Mainz. In seinem diesjährigen Fastenhirtenbrief nimmt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf Bezug auf das Buch Hiob. Kirche müsse handeln, und immer an der Seite der Leidenden sein, forderte der Bischof. Der Fastenhirtenbrief wird traditionell in allen Pfarreien des Bistums Mainz am ersten Fastenwochenende verlesen, in diesem Jahr in den Gottesdiensten am Samstag, 17. und Sonntag, 18. Februar.
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„Es ist eine Tatsache: Gott und die Suche nach ihm spielen in unserer Zeit immer weniger eine Rolle“, sagte Kohlgraf in seiner Predigt. „Es braucht Gott wohl nicht, um mich und meine Ideen zu verwirklichen, um Glück zu finden, gesund zu bleiben.“ Dennoch gebe es auch in dieser Zeit Menschen, die „in Gott Halt, Trost und ein Fundament für ich leben finden“, gab Kohlgraf zu bedenken. Ein Blick auf die Welt mache den Glauben an Gott allerdings auch schwierig, so Kohlgraf. „Wie kann ein guter Gott Krieg, Hass, Zerstörung, Krankheit und unendliches Leid in dieser Welt zulassen?“ – Diese Unsicherheit im Glauben sei auch der Bibel keineswegs fremd, erklärte Kohlgraf. Und nahm das Buch Hiob zum Beispiel. Hiob ringe darin mit Gott und gebe sich auch nicht mit einfachen Antworten auf die Frage nach Leid zufrieden.
„Gott ist nicht nützlich. Gott bietet keine einfache Antwort auf schwierige Fragen, die Menschen umtreiben, bis heute nicht“, betonte Kohlgraf. Für die Glaubenden gelte die Erfahrung des Hiob: Bei allen unterschiedlichen Glaubenszugängen zu Gott, „er dient nicht als mein oder unser Instrument für menschliche Pläne“, sagte Kohlgraf. Und weiter: „Wir dürfen es uns mit Gott nicht zu einfach machen. Vielleicht ist für Christen die beste Antwort auf die Frage nach dem Leid und der Rolle Gottes, dass wir uns in die Pflicht nehmen lassen, Leid, Hass, Krieg und vieles andere nach unseren Möglichkeiten aktiv zu verändern. Vielleicht hätten auch die Freunde Hiobs weniger über Gott diskutieren als aktiv helfen sollen. So muss unser Platz als Kirche immer an der Seite der Leidenden sein. Und das bleibt die Aufgabe jedes und jeder Einzelnen“, sagte Kohlgraf. „Es ist Zeit, von Gott zu sprechen“, forderte er auf. Vielleicht könne man es auch so wenden: „Es ist Zeit, ‚Gott zu handeln‘“, sagte Kohlgraf wörtlich.
Hinweis: Eine Version in Einfacher Sprache sowie Übersetzungen in Sprachen von Gemeinden anderer Muttersprache im Bistum Mainz, Fürbitten, eine Audio-Fassung und ein Video in Deutscher Gebärdensprache stehen ab Samstag, 15.00 Uhr, unter bistummainz.de/fastenhirtenbrief-2024 zur Verfügung.