PGR-WAHL: ERMUTIGENDE BILANZ

Gastkommentar in der Kirchenzeitung von November

Datum:
Dienstag, 18. November 2003

Gastkommentar in der Kirchenzeitung von November

Ein wenig zittert man schon vor den jeweiligen PGR-Wahlen: Werden die wichtigsten Fakto-ren und Zahlen nochmals sinken? Geht es ähnlich mit der Wahlbeteiligung wie in der Politik?

Die Ergebnisse können sich sehen lassen, denn immerhin gibt es eine Reihe ermutigender Daten. Dies ist nicht zu verwechseln mit einer satten Selbstzufriedenheit. Dazu besteht kein Anlass. Denn ich habe schon einige Verbesserungen auf dem Wunschzettel: Ich möchte noch mehr Wähler bekommen, die sich für das Leben in der Gemeinde interessieren. Die leichten, aber kontinuierlichen Abwärtstrends in den großen Städten beunruhigen mich. Noch mehr jüngere Wähler würden mich freuen.

 

Es gibt jedoch viele positive Hinweise: Wenn die Gottesdienstbesucher leider weniger wer-den, so ist es erfreulich, dass die Wahlbeteiligung sich dennoch bei ca. 20 % bewegt. Es ge-hen also mehr zur Wahl als durchschnittlich in die Sonntagsmesse gehen. Es gibt ein Interesse für Kirche, auch wenn die Bindungen an die Gottesdienstgemeinde etwas lockerer geworden sind. Was mich auch erfreut, ist ein relativ ausgewogenes Verhältnis in den Altersgruppen. Es hat sich ausgezahlt, das Wahlalter auf 16 Lebensjahre abzusenken. Es wurden doch erstaun-lich viele jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren gewählt. Auch eine älter gewordene Kirche möchte die Jungen stärker beteiligen. Die anderen Altersgruppen, die sich z.B. zwi-schen 36 und 45 Jahren bewegen, sind nicht so schlecht vertreten, wie man dies sonst für die-se Altersgruppe befürchten müsste.

 

Es gibt auch andere erfreuliche Ergebnisse. Das Zahlenwerk zeigt uns, dass das bewegte Le-ben in den Gemeinden nicht erloschen ist. Es gibt ein Auf und Ab in den Ergebnissen man-cher Gemeinden. Man kann sehen – wenn man die Verhältnisse kennt -, wie ein neuer Pfarrer, der gut predigt, wieder viel mehr Leute aktiviert. Dies ist ein ermutigendes Zeichen, denn es zeigt sich dabei: Es lohnt sich, nochmals neue Kräfte zu mobilisieren. Schöpferische Initiati-ven werden belohnt. Sogar schwierige soziale Milieus lassen sich durch neue Impulse bewe-gen. Solche „Wunder“ fallen nicht vom Himmel. Sie verdanken sich einem gesteigerten, fri-schen Engagement. Daran sind viele beteiligt, Ämter, Dienste, Ehrenämter, Räte.

 

Es wäre noch manches nachzufragen. Ich freue mich, dass sich sehr viele Frauen aufstellen ließen und ziemlich viele auch gewählt worden sind. Aber dies muss noch genauer dargestellt werden, wenn alle wichtigen Daten vorliegen.

 

Heute will ich zunächst allen, die sich als Kandidaten aufstellen ließen und die Wahlen orga-nisatorisch ermöglichen, ein aufrichtiges Wort des Dankes sagen. Allen gewählten Damen und Herren gratuliere ich und wünsche ihnen persönlich und für Ihre Aufgaben Gottes reichen Segen!

 

 

 

(c) Karl Kardinal Lehmann

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz