Eine Herausforderung für das Gastgeberland Deutschland beim nächsten Weltjugendtreffen in Köln

Es lohnt sich, im Abstand einiger Wochen auf die Tage von Toronto zurückzublicken.

Datum:
Dienstag, 3. September 2002

Es lohnt sich, im Abstand einiger Wochen auf die Tage von Toronto zurückzublicken.

Dies geschieht nicht nur um diese Tage vom 18. bis 28. Juli dankbar und froh in Erinnerung zu rufen, sondern auch mit einem kleinen Vorblick auf unsere Aufgabe, in Deutschland, näher hin im Großraum Köln, für das Jahr 2005 gemeinsam das nächste Weltjugendtreffen vorzubereiten. Bis dahin ist es gar nicht mehr so viel Zeit, wie man vielleicht denken könnte.

Die Weltjugendtreffen haben sich im Lauf der letzten Jahrzehnte zu einem so kaum für möglich gehaltenen Ereignis entwickelt. Es ist nicht mehr nur ein regelmäßig abgehaltenes Treffen mit wachsender Beteiligung aus weit über 100 Ländern, sondern dieses kontinuierliche Stelldichein junger Menschen aus aller Welt bildet längst ein wichtiges und fast schon unentbehrlich gewordenes Instrumentarium der Jugendpastoral, und zwar nicht nur auf der Weltebene, sondern auch in den einzelnen Ortskirchen, Diözesen, ja sogar Pfarreien und Gemeinschaften. Deshalb kann auch niemand, dem die Jugendpastoral am Herzen liegt, einfach daran vorbeigehen.

Solche Treffen haben immer auch etwas mit dem uralten Brauch der Wallfahrt zu tun, die in unserer Zeit in zeitgemäßen Formen erstaunlich erneuert wird.

Gerade die weltumspannende Internationalität ist immer wieder faszinierend: Mitten in allen Spannungen und Spaltungen unserer Welt kommen gerade junge Menschen, denen die Zukunft gehört, mit dem Willen zusammen, diese Konflikte zu Gunsten unserer Aufgaben in der ganzen Menschheit und eines versöhnten Miteinander zu überwinden. Es gibt nicht so viele Dinge in unserer Welt wie dieser erklärte Wille so vieler junger Menschen. Dies ist bei mancher Resignation und Lähmung der internationalen Friedenspolitik ein ganz wichtiger Strahl der Hoffnung. Man kann deswegen auch bei diesen Weltjugendtreffen nicht mehr abseits stehen.

Natürlich sind solche Treffen immer auch mit dem Reiz verbunden, die Welt an wichtigen Brennpunkten des modernen Lebens kennen zu lernen. Man denke nur an die letzten Treffen in Paris, in Rom und eben in Toronto. Aber dies hat immer auch zu den Wallfahrten gehört, dass man einmal die gewohnten vier Wände verlässt, neugierig ist auf eine noch unbekannte Welt und sich auf die Begegnung mit Menschen und Dingen freut, die noch unbekannt sind. Deswegen war es für viele Gruppierungen von Jugendlichen eine hervorragende Erfahrung, dass Sie vor dem Treffen in Toronto Land und Leute in den einzelnen Diözesen Kanadas kennen lernen konnten und dabei sich selber nahegekommen sind. Dabei gab es auch zukunftsweisende Schritte, als z.B. deutsche, französische und belgische junge Menschen unter Führung des Trierer Weihbischofs Felix Genn gemeinsam Kanada besser kennen lernten und in Toronto miteinander feierten. Diese grenzüberschreitende Völkerverständigung ist allein schon ein ganz wichtiges Zeichen in die Zukunft hinein.

Es war aber auch ganz unkompliziert ein riesiges Fest des Glaubens. Papst Johannes Paul II. hat in ganz besonderer Weise dazu beigetragen. Dieser alte, manchmal wirklich gebrechlich erscheinende Mann hat auf die jungen Menschen wie ein Magnet gewirkt. Ich glaube, der Hauptgrund liegt darin, dass er ihnen traut und vertraut, dass sie mit ihren Kräften bei allen Schwierigkeiten in der Lage sein werden, die Zukunft zu meistern und zu gewinnen. Ich kenne niemand, der in der heutigen Welt so eine geradezu unbändige Hoffnung bei jungen Menschen entfesseln kann. Krankheit und Schmerz scheinen diesem Mann des Glaubens und der Kirche nichts anhaben zu können. Es ist wirklich eben auch ein Fest der Glaubensfreude. Diese jungen Menschen sind überzeugt, dass ihnen der Glaube an Gott eine frohmachende Kraft gibt, um das Leben auch künftig gut bestehen zu können.

Es tut uns in Deutschland gut, wenn diese jungen Menschen aus aller Welt im Jahr 2005 zu uns kommen. Hoffentlich stecken sie uns mit ihrer Begeisterung und ihrer Glaubensfreude an. Wir sind oft müde und lahm, gleichgültig und träge. Wir brauchen nichts dringender als diesen Schwung und diese Zuversicht. Dies ist das Wichtigste für das Jahr 2005. Es ist freilich ein Geschenk, dass vor allem die anderen mitbringen. Man kann es nicht einfach machen.

Darum war ich in Toronto sehr froh und bin es heute noch, dass nicht nur so viel junge Deutsche - wie noch nie bisher - bei einem solchen Weltjugendtreffen waren und eindrucksvoll mitmachten, sondern dass viele sich auf den Weg gemacht und zusammen gefeiert haben, die sich sonst vielleicht bei uns im Land eher miteinander schwer tun. Plötzlich gehörten sie ohne große Komplikationen zusammen und haben sich meist auch bei unterschiedlichen Auffas-sungen angehört, zu verstehen gesucht und so angenommen. Daran hat der BDKJ auf der Bundesebene und in den Bistümern einen großen Anteil. Er hat sich selbst in diesen großen Zug nach Toronto eingereiht und ist so über sich selbst hinausgewachsen. Dazu gesellten sich manche aus den neuen geistlichen Gemeinschaften und auch viele, die sich weitgehend aus persönlichen Motiven auf den Weg gemacht haben. So kam es gerade in der Fremde und unter ganz anderen Bedingungen zu einem neuen Miteinander, das eine große Verheißung darstellt.

Dies ist, so bin ich fest überzeugt, die beste Mitgift von Toronto für 2005 in Deutschland. Dies ist ein wichtiges Kapital, das wir nicht mehr verlieren dürfen. Darum danke ich allen, die diese Wege vorbereitet haben, und kann sie nur bitten, das Feuer von Toronto nicht ausgehen zu lassen, damit es auch in knapp drei Jahren noch in Köln leuchtet.

(c) Karl Kardinal Lehmann

 

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz