Paulus, der außerordentliche Apostel, Lehrer der Kirche und Lehrer der Völker im Welthorizont

(überarbeitete Fassung) Nur zum privaten Gebrauch!

Datum:
Samstag, 16. Mai 2009

(überarbeitete Fassung) Nur zum privaten Gebrauch!

Vortrag bei der Tagung „Paulus. Universal, missionarisch, individuell.
Paulus aus jüdischer und philosophischer Sicht"
im Haus am Dom, Akademisches Zentrum, Frankfurt am 16. Mai 2009

Zum Schluss dieser Paulustagung möchte ich gerne auf Paulus selbst zurück- und zugleich in unsere Gegenwart vorblicken. Dies geschieht unter dem Titel: Paulus, der außerordentliche Apostel, Lehrer der Kirche und Lehrer der Völker im Welthorizont.

I.

Zunächst bedarf der Begriff des außerordentlichen Apostels der Erläuterung. Paulus erinnert uns daran, dass Jesus Christus nach seiner Auferstehung „Kephas und den Zwölf erschienen" sei (1 Kor 15,5). Das Ganze dieser österlichen Erscheinungen mit Kephas gleichsam als Fundament ist für Paulus offenbar ein wichtiges Element der Kirchengründung. [1] Diese Erscheinungen betreffen das Fundament der Kirche, aber auch die Sendung der Apostel. Simon wird von Paulus bei seinem Berufungsnamen genannt: er ist der „Fels" der Kirche. Er gehört gerade auch durch die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn zum Grund des Kircheseins. Die „Zwölf" dehnen dieses Fundament aus und weisen hin auf Jesu Botschaft für die zwölf Stämme Israels, also ganz Israel. Es folgt eine Liste von Auferstehungszeugen: „Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln." (1 Kor 15,6f.). Neben Petrus wird die Bedeutung des Jakobus als dem Haupt der Jerusalemer Urgemeinde hervorgehoben, aber dann wird - offenbar in einer gewissen Unterschiedenheit zu den Zwölf - erwähnt, dass Jesus auch noch „allen Aposteln" erschienen ist. Dies lässt auf eine Bedeutungsdifferenz zwischen den „Zwölf" und „allen Aposteln" schließen, auch wenn sich in späteren Zeiten dieser Unterschied verringert. In der Reihenfolge der Erscheinungen, die Paulus aufführt, entsteht so zunächst der Eindruck, die Kirchengründung wäre dadurch abgeschlossen; eine weitere Erscheinung des Auferstandenen von der Bedeutung, dass die Existenz der Kirche damit in Verbindung gebracht werden kann, scheint danach geradezu ausgeschlossen zu sein.

Aber unmittelbar danach schreibt Paulus: „Als letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der ‚Missgeburt'. Denn ich bin der Geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben." (1 Kor 15,8-10a). Diese Aussagen sind nicht einfach. Besonders der Rückgriff auf das Wort „ektroma" bleibt etwas offen. Es kann mit Früh- oder Fehl- bzw. Missgeburt übersetzt werden. „Ob überhaupt eines der oft genannten Motive des Plötzlichen, Unnatürlichen, Unzeitigen, Gewaltsamen, Missratenen, Lebensunfähigen, Irregulären usw. bei dieser Metapher im Vordergrund steht, ist seit langem umstritten und unsicher." [2] Das Defizit oder Manko, das mit diesem Begriff verbunden ist, wird meist damit erklärt, dass Paulus als Gegner und Verfolger der Gemeinde Jesu Christi keine Voraussetzungen mitbringt für einen tauglichen Apostel. Auch nach dem Damaskuserlebnis empfindet er sich als unwürdig. Um so mehr ist er der göttlichen Gnade bedürftig.

Gerade deshalb ist es erstaunlich, dass Paulus in den Versen 15,10f. dann doch vor allem die Gleichwertigkeit der ihm zuteil gewordenen Erscheinung mit den Erscheinungen vor den anderen Zeugen zum Ausdruck bringt. Hier schwingt einerseits ein Element der Verteidigung mit, anderseits ist sich Paulus aber auch seiner Autorität bewusst. Die Gleichrangigkeit und Ebenbürtigkeit der Zeugen ergibt sich aus der Gleichwertigkeit der Erscheinungen. Weil Paulus sich so als den Geringsten und Letzten der Apostel sieht, ist die Überwindung seiner fehlerhaften Eignung nur möglich durch einen Selbsterweis des Gottes, der Jesus Christus von den Toten erweckt hat. Nur der machtvolle Eingriff Gottes konnte aus einem feindseligen Verfolger einen Apostel machen, der die Auferweckung bezeugt. So erhält seine Aussage ihr volles Gewicht: „Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht - nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir. Ob nun ich verkündige oder die anderen: das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt." (15,10bf.) Es ist also eine sehr dialektische Struktur, die sich hier zeigt.

Dies belegt, in welchem Sinne der Apostel Paulus ein außerordentlicher Apostel ist. Er hebt bei aller Ebenbürtigkeit mit den anderen Aposteln, besonders den Zwölf, seine eigene Stellung hervor. Mit ihm und der ihm zuteil gewordenen Erscheinung Jesu Christi wird die Zeit nach Ostern abgeschlossen, in der die Kirche entsteht. [3] Damit wird auch der Begriff des Apostels erweitert. Zunächst deckte sich dieser Begriff weitgehend mit den Zwölf; er reicht damit in die vorösterliche Zeit zurück, als Jesus die Jünger namentlich in die Nachfolge rief, selbst wenn er den Titel „Apostel" nicht gebrauchte. Paulus erhebt nun denselben Anspruch wie die zwölf Apostel und unterscheidet sich selbst dadurch zugleich von einem weiteren Verständnis von „Apostel", wie er in seinen eigenen Schriften für eine noch größere Gruppe von Männern und Frauen verwendet wird (vgl. z.B. 1 Kor 9,5f., Gal 2,1; Apg 15,2 sowie 14,4.14; Röm 16,7). [4] Über diese dreifache Bedeutung des Apostelbegriffs - die Zwölf, Paulus und eine noch weiter gefasste Gruppe - besteht in den Grundlinien heute wohl eine Übereinstimmung bei einer Mehrzahl von Exegeten. Dabei lässt sich beobachten, dass der anfänglich betonte Unterschied zwischen den Zwölfen, die Jesus in seinem irdischen Leben begleitet haben, die nicht zuletzt deshalb die privilegierten Zeugen sind, weil Jesus selbst sie in die Nachfolge berufen hat und die in ihrer Zwölfzahl die Stämme Israels repräsentieren, und jenen anderen Aposteln, die erst durch Erscheinungen des Auferstandenen zu Aposteln berufen worden sind, besonders bei Lukas mehr und mehr zurücktritt. Jedenfalls gibt es keinen einheitlichen Apostelbegriff. Das Wort hat verschiedene inhaltliche Ausprägungen. Auch die Anwendung auf Paulus ist im Neuen Testament recht verschieden: Für Lukas gilt Paulus sowohl im Evangelium als auch in der Apostelgeschichte nicht als Apostel, sondern als herausragender Zeuge. Der Epheserbrief und die Pastoralbriefe hingegen sehen in Paulus das Vorbild eines Apostels. [5]


II.

