkeit ein. Wir lernen immer mehr, nach dem Vorbild Jesu zu lieben, zu vergeben und zu dienen. Wir gestalten unsere vielfältige Gesellschaft und Kultur mit und setzen uns für Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Frieden ein.

Wir sorgen für eine lebensfreundliche Kultur des Miteinanders.

Wir erkennen in jedem Menschen Gottes Ebenbild und begegnen ihm achtsam und respektvoll. Unser Miteinander gestalten wir aufmerksam, angemessen, rücksichtsvoll und wertschätzend. Wir schaffen Bedingungen, die das Wohl von Leib und Seele achten und fördern. Das beinhaltet klare Grenzen und Regeln, insbesondere im konsequenten Umgang mit Verstößen.

Wir nehmen Verantwortung gemeinsam wahr.

Transparenz, Loyalität und Respekt sind verpflichtende Maßstäbe unserer Arbeit. Wir teilen Macht und beteiligen viele Menschen an Entscheidungsprozessen. Wir pflegen einen kooperativen und wertschätzenden Kommunikations- und Führungsstil. Wir stärken die Vernetzung nach innen und außen, insbesondere in ökumenischer Verbundenheit und in interkultureller und interreligiöser Offenheit.

Wir teilen unsere Ressourcen und nutzen sie verantwortungsvoll.

Wir suchen, entdecken und fördern Begabungen und Berufungen, wir gestalten Begegnungs- und Erfahrungsräume. Die Nutzung der begrenzten Ressourcen gestalten wir transparent, fair und zukunftsweisend. Durch Verzicht und nachhaltiges Handeln tragen wir zur Bewahrung der Schöpfung bei.

Wir sind eine lernende Organisation.

Wir sind uns unserer Begrenztheit bewusst und wissen uns darin von Gott angenommen. Wir fördern Qualität auf der Grundlage gemeinsam definierter, transparenter Standards. Wir geben Rechenschaft über unser Handeln, hinterfragen uns kritisch. Aus guten Erfahrungen und aus Fehlern lernen wir und entwickeln uns und unsere Organisationskultur weiter.

Ein Rahmen-Leitbild für das Bistum Mainz und Leitbilder für alle kirchliche Einrichtungen des Bistums

Einführende Hinweise zum Rahmen-Leitbild des Bistums Mainz

In unserer vielfältigen Gesellschaft ist es wichtig, dass kirchliche Einrichtungen ein deutliches Profil aufweisen. Die Entwicklung und Umsetzung von Leitbildern bieten die Chance, die eigene Identität gemeinsam zu vergewissern und sich darüber zu verständigen, welche konkreten Folgen daraus erwachsen (sollten). Damit lassen sich Wahrnehmbarkeit und Wirksamkeit des eigenen Auftrags und Profils erhöhen.

Ein Leitbild ist ein realistisches Idealbild und trifft Grundaussagen zu folgenden Fragen:

Identität: Wer sind wir?
Mission: Was ist unser Auftrag?
Vision: Was sind unsere übergeordneten Ziele?
Maßstab: Was sind unsere grundlegenden Werte?

Klares Wasser im Fluss (c) Abi Afandi | stock.adobe.com

Der aktuelle Anlass für die Leitbild-Initiative in unserem Bistum ist die neue Grundordnung für den kirchlichen Dienst vom 22.11.2022. In ihr wird die katholische Identität und das christliche Profil der Einrichtungen nicht mehr wie bisher vor allem an den Mitarbeitenden, an formalen Kriterien wie Konfessionszugehörigkeit und privater Lebensgestaltung (personen-orientiertes Modell) festgemacht, sondern an den Zielen und Werten der jeweiligen Einrichtung und der Identifikation der Mitarbeitenden mit diesen (institutionen-orientiertes Modell).

Die Verantwortung für den Schutz und die Stärkung des kirchlichen Profils der Einrichtung kommt zuallererst dem Dienstgeber zu. Dieser ist in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden verpflichtet, das christliche Profil der Einrichtung fortwährend weiterzuentwickeln und zu schärfen. Als wichtiges Instrument dafür ist ein Leitbild und die gemeinsame Arbeit daran vorgesehen. Daraus müssen sich dann konkrete Folgen für Profil und Kultur der Einrichtung ergeben.

