Ergebnisse verpflichten: Zur Weiterarbeit in der Erneuerung der Ehe- und Familienpastoral

Kolumne von Kardinal Lehmann in der Kirchenzeitung "Glaube und Leben"

Datum:
Samstag, 8. Februar 2014

Kolumne von Kardinal Lehmann in der Kirchenzeitung "Glaube und Leben"

Die Umfrage zur Familienpastoral, die im November 2013 von Rom aus sehr knapp angekündigt wurde, ist sowohl im Bistum als auch auf der Ebene der Bischofskonferenz, wie geplant, mit dem 31. Januar 2014 vorläufig abgeschlossen worden. In diesen Tagen erscheint der Bericht über die Auswertung in der Diözese Mainz. Es ist ein gedrucktes Buch mit 152 Seiten: ein zusammenfassender Gesamtbericht und eine Auswahl von griffigen und farbigen Zeugnissen aus den Antworten. Beides ergänzt sich gut. Ich danke allen Teilnehmern - es sind über 900 - für die Mühe einer Stellungnahme, aber besonders auch Frau Ordinariatsrätin Dr. Barbara Nichtweiß für die sorgfältige Auswertung. Ich selbst habe in dem Bericht erste Überlegungen zur Weiterarbeit angestellt. Zugleich bin ich dankbar, dass Herr Professor Dr. Hubertus Brantzen, der die Pastoraltheologie am Mainzer Priesterseminar lehrt und zugleich Ausbildungsleiter für die pastoralen Berufe ist, zugleich mit seiner Frau seit vielen Jahren die Akademie für Ehe und Familie leitet, aus seiner Erfahrung Schwerpunkte gegenwärtiger Ehe- und Familienpastoral zusammenfasst. Es ist mir wichtig, dass darin auch viele positive Hinweise gegeben werden für eine konstruktive Erneuerung der Ehe- und Familienpastoral, an der sich viele Ehepaare ehrenamtlich beteiligen.

Wie geht es nun weiter, denn die Auswertung endet ja nicht mit dem angeführten Bericht? Zunächst wird es darauf ankommen, dass in Rom die Antworten aus der ganzen Weltkirche in differenzierter Form zur Kenntnis genommen und ausgewertet werden. Dies ist für eine Situationserhebung zu Beginn der geplanten Bischofssynoden 2014/15 unverzichtbar.

Papst Franziskus hat aber auch nochmals an eine wichtige nächste Stufe gedacht. Im Zusammenhang der in diesem Monat stattfindenden Kardinalserhebung soll in einem zweitägigen Konsistorium der Kardinäle eine Aussprache zur Familienpastoral durchgeführt werden, die durch ein Doppelreferat von Walter Kardinal Kasper eingeleitet wird. Die Stimmen aus der ganzen Weltkirche werden für die weitere Vorbereitung der Bischofssynoden wichtig sein. Der Papst wird sich durch diese gewiss lebendige Diskussion ein umfassenderes Bild von der Situation verschaffen können.

Ich vermute, dass bei der Außerordentlichen Bischofssynode im Herbst 2014, zu der vor allem die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen erwartet werden, die Situationsanalyse und die unmittelbaren Folgerungen aus ihr im Vordergrund stehen werden. Es ist dann ein Jahr Zeit zur Verarbeitung aller dieser Reaktionen und zum Entwurf eines Dokumentes, das dann im Herbst 2015 von der Ordentlichen Bischofssynode, zu der - neben Laien und Ordenschristen - vor allem die gewählten Vertreter der Bischofskonferenzen kommen werden. Wenn es eine längere Beratungszeit braucht, wird man dafür sicher Wege finden. Der Papst jedenfalls setzt hier sehr stark auf die Kraft der Bischofssynoden und will dieses wichtige Instrument in der Kirche in vieler Hinsicht stärken.

Selbstverständlich werden wir auch von der Kirche in unserem Land her einen Beitrag dazu leisten. Die Bischofskonferenz wird mit ihren Kommissionen die Arbeit begleiten und selbst Vorschläge machen. Dies gilt besonders auch für das in der Umfrage und den Antworten zentrale Thema der Geschiedenen Wiederverheirateten. Dabei werden die Erkenntnisse aus Theologie und Praxis, aber auch des Dialogprozesses aufgenommen werden. Hinzu kommen viele Stellungnahmen aus kompetenten Verbänden und von Einzelpersönlichkeiten. Daraus entsteht dann ein Angebot für die Bischofssynoden und die Weltkirche.

Selbstverständlich arbeiten wir nicht nur vom Bistum Mainz aus mit, sondern wollen auch mit eigenen Beiträgen die weitere Vorbereitung in unserem Land bereichern. Dabei gilt es auch, die Situationsanalyse und wichtige Elemente einer Erneuerung der Ehe- und Familienpastoral im Bistum zu vertiefen. Ich denke z. B. an die Ehevorbereitungskurse. Viele andere Themen stellen sich von selbst ein.

Wir dürfen also nicht insgeheim davon ausgehen, dass mit der Umfrage schon vieles geklärt wäre. Sie eröffnet uns vielmehr eine Chance, die wir auf allen Ebenen ergreifen müssen. Die Antworten verpflichten uns dazu in einem hohen Maß.

(c) Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz

Diese Gastkolumne lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe der Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" vom 8. Februar 2014

Weiterführende Links

Zur Themenseite zur Vatikanischen Umfrage zur Familienpastoral auf der Internetplattform des Bistums Mainz

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

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