Dieser Befund bedarf noch einer vertieften Reflexion. Dabei lassen sich zwei Dinge beobachten. Bei allem Gefälle, das von Petrus zu Paulus geht, so besteht doch zwischen dem ersten und dem letzten der Apostel eine hohe Ebenbürtigkeit. Von daher verfolgt Paulus auch das Ziel, mit Petrus ein Einvernehmen herbeizuführen, wenn es Auseinandersetzungen gibt (vgl. z.B. Gal 1,18; 2,1-21; 1 Kor 1,22; 3,22; 9,5; 15,5). [6]

Freilich hat diese Rücksicht auf die Stellung des Petrus auch eine hohe Rückwirkung auf die Position des Paulus. „Die Kehrseite ist allerdings eine enorme Aufwertung des Paulus als Ausnahme von der Regel, als Wunder der Gnade Gottes, als ‚letzter' Apostel, nach dem es definitiv keinen weiteren Apostel im strengen Sinn des Wortes mehr geben wird. Dieser letzte ist einerseits der ‚geringste' Apostel, der es ‚nicht wert ist, Apostel zu heißen', weil er ‚die Kirche Gottes' verfolgt hat (1 Kor 15,9); tatsächlich ist er als Apostel zu seiner Zeit von vielen nicht akzeptiert worden; der Galaterbrief und der zweite Korintherbrief sind deshalb geschrieben worden, aber anderseits ist er als ‚der letzte der Apostel' - fast - so privilegiert wie der erste; er bleibt Apostel allein durch Gottes Gnade, die ‚mit' ihm so wirkt, dass er der erfolgreichste aller Glaubensboten der Frühzeit ist, wie er selbst weiß und schreibt." [7]

Das hier vorkommende Wort „Ausnahme" zur Kennzeichnung der Stellung des Paulus in seinem Apostolat hat eine längere Geschichte. Ernst Käsemann gebraucht diese Kategorie in einem Aufsatz aus dem Jahr 1961 über „Das Interpretationsproblem des Epheserbriefes" und nennt Erik Peterson als Urheber dieses Begriffs. [8] In der Tat hat Peterson das Wort „Apostel der Ausnahme" bereits in der Römerbriefvorlesung der Jahre 1925-1928 geprägt, in der Käsemann als Student war, die aber erst vor wenigen Jahren veröffentlicht wurde. [9] Damit hat Peterson einen Begriff aufgenommen, der seine Ursprünge im Denken Sören Kierkegaards nicht verleugnen kann. [10] In der Zwischenzeit ist mit der Edition der Auslegung des ersten Korintherbriefes von Erik Peterson und der dazugehörigen Einführung von Hans-Ulrich Weidemann die Bedeutung der Bezeichnung „Apostel der Ausnahme" im Werk Petersons noch deutlicher geworden. [11] Peterson sieht dabei im Apostolat der Zwölf die „Regel" und den Apostolat des Paulus als Ausnahme, wobei er auch die „Ausnahme" zum Verständnis der „Regel" für fundamental wichtig hält. [12] Peterson betont die stärker repräsentative, strukturelle und kollektive Sicht des Apostolates der Zwölf gegenüber einer von Paulus mehr personhaft vollzogenen Darstellung und Interpretation des Evangeliums. Damit ist Paulus auf andere Weise in der Kirche präsent als Petrus.

Hier liegt also auch begründet, warum die frühe Kirche die beiden Apostel Petrus und Paulus auf weite Strecken hin zusammen gesehen und so abgebildet hat, aber auf eine charakteristische Weise: Sie gehören zusammen, nicht zuletzt im Martyrium, sie stehen aber immer auch - in der Mitte Jesus Christus - jeweils an ihrem Platz. [13] Die Kirche lebt aus der Einheit und Verschiedenheit, aus der Spannung zwischen beiden Aposteln.

Wenn wir die Wörter „Apostel" und „Apostolizität" sowie „apostolisch" hören, sind diese für uns oft zu etwas blassen und oberflächlich gebrauchten Begriffen geworden. Jetzt verstehen wir, wie lebendig der Ursprung des Apostelamtes ist und wie fruchtbar er gerade in seiner Polarität zwischen Petrus und Paulus ist. Dies können wir auch an den offenbar notwendigen Auseinandersetzungen zwischen beiden erkennen, die im Blick auf die Voraussetzungen der Mission bei den Heiden wirklich die Fundamente von Kirche betrafen. Dies muss nun noch nach einigen Dimensionen hin genauer entfaltet werden.



III.

Paulus kommt es in allem, was er tut, auf die „Wahrheit des Evangeliums" an (vgl. Gal 2,5.14.16). Wenn man die Schriften des hl. Paulus liest, dann wird der Satz, dass er stets die Wahrheit sucht, offenkundig, was hier nicht näher dargelegt werden kann. [14] Wie heftig Paulus sich auch im Streit für die „Wahrheit des Evangeliums" einsetzt, erweist er besonders in dem kämpferischen Brief an die Galater. [15]

Wenn Paulus in der Folgezeit immer wieder als Lehrer der Kirche dargestellt und verstanden wird, dann müssen gerade bei ihm mehrere grundlegende Aspekte beachtet werden. Wie wir noch sehen werden, ist Paulus gerade im Blick auf die Verkündigung der Wahrheit Gottes und des Evangeliums tollkühn, scheut keine Auseinandersetzung, versucht aber immer auf das Denken seiner Adressaten, auch seiner Gegner, zu achten, um die Wahrheit im Evangelium zu vermitteln. Das immer wieder angeführte 15. Kapitel des ersten Korintherbriefes ist dafür ein besonderes Beispiel, auch in seiner Struktur. [16]

Die oft gewagten Reflexionen des hl. Paulus können nicht verbergen, wie sehr Paulus nach zwei Seiten hin denkt. So wenig sich Paulus von Petrus und dem Jerusalemer Kreis der Apostel in der theologischen Entfaltung des Glaubens abhängig zeigt, so sehr kommt es ihm auf die Gemeinschaft im Glauben an. Dies wird sehr deutlich, wenn Paulus im ersten Kapitel des Galaterbriefes seine Berufung zum Apostel schildert: „Als aber Gott, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, mir in seiner Güte seinen Sohn offenbarte, damit ich ihn unter den Heiden verkündige, da zog ich keinen Menschen zu Rate; ich ging auch nicht sogleich nach Jerusalem hinauf, zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück. Drei Jahre später ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennenzulernen und blieb 15 Tage bei ihm." (Gal 1,15-18)

Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat überwältigend dargestellt, wie Paulus sich immer wieder auf die Traditionen des Glaubens stützt. Man kann auch die sehr persönlich geprägten theologischen Reflexionen, z.B. im Römerbrief, nicht richtig würdigen, wenn man nicht das Netzwerk von Traditionsgut erkennt, das Paulus immer wieder seinen eigenen Ausführungen zu Grunde legt. Dabei sind es recht verschiedene Formen und Gattungen, die von katechetischen Zusammenfassungen über Glaubensformeln bis zu liturgischen Zeugnissen und Hymnen reichen. [17] Ja, man gewinnt gelegentlich den Eindruck, je kühner das theologische Denken des Paulus wird, um so mehr stützt er sich, was die Fundamente betrifft, ab auf den Traditionen der frühen Kirche.