Die Bistumsleitung möchte die Arbeit an der Identität und die Entwicklung von Leitbildern in den kirchlichen Einrichtungen unterstützen. Daher stellt sie ein Rahmen-Leitbild zur Verfügung. Es ist Grundlage und Orientierung für die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Leitbildern im ganzen Bistum und der Vielfalt seiner Einrichtungen.

Das Rahmen-Leitbild wurde von der Leitungskonferenz formuliert und nach Resonanzen aus dem Diözesan-Pastoralrat und aus anderen Gruppierungen weiterentwickelt und verabschiedet.

Alle Pfarreien, kirchlichen Einrichtungen, Vereine und Verbände im Bistum Mainz sind nun aufgerufen, anknüpfend an das Rahmen-Leitbild eigene Leitbilder zu entwickeln. Die Pastoralräume und die neuen Pfarreien integrieren das Leitbild in das Pastoralkonzept. Die Caritasverbände, die Schulgesellschaft St. Martinus, der Kita-Zweckverband Unikathe und andere Trägergesellschaften, Vereine und Verbände können für die in ihnen zusammen-geschlossenen Einrichtungen gesonderte Regelungen zur Erstellung der Leitbilder treffen.

Die einzelnen Leitbilder sollen sich am Rahmen-Leitbild des Bistums orientieren und dieses für die Arbeit der eigenen Einrichtungen adaptieren und konkretisieren. Den Prozess der Entwicklung dieser Leitbilder soll die jeweilige Leitung initiieren und moderieren, dabei aber die Mitarbeitenden intensiv einbeziehen. Die MAV ist im Rahmen der MAVO zu beteiligen.

Einrichtungen, die bereits ein Leitbild entwickelt haben, sind aufgerufen, ihr Leitbild aufgrund des Rahmen-Leitbildes zu überprüfen und ggf. weiterzuentwickeln.

Die Verantwortung für diesen Prozess der Entstehung und für die Inkraftsetzung des Leitbildes liegt beim jeweiligen Rechtsträger. Die Leitbilder sind bis spätestens 2026 zu erstellen bzw. zu bearbeiten; in den neuen Pfarreien sind die Leitbilder bis spätestens zwei Jahre nach deren Gründung zu entwickeln. Die Evaluation des Prozesses und der Leitbilder erfolgt z.B. über Mitarbeitendengespräche mit Führungskräften, Visitationen, Audits u.a. Formen der Qualitätssicherung.

Das Leitbild drückt Kultur und Miteinander der Einrichtung aus und dient der kritischen Überprüfung, ob die Einrichtungskultur im Einklang mit dem Leitbild steht.

Leitbilder unterstützen…

  • …die Profilierung der Einrichtung
  • …die Darstellung der Einrichtung nach innen und außen
  • …die Reflexion und Weiterentwicklung der Einrichtungskultur
  • …die gemeinsame Identifikation mit der Einrichtung
  • …die Vergewisserung über die gegenseitige Passung in Vorstellungsgesprächen
  • …die Vergewisserung über die persönliche Weiterentwicklung
  • …die Weiterentwicklung der Organisation und ihrer Kultur

Alle Leitbilder müssen auf Schnittstellen zu anderen bestehenden Texten überprüft und ggf. durch neu zu erarbeitende Texte ergänzt werden. Die entsprechenden Verknüpfungen zwischen diesen konkretisierenden Texten und dem jeweiligen Leitbild müssen in letzterem kenntlich gemacht werden (z.B. durch Verlinkung oder Fußnoten).

Solche Konkretisierungen sind z.B.

  • das Institutionelle Schutzkonzept,
  • Compliance-Regeln,
  • Führungs-Leitlinien,
  • Dienstrechtliche Regelungen, Dienstvereinbarungen und –ordnungen,
  • Pastorale Richtlinien,
  • Vorgaben des Qualitätsmanagements,
  • Regelungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sowie Datenschutzes …

Alle Leitbilder und die mit ihnen verbundenen Leitlinien sind fortlaufend zu evaluieren und zu überarbeiten. Vor allem aber geht es darum, diese Texte im Miteinander und im Alltag wirksam werden zu lassen. Sie sollen die Kultur der Einrichtungen prägen und so mit Leben gefüllt werden. Damit sollen sie für die Mitarbeitenden und für die Menschen, die die Angebote der Einrichtungen wahrnehmen, erfahrbar werden.

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