Ein gutes Beispiel dafür ist wiederum 1 Kor 15, wo Paulus ganz bewusst mit einer solchen Bekenntnistradition einsetzt, um dann im Verlauf des Kapitels tief und weit auszuholen, wie man die Auferstehung Jesu Christi in sich und in ihren Wirkungen zu verstehen hat, besonders in der Bedeutung für uns. Diese Bekenntnistraditionen und die liturgischen Überlieferungen sind dabei für ihn nicht bloß eine äußerliche Begründung, sondern sie geben auch Halt und Stütze, von denen aus die Reflexion Verlässlichkeit gewinnt. Die Bekenntnisüberlieferung ihrerseits bedarf allerdings der theologischen Entfaltung, wie nicht nur die Auseinandersetzung mit den Korinthern beweist. So muss man die bekannte Einleitung des Apostels zu 1 Kor 15 verstehen: „Ich erinnere euch, Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr an dem Wortlaut festhaltet, den ich euch verkündet habe. Oder habt ihr den Glauben vielleicht unüberlegt angenommen? Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe ... Wenn aber verkündigt wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht. Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos." (1 Kor 15,1-3.11-14).

Also kommt es Paulus auch z.B. auf das Festhalten des Bekenntnisses an - wie immer man das griechische Wort „logos" (15,2) übersetzt - auf das Wort in seiner verbindlichen Aussagekraft, ja sogar auf den „Wortlaut". Er ist jedoch nicht in der Gefahr, die sogenannten Glaubensformeln geradezu einzufrieren. Wir können beim Entstehen des christlichen Credo förmlich zusehen, wie sich aus einfachen Aussagen wachsende Zusammenfassungen des Glaubens der Kirche entwickeln. Paulus greift in manche Traditionsstücke ein, wenn er in ihrem Verständnis Gefahren sieht. Dies kann man z.B. gut im bekannten Hymnus des Briefes an die Philipper (2,6ff.) erkennen, wo Paulus die Schändlichkeit und das Ärgernis des Todes Jesu am Kreuz nachhaltig unterstreicht: „Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz" (2,8). Man darf deswegen nicht die Verbindlichkeit des Überlieferten unterbewerten. So gibt es teilweise fließende Übergänge, wenn Paulus vom „Evangelium" und von der „Überlieferung" spricht. Die lebendige Spannung zwischen „Verkündigung" und „Überlieferung" darf nicht in unfruchtbare Antithesen verfestigt werden. Man darf nicht einfach ein Moment in dieser Polarität einseitig fixieren. So schließt der Begriff „Evangelium" die Auslegung des Christusbekenntnisses ein und ist nicht nur die Übermittlung wörtlich fixierter Traditionen. In dieser Hinsicht hat man in der Exegese der letzten Jahrzehnte eine isolierte Behandlung der Bekenntnisüberlieferungen im Neuen Testament überwunden und sieht die verbindlichen Glaubenszeugnisse nicht mehr in einem abschätzigen Sinne als bloße „Formeln". [18]

Wenn man Paulus als Apostel und in seinem theologischen Selbstverständnis begreifen will, muss man deutlicher erkennen, wie sehr das Apostolische sich immer in zwei verschiedenen, ja manchmal gegenläufig erscheinenden Bewegungen vollzieht. Auf der einen Seite gibt es den verlässlichen Rückgriff auf die gemeinsame Bekenntnisgrundlage, die eben zum apostolischen Charakter der Kirche gehört. Auf der anderen Seite darf man den Sinn des Apostolischen nicht auf das konstitutive Erbe, so unaufgebbar und unersetzlich es ist, reduzieren. Man muss zugleich im Apostolischen stets das Wort Sendung im Sinne eines missionarischen Auftrags - und Apostel heißt ja Bote - mitdenken. Dieser Auftrag zur Auslegung und zur gegenwartsbezogenen Verkündigung beruht zwar auf dem überkommenen Fundament, gehört aber auf dieser normativen Grundlage gleichursprünglich zur wahren Überlieferung des Glaubens. Wenn man dies nicht ausreichend erkennt und annimmt, gerät man in die Gefahr, das lebendige Wort Gottes „fundamentalistisch" misszuverstehen. [19] Man darf wohl ohne Übertreibung feststellen, dass der hl. Paulus diesen beiden grundlegenden Dimensionen eines Apostels und des Apostolischen in der Kirche in herausragender Weise gerecht geworden ist. Und genau in diesem Sinne ist er wirklich ein „Lehrer der Kirche", vor allem aber auch der „erste Theologe"..

Von da aus ist es leichter, die konkrete Verhältnisbestimmung in der Verkündigung und Theologie des Paulus zwischen Evangelium und Tradition, schließlich aber auch dem geschichtlich-gesellschaftlichen Kontext noch genauer zu fassen. Man kann dies schon an der Struktur z.B. von 1 Kor 15 sehen, wo es eine differenzierte Mischung von Tradition und Reflexion, Reflexion und Erfahrung, Reflexion und Paränese gibt (vgl. 1 Kor 15,20.30-32.50). „Der Apostel erweist sich als ein Mann, der einerseits bewusst an die Apostolische Tradition anknüpft, seine eigene christliche Erfahrung mit ihr in einen organischen Zusammenhang bringt und durch die Kraft eines spekulativen Geistes die Tradition und die eigene geistliche Erfahrung für die theologische Existenz der Gemeinde fruchtbar zu machen weiß." [20]

Diese Grundhaltung hat Auswirkungen auf die Aufgabe der Theologie im Verständnis des Glaubens. Vernunft und Glaube stehen bei Paulus nicht, wie oft behauptet wird, im Verhältnis eines hoffnungslosen Widerspruches. Vielmehr macht Paulus kräftigen Gebrauch von Vernunft, Verstehen und Gewissen. [21] Eine Aufforderung, wie Paulus sie im Blick auf die Ethik formuliert, ist hier deutlich genug: „Prüft alles, und behaltet das Gute!" (1 Thess 5,21). Die Forschung hat gerade in den letzten Jahrzehnten den Gang der Argumentation und die bewusst eingesetzten rhetorischen Elemente bei Paulus untersucht. [22] Paulus setzt diese rhetorischen Mittel und Argumentationsweisen ein, um durch Überzeugung bei seinen Adressaten, Hörern und Lesern Einsicht und Annahme zu stärken. Obwohl er Autorität kennt, verzichtet er auf die in der Umwelt übliche apodiktische Offenbarungsrede. [23] Der Hinweis auf die paulinische Rede vom Kreuz ist hier kein durchschlagender Einwand. „Allerdings steht für Paulus das ‚Wort vom Kreuz' in schroffem Gegensatz zur ‚Weisheit dieser Welt' (1 Kor 1,18ff.; 2,6ff.). Doch ist damit eine sehr bestimmte, inhaltlich qualifizierte Weise menschlichen Denkens und Verstehens gemeint, die an Gottes Weisheit gescheitert ist und den Menschen in die Verlorenheit gestürzt hat. Das ändert jedoch nicht, sondern bestätigt nur, dass eben dieser Mensch, dem jetzt die Botschaft von der befreienden Gnade gilt, auch die Paradoxie des göttlichen Handelns im Kreuze Christi verstehen soll." [24]

Dies macht verständlich, warum Paulus, von dem die ersten schriftlichen Zeugnisse um das Jahr 50 n. Chr. vorliegen, zu den Schöpfern der christlichen Theologie überhaupt gehört und wie er besonders in der Forschung der neueren Zeit lange als der Theologe der Frühzeit gelten konnte, was wir heute freilich durch eine tiefere Erkenntnis auch der anderen Autoren des Neuen Testamentes ergänzen und in gewisser Weise auch relativieren müssen.


IV.

Es ist immer wieder gut, von den Höhen solcher Ausblicke zurückzukehren in die Situation des Ursprungs und von dort erneut die Wege zu ermessen, die das Leben des hl. Paulus und seine Wirkung bis heute kennzeichnen. Dies gilt besonders wenn wir nun den letzten Themenkomplex behandeln, nämlich Paulus als „Lehrer der Völker im Welthorizont".

Paulus ist in Tarsus (Kilikien/Cilicien) in Kleinasien geboren. Nach eigenen Angaben kam er aus dem Stamm Benjamin und wurde dem Gesetz gemäß am achten Tag beschnitten (Phil 3,5). Nach Angaben der Apostelgeschichte wurde er in Jerusalem von dem bekannten Lehrer Gamaliel in der Kenntnis der Tora ausgebildet. Er schloss sich der pharisäischen Richtung an (vgl. Phil 3,5f.). Dabei dürfen wir kein polemisch verengtes Bild der Pharisäer vor Augen haben. Sie waren eine religiöse Laienbewegung, die neben der Bibel auch die mündliche Überlieferung hoch anerkannte und eine besondere Heiligkeit anstrebte. So haben die Pharisäer die Vorschriften für die Priester auch auf sich als Laien angewandt. Dafür erhofften sie in der Auferstehung der Toten, die sie im Unterschied zu anderen religiösen Gruppierungen innerhalb des Judentums annahmen, das ewige Leben zu finden, mit den Engeln vor Gottes Thron zu stehen und Gott loben zu dürfen.

Wir dürfen uns auch kein zu enges Bild machen von den sogenannten Diaspora-Juden, die nicht in Jerusalem und in Palästina lebten. Viele mussten schon aus Gründen der Lebenserhaltung auswandern. Sehr viele bewahrten ihren angestammten Glauben, passten sich nicht der „heidnischen" Umwelt an, waren aber für die Mitwelt, in der sie lebten, offen. Sie gehörten, auch wenn sie die hebräische Sprache verstanden, zur griechischen Kultur. Paulus war sogar römischer Bürger, was ihm zeitlebens einige wichtige Rechte verbürgte. Heute wissen wir, dass auch in Jerusalem, in Judäa und Galiläa die griechische Sprache verbreitet war, wie viele Ausgrabungen bis zum heutigen Tag belegen. [25]

Schon aus diesen wenigen Strichen wird erkennbar, warum Paulus schon früh christliche Gemeinden in Palästina heftig verfolgte. Auch war er nach der Apostelgeschichte bei der Steinigung des Stephanus, des ersten christlichen Märtyrers, zugegen (Apg 7,58). Es ist nicht leicht, die genauen Gründe dafür anzugeben, warum er besonders die hellenistischen Judenchristen verfolgte (nicht nur wegen deren Ablehnung des Tempels und blutiger Opfer in ihm, sondern wohl auch wegen des Anspruchs der Christen, sie seien vom Hl. Geist Gottes erfüllt). So gibt er selbst an, dass er auf fremdem Territorium, nämlich in Damaskus, Christen bedrängt habe (vgl. Apg 9,1ff.). Auf dem Weg nach Damaskus erschien ihm Jesus Christus. Paulus beschreibt dies so, dass Gott ihm seinen Sohn offenbart habe (vgl. Gal 1,16). An vier Stellen geht Paulus auf sein Bekehrungserlebnis ein: Er spricht vom Sehen des Herrn (1 Kor 9,1; 15,9), von der Offenbarung des Sohnes (Gal 1,12ff.), vom Kontrast zwischen dem früheren Leben und heute (Phil 3,4ff.). Alles, was bisher war, hält er für „Dreck" um Jesu Christi willen (Phil 3,8; vgl. auch 1 Tim 1,12ff.). Man vermutet heute, dass die Bekehrung in die Zeit zwischen 34 und 36 n. Chr. fiel. In der Darstellung der Apostelgeschichte sagt der Herr über Paulus: „Denn dieser Mann ist mein auserwähltes Werkzeug. Er soll meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. Ich werde ihm auch zeigen, wieviel er für meinen Namen leiden muss." (Apg 9,15f.). Als er wenige Tage nach diesem Ereignis in der Synagoge von Damaskus schon Jesus als den Sohn Gottes verkündigte, erschraken viele, weil er die Christen bisher heftig verfolgt hatte und nun „brachte er auch die Juden in Damaskus in Verwirrung, weil er ihnen bewies, dass Jesus der Messias ist" (Apg 9,22). [26]

Wir wollen diese frühe Geschichte des Paulus hier nicht weiterverfolgen, zumal in den letzten Jahren vieles darüber veröffentlicht wurde und manches noch unsicher ist. [27] Dies alles hängt auch eng zusammen mit einer tief greifenden Neubewertung des Frühjudentums in der biblischen Exegese. Das lange Zeit herrschende Vorurteil, das Judentum der damaligen Zeit sei nichts anderes als eine sogenannte „Leistungsreligion", lässt sich heute nicht mehr aufrecht halten. Davon wird auch das Verständnis der Rechtfertigungsaussagen des Paulus berührt. Mit der Rechtfertigung „aus Werken des Gesetzes" war nach einer früher weit verbreiteten Interpretation die jüdische Religion umfassend charakterisiert. Jüdische Paulusforscher und christliche Bibelwissenschaftler haben mit Erfolg dagegen protestiert. In der Zwischenzeit ist durch die Quellen die positive Rolle der Tora im Judentum zur Zeit Jesu herausgestellt worden. Diese neue Sicht und Wertung des frühjüdischen Verständnisses von „Gesetz" hat auch Konsequenzen für das Verständnis der Gesetzeskritik bei Paulus. Wir stehen mitten in dieser umfassenden Diskussion. Dabei spielen die Ergebnisse und die Auseinandersetzung mit der skandinavischen Paulusforschung eine große Rolle. [28] In gewisser Weise kann man sagen, dass das Ringen um diese Fragen ein „Schlüsselproblem der gegenwärtigen exegetischen Diskussion" ist. [29] Paulus darf nicht billig gegen das Judentum ausgespielt werden. In diesen Kontext gehört auch eine „Entlutherisierung" des Paulus. [30]

An dieser Stelle ist es üblich, das Thema „Mission" bei Paulus durch die Behandlung der Missionsreisen darzustellen. [31] Dies kann hier nicht geschehen. Ich muss auf die Fachliteratur und die Paulus-Einführungen verweisen. [32] Wenigstens kurz soll an ein Kernproblem bei der Ausbildung des Missionsverständnisses erinnert werden. Damit hängt der Begriff der Heidenmission und auch des Heidenapostels eng zusammen. Eine Grundfrage betraf das Problem, ob die so genannten Heidenchristen, die also keine Juden waren und sich aus den heidnischen Umweltreligionen heraus dem Christentum zuwandten, zuerst Juden werden sollten. Im Diasporajudentum gab es ja zahlreiche Heiden, die aus vielerlei Gründen eine große Sympathie für den jüdischen Glauben hegten. Vor allem aber wegen der Notwendigkeit der Beschneidung und des Einhaltens nicht weniger Speise- und Reinigungsvorschriften schreckten sie vor dem endgültigen Eintritt ins Judentum zurück. Man nannte sie die „Gottesfürchtigen", die eine Sympathie hatten für das nach ihrer Ansicht überlegene Judentum, aber wegen der genannten Hindernisse doch nicht den vollen Eintritt in das Judentum wagen wollten (zum Begriff der „Gottesfürchtigen" vgl. vor allem die zahlreichen Aussagen in der Apg: 2,5; 8,2; 10,22; 16,14; 17,4; 17,17; 18,7).

Für diese und andere Sympathisanten gab es nun im Blick auf das Christentum die ähnliche Frage, ob sie, um eben im vollen Sinne Christen zu sein, zuerst im Sinne der erwähnten Forderungen Juden werden müssten. Obwohl Paulus selbst beschnitten war, hat er bekanntlich mit großer Intensität und Selbstständigkeit die Überzeugung vertreten, dass die Heidenchristen nicht den „Umweg" machen müssten über den Durchgang durch das vor allem rituell und gesetzlich verstandene Judentum. Deswegen wird Paulus von Anfang an von jüdischer Seite aus heftig kritisiert, was sich bereits in der ersten Missionsreise des Paulus zeigt. Man kann sich auch gut vorstellen, dass die frühen christlichen Gemeinden, besonders in der Diaspora, viele neue Mitglieder fanden, weil diese sich nicht der Beschneidung und der Gesetzespraxis unterwerfen mussten. Die offenbar rasch wachsende Gemeinde aus Juden und Heiden, die gleichberechtigt miteinander das Heil in Jesus Christus feierten, war für jüdische Kreise und auch für viele Judenchristen ein Problem. Der Konflikt zwischen Antiochien und der strengeren Sicht der Gemeinde in Jerusalem ist bekannt (vgl. Apg 15 und Gal 2). Die Vereinbarung, die getroffen worden ist, bedeutet bei allen pragmatischen Elementen im Kern die Anerkennung zweier unterschiedlicher Arten von Mission bzw. die Aufteilung der Mission zwischen Jerusalem und Antiochien. Man ließ aber offen, wie in gemischten Gemeinden beim Herrenmahl zu verfahren sei. Bekannt ist der „Antiochenische Zwischenfall", der zu der Konfrontation von Petrus und Paulus führte (vgl. Gal 2).

In jedem Fall war die Entscheidung des sogenannten Apostelkonvents in Jerusalem das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Urkirche: Die Heidenchristen brauchen zum Eintritt in die Kirche nicht im rituellen Sinne Juden zu werden. [33] Paulus zufolge gab es ein hartes Ringen, das zu uneingeschränkter Anerkennung seines gesetzesfreien Evangeliums führte. Nach der Darstellung der Apostelgeschichte standen die Apostel ganz auf der Seite des Paulus. Wegen der Bedeutung dieses Konventes wird die Versammlung oft als „Apostelkonzil" bezeichnet, also als erstes Konzil in der Geschichte der Kirche gezählt. [34]

Von da aus eröffnet sich der Weg der jungen Kirche hinein in die Vielfalt der Religionen, Sprachen und Kulturen. Möglicherweise wäre der Kirche ohne diese befreiende Entscheidung der Weg in die Weltgeschichte hinein nicht möglich gewesen. Paulus selbst spannt dadurch den Horizont seines Wirkens in große, das gesamte Imperium umfassende und damit weltweite Dimensionen. Das Christentum wuchs aus seinen provinziellen Anfängen innerhalb weniger Jahrzehnte in einen Welthorizont hinein. In seiner judenchristlichen Grundgestalt wäre das Christentum in den Grenzen der jüdischen Glaubensform geblieben; in der davon befreiten Gestalt war es bei aller notwendigen Unterscheidung der Geister mit allen Kulturen kompatibel und konnte so zu einer Weltwirksamkeit gelangen. Dies brachte Paulus selbst in einen ungeheuren Konflikt, der bis zur Selbstverfluchung reicht, und dieser Konflikt bestand in der Frage, wie er bei dieser Konzeption seine Identität als Angehöriger des Volkes Israel erhalten konnte. Die gesetzesfreie Fassung des Evangeliums schien ein Identitätsbruch zu sein; Paulus freilich verstand sie vielmehr als einen Identitätsgewinn, was sich besonders in der dramatischen Darstellung von Röm 9-11 zeigt. Das Christentum fand in Paulus mit dieser Innovation den bahnbrechenden Protagonisten. Manche nennen ihn deshalb den „zweiten Stifter des Christentums". Er wurde so zum Apostel der Völker, wie ihn bereits der frühchristliche Clemensbrief sieht: „Siebenmal in Ketten, vertrieben, gesteinigt, Herold im Osten wie im Westen, empfing er den echten Ruhm für seinen Glauben. Er lehrte die ganze Welt Gerechtigkeit, kam bis an die Grenze des Westens und legte vor den Machthabern Zeugnis ab. Schließlich schied er aus der Welt und gelangte an den heiligen Ort, das größte Beispiel der Geduld." [35] Auch wenn Paulus in vieler Hinsicht als Sieger erscheint, so hat er doch für diesen Weg viel leiden müssen, da ihm immer wieder derselbe Vorwurf gemacht worden ist: „Du lehrst alle unter den Heiden lebenden Juden, von Mose abzufallen, und forderst sie auf, ihre Kinder nicht zu beschneiden und sich nicht an die Bräuche zu halten." (Apg 21,21). So erscheint Paulus manchmal, menschlich gesehen, als Verlierer. [36] In diesem Sinne wird die von ihm so herausgestellte „Theologie des Kreuzes" in seinem eigenen Leben und am eigenen Leib verwirklicht.

Es besteht kein Zweifel, dass die paulinischen Schriften viele Elemente für das missionarische Wirken der Kirche enthalten. Diese können hier nicht entfaltet werden, denn sie sind identisch mit einer Darstellung seiner ganzen Theologie. Ich möchte aber einen wichtigen Grundzug hervorheben, der sich aus dem Ansatz ergibt. Den Kern der Sendung der Kirche zu allen Völkern, das Durchbrechen der sprachlichen und kulturellen Grenzen und das Hineingehen in den Horizont der ganzen Welt ist für Paulus zuletzt begründet im universalen Heilswillen Gottes, wie er sich im Wort, Leben und Wirken Jesu Christi bekundet. Die Hingabe seines Lebens „für alle" öffnet alle Türen und Tore zur Welt. Damit ist selbstverständlich keine Allversöhnung oder ein naturalistisches oder gnostisches Verständnis von Erlösung gemeint. Es gibt keinen Automatismus des Heils. Alle sind eingeladen, alle werden gerufen, aber soweit wir Menschen erkennen können, hängt es auch von der Antwort ab, ob diese Einladung realisiert wird. Ich brauche hier nicht darüber zu handeln. [37]

Aus dieser Grundüberzeugung heraus kann Paulus eine Grundnorm seiner Theologie und seines seelsorglichen Dienstes formulieren. Man hat dieses Prinzip den „missionarischen Kanon" des hl. Paulus genannt. Ich will bewusst den ganzen wichtigen Text anführen: „Da ich also von niemand abhängig war, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Den Juden bin ich ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen; denen, die unter dem Gesetz stehen, bin ich, obgleich ich nicht unter dem Gesetz stehe, einer unter dem Gesetz geworden, um die zu gewinnen, die unter dem Gesetz stehen. Den Gesetzlosen war ich sozusagen ein Gesetzloser - nicht als ein Gesetzloser vor Gott, sondern gebunden an das Gesetz Jesu Christi -, um die Gesetzlosen zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben." (1 Kor 9,19-23). [38]

Paulus sagt am Schluss dieses Kanons mit letzter Klarheit, dass er dies alles „um des Evangeliums willen" tut. Zum Evangelium gehört sein Verkündigungsdienst. Indem er das Evangelium verkündigt, bekommt er selbst Anteil an ihm (vgl. 9,23). „Sein Anteil am Evangelium hängt mit seinem Dienst zusammen. Seine missionarische Existenz ist nicht eine zusätzliche Bestimmung seines Lebens, die auch fehlen könnte. Sie folgt für ihn daraus, dass das Evangelium ihm zufiel, worin er immer nur die unbegreifliche Gnade seines Lebens zu sehen vermochte." [39]


V.

Am 29. Juni 2009 geht das Paulusjahr zu Ende, das Papst Benedikt XVI. am Fest Peter und Paul des vergangenen Jahres für die ganze Kirche ausgerufen hat. Gab es zunächst weithin ein gewisses Zögern, so ist - dies kann man heute schon sagen - das Paulusjahr in unserer Kirche zu einem großen Erfolg geworden. Dabei gab es auch eine eindrucksvolle Zusammenarbeit mit der evangelischen Theologie. Dies war von vornherein nicht abzusehen. Um so dankbarer sind wir heute.

Nicht selten hatten wir geglaubt, Petrus wäre gleichsam der vornehmste Apostel für die katholische Kirche, während Paulus einen großen Vorrang für die Kirchen der Reformation habe. Wir haben in diesem Jahr auf vielfache Weise wieder gelernt, wie beide von der christlichen Frühzeit an in ihrer Einheit und Verschiedenheit zusammengehören. Dies ist auch ein wichtiges Zeichen für die gemeinsame ökumenische Sicht auf die beiden Apostelfürsten. Vielleicht können wir dies heute besser fruchtbar machen als bisher. Die Kirchenspaltung hat uns hier auf beiden Seiten jeweils einseitig werden lassen. Heute können wir unbefangener fragen, ob wir in gleicher Weise Petrus und Paulus gerecht werden. Man kann manche Pauschalurteile getrost verabschieden. Es gibt in der katholischen Tradition der Schriftauslegung gewiss auch eine beständige und kontinuierliche Beschäftigung mit Paulus. [40] Ich bin mir sicher, dass wir gerade in inhaltlicher Hinsicht diesen Reichtum noch längst nicht genügend entdeckt haben. Ferner kann man heute unbefangener fragen, ob Luther immer ein getreuer Ausleger des ganzen Paulus gewesen ist, ebenso kann man das Verständnis der Rechtfertigungsbotschaft bei Paulus und bei Luther neu auf den Prüfstand stellen. Wir dürfen dabei unseren deutschen Standort, den wir im Land der Reformation nicht verleugnen wollen, nicht absolut setzen. Andere Länder und Kulturen lesen Luther und Paulus auf ihre Weise.

Wenn man sich heute intensiver mit Paulus beschäftigt, so ist man überwältigt durch die Fülle bibelwissenschaftlicher Forschung. Es ist gewiss nicht immer leicht, das große Dickicht einer immer zahlreicher werdenden Literatur zu überblicken. Dies zeigt, dass das theologische Interesse an Paulus in den verschiedenen theologischen Bemühungen ungebrochen ist. Dabei gibt es nicht nur die subtilen Forschungsleistungen, sondern auch viele verständliche Hilfen und Kommentare zum Leben, Wirken und zu den einzelnen Schriften des heiligen Paulus und seiner Schule. Dabei muss man aber immer wieder auf den ganzen Paulus schauen. Dies gilt gerade auch für das Thema einer „missionarischen Theologie", die heute besonderes Interesse weckt. Man kann die tiefsten Wurzeln und Motive der „Sendung" nur verstehen, wenn man auf die entscheidenden Fundamente des paulinischen Denkens zurückgeht. [41]

Vor fast 50 Jahren habe ich ein intensiveres Studium des hl. Paulus begonnen. Dabei gab es schon damals große Lehrmeister, die ich hören durfte, wie den anerkannten französischen Paulusexperten Prof. P. Stanislas Lyonnet SJ vom Päpstlichen Bibelinstitut in Rom. Aber ich habe natürlich immer wieder von vielen anderen Paulusauslegern gelernt, nicht zuletzt von Rudolf Bultmann und Ernst Käsemann, Heinrich Schlier und Erik Peterson. Viele kommen aus jüngster Zeit hinzu. Was ich heute vortragen konnte, hat mich seit Beginn meines Studiums und besonders in meiner theologischen Doktorarbeit „Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift" bewegt und immer eine heilige Unruhe hinterlassen. Mit diesem Vortrag wollte ich für die vielen Einsichten dieser langen Zeit wie auch jetzt des Paulusjahres herzlich danken und Ihnen zugleich Mut machen, nun selber zu den Schriften des heiligen Paulus zu greifen und nach bald 2000 Jahren auf sein Wort zu hören, das uns Kunde gibt vom Evangelium Jesu Christi. Das Aufmerksamkeit darf nicht nur auf ein Jubiläumsjahr beschränkt bleiben, so sehr es uns mit Erkenntnissen beschenkt hat, sondern wir sollten uns kontinuierlich mit diesem großen Zeugen Paulus beschäftigen, der uns auch heute ein unersetzlicher Wegweiser ist. [42]

 

Anmerkungen

[1] Vgl. K. Lehmann, Die Erscheinungen des Herrn. Thesen zur hermeneutischen Struktur der Ostererzählungen, in: H. Feld, J. Nolte (Hrsg.): Wort Gottes in der Zeit. Festschrift K. H. Schelkle zum 65. Geburtstag. Düsseldorf 1973, 361-377.
[2] W. Schrage, Der erste Brief an die Korinther = EKK VII/4, Düsseldorf 2001, 62.
[3] Zur schon länger immer wieder betonten kirchengründenden Bedeutung von 1 Kor 3ff. vgl. schon K. Lehmann, Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift. Früheste Christologie, Bekenntnisbildung und Schriftauslegung im Lichte von 1 Kor 15,3-5 = QD 38, Freiburg i. Br. 1968 u.ö., 29f., 138f., 149, 165, 171, 342, 352 (Lit.).
[4] Vgl. die fast uferlose Literatur zu Herkunft und Struktur des Apostolats, z.B. F. Hahn, Der Apostolat im Urchristentum. Seine Eigenart und seine Voraussetzungen, in: ders., Studien zum Neuen Testament II, Tübingen 2006, 425-448; J. Frey, Paulus und die Apostel. Zur Entwicklung des paulinischen Apostelbegriffs und dem Verhältnis des Heidenapostels zu seinen Kollegen, in: E.-M. Becker/P. Pilhofer (Hg.), Biografie und Persönlichkeit des Paulus = WUNT 187, Tübingen 2005, 192-227; O. Wischmeyer (Hg.), Paulus. Leben-Umwelt-Werk-Briefe, Tübingen 2006, bes. 112ff. (E.-M. Becker); K. Haacker, Paulus. Der Werdegang eines Apostels = Stuttgarter Bibelstudien 171, Stuttgart 1997, 115ff.; F. W. Graf/K. Wiegandt (Hg.), Die Anfänge des Christentums, Frankfurt/Main 2009, darin die Beiträge von O. Wischmeyer, Th. Söding usw.
[5] Vgl. dazu die Einleitung von H.-U. Weidemann zu E. Peterson, Der erste Brief an die Korinther und Paulusstudien = Ausgewählte Schriften 7, Würzburg 2006, XXXII-XXXVI (Lit.).
[6] Vgl. dazu M. Hengel, Der unterschätzte Petrus, Tübingen 2006, 145ff., 158ff., 180ff.
[7] Th. Söding, „Ich lebe, aber nicht ich ...", (Gal 2,19). Die theologische Physiognomie des Paulus, in: Internationale Katholische Zeitschrift Communio 38 (2009), 119-134, Zitat: 121.
[8] E. Käsemann, Exegetische Versuche und Besinnungen II, Göttingen 1964, 253-264, bes. 254.
[9] Vgl. E. Peterson, Der Brief an die Römer. Aus dem Nachlass herausgegeben von B. Nichtweiß unter Mitarbeit von F. Hahn = Ausgewählte Schriften 6, Würzburg 1997; auf die Wichtigkeit der Kategorie hat zuerst B. Nichtweiß in ihrer großen Monografie „Erik Peterson. Neue Sicht auf Leben und Werk", Freiburg i. Br. 1992, in einem eigenen Exkurs aufmerksam gemacht, 631-637, vgl. auch 14, 229, 303, 394f., 759. Hier wird auch der Hintergrund dieses Begriffs erläutert, nicht zuletzt auch im Blick auf einige Beziehungselemente zu Carl Schmitt (632).
[10] Zur Begriffsgeschichte von „Ausnahme" vgl. den gleichnamigen Artikel von M. Theunissen und H. Hofmann, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, hrsg. von J. Ritter, Band 1, Basel 1971, 667-669 (Lit.).
[11] Vgl. E. Peterson, Der erste Brief an die Korinther und Paulusstudien = Ausgewählte Schriften 7, Würzburg 2006, XXV-XXXVII.
[12] Zu einigen Interpretationsschwierigkeiten vgl. ebd., XXXVIf.
[13] Zur Dokumentation vgl. das Referat von Dr. Rolf Quednau (Münster), „Petrus und Paulus in der Kunst" (7. Mai 2009 innerhalb der Vorträge zum Paulusjahr, Veröffentlichung vorgesehen im Jahrbuch für die Diözese Mainz 2010, hrsg. von B. Nichtweiß). Gesonderter Aufmerksamkeit bedarf die Tatsache, dass schon in den ersten Jahren der Reformation diese Doppelapostolizität zumindest in der Kunst evangelischerseits kaum mehr aufrechterhalten wird, weshalb sich natürlich auch das Paulusbild verändert. Vgl. zum Thema auch A. Tacke (Hg.), Kunst und Konfession. Katholische Auftragswerke im Zeitalter der Glaubensspaltung 1517-1563, Regensburg 2008.
[14] H. Schlier, Wort Gottes. Eine neutestamentliche Besinnung, Würzburg 1958; ders., Grundzüge einer paulinischen Theologie, Freiburg i. Br. 1978, 200ff.
[15] Vgl. nur H. Schlier, Der Brief an die Galater, 5. Aufl. der Neubearbeitung, Göttingen 1971, 37ff., 43ff.; U. Borse, Der Brief an die Galater, Regensburg 1984, 104f., 153, 213; F. Mußner, Der Galaterbrief, Freiburg i. Br. 1974, 111, 144; D. Lührmann, Der Brief an die Galater, Zürich 1978, 40ff., 104ff.; H. D. Betz, Der Galaterbrief, München 1988; S. Schewe, Die Galater zurückgewinnen = FRLANT 208, Göttingen 205, 185ff.; in stärker systematischer Hinsicht G. Ebeling, Die Wahrheit des Evangeliums, Tübingen 1981, 133ff., 160f., 163ff., 189.
[16] Vgl. K. Lehmann, Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift, 24ff.
[17] Vgl. ebd., 31ff., 36ff., 43 ff; vgl. dazu D. Häußer, Christusbekenntnis und Jesusüberlieferung bei Paulus = WUNT 210, Tübingen 2006.
[18] Vgl. dazu H. Conzelmann, Konsequente Traditionsgeschichte?, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche 62 (1965), 137-152; ders., Grundriss der Theologie des Neuen Testaments, München 1967, 175ff., 192ff., 325ff.; vgl. auch ders., Theologie als Schriftauslegung, München 1974, 106ff., 131ff.
[19] Vgl. K. Lehmann, Der Fundamentalismus als Herausforderung für Theologie und Kirche, in: Fundamentalismus als Herausforderung an Staat, Kirche und Gesellschaft, Münster 1999 (= Essener Gespräche zum Thema Staat und Kirche Bd. 33), 63-85 (Lit.).
[20] F. Mussner, „Schichten" in der paulinischen Theologie, dargetan an 1 Kor 15, in: ders., Praesentia salutis, Düsseldorf 1967, 69f.
[21] Vgl. dazu ausführlicher G. Bornkamm, Glaube und Vernunft bei Paulus, in: Studien zu Antike und Urchristentum. Gesammelte Aufsätze II, München 1963, 119-137; ders., Paulus, 7. Aufl., Stuttgart 1993 (mit Literaturnachträgen), 130f.
[22] Vgl. dazu F. Siegert, Argumentation bei Paulus, gezeigt an Röm 9-11 = WUNT 34, Tübingen 1985; R. Reck, Kommunikation und Gemeindeaufbau. Eine Studie zu Entstehung, Leben und Wachstum paulinischer Gemeinden in den Kommunikationsstrukturen der Antike = Stuttgarter Biblische Beiträge 22, Stuttgart 1991; D. Trobisch, Die Paulusbriefe und die Anfänge der christlichen Publizistik, Gütersloh 1994; P. Eckstein, Gemeinde, Brief und Heilsbotschaft = Herders Biblische Studien 42, Freiburg 2004.
[23] Vgl. dazu D. Lührmann, Das Offenbarungsverständnis bei Paulus und in paulinischen Gemeinden = Wissenschaftliche Monografien zum Alten und Neuen Testament 16, Neukirchen 1965.
[24] G. Bornkamm, Paulus, 130f.
[25] Vgl. das Standardwerk von M. Hengel, Judentum und Hellenismus, 3. Aufl., Tübingen 1988; vgl. zusätzlich W. Eck, Rom und Judaea = Tria Corda 2, Tübingen 2007.
[26] Vgl. zur Auslegung R. Pesch, Die Apostelgeschichte, I. Teilband = EKK V/1, Zürich 1986, 296ff., 310ff.
[27] Vgl. dazu M. Hengel/U. Heckel (Hg.), Paulus und das antike Judentum = WUNT 58, Tübingen 1991 (darin: Der vorchristliche Paulus, 177-291); M. Hengel, Judentum und Hellenismus; J. Frey, Das Judentum des Paulus, in: O. Wischmeyer (Hg.), Paulus, 5-43; J. Meier, Geschichte des Judentums im Altertum, 2. Aufl., Darmstadt 1989; ders., Zwischen den Testamenten. Geschichte und Religion in der Zeit des zweiten Tempels, NEB. Ergänzungsband AT 3, Würzburg 1990; G. Sternberger, Pharisäer, Sadduzäer, Essener = Stuttgarter Bibelstudien 144, Stuttgart 1991; in aller Kürze: K.-W. Niebuhr, Paulus im Judentum seiner Zeit, in: Communio 38 (2009), 108-118; ders., Heidenapostel aus Israel. Die jüdische Identität des Paulus nach ihrer Darstellung in seinen Briefen = WUNT 63, Tübingen 1992.
[28] Vgl. dazu zusammenfassend Chr. Landmesser, Umstrittener Paulus. Die gegenwärtige Diskussion um die paulinische Theologie, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche 105 (2008), 387-410; E. P. Sanders, Paulus, Stuttgart 1995; M. Bachmann, Lutherische und Neue Paulusperspektive, WUNT 182, Tübingen 2005; J. D. G. Dunn, The New Perspective on Paul, WUNT 185, Tübingen 2005 (gesammelte Aufsätze mit weiterer Literatur); E.-M. Becker/P. Pilhofer (Hg.), Biografie und Persönlichkeit des Paulus = WUNT 187, Tübingen 2005, 46-64.
[29] Vgl. den Untertitel des in Anm. 28 genannten Buches „Lutherische und Neue Paulusperspektive: Beiträge zu einem Schlüsselproblem der gegenwärtigen exegetischen Diskussion".
[30] Dazu K. Stendahl, Der Jude Paulus und wir Heiden, München 1978 und Anm. 28.
[31] Vgl. z.B. E. Lohse, Paulus, München 1996; G. Bornkamm, Paulus, 48ff. u.ö. In leicht verständlicher Form vgl. C.-P. März, Paulus. Sein Leben. Sein Wirken. Seine Zeit, Leipzig 2008. Die erste Missionsreise mit Barnabas ist im Datum schwierig zu bestimmen, die zweite Missionsreise nach Korinth wird um 50 bis 52, die dritte nach Ephesus zwischen 52 und 55 angesetzt; vgl. auch Kl. Berger, Paulus, München 2002; M. Reiser, Paulus - ein Lebensbild, in: B. Nichtweiß (Hg.), Paulus, Apostel der Völker, in: Buchillustrationen aus sechs Jahrhunderten = Aus der Martinus-Bibliothek Mainz 6, Mainz 2009, 4-16.
[32] Vgl. dazu auch das unentbehrliche Buch von R. Riesner, Die Frühzeit des Apostels Paulus = WUNT 71, Tübingen 1994, 204ff.
[33] Vgl. J. Becker, Paulus. Der Apostel der Völker, Tübingen 1989, 87ff; U. Schnelle, Paulus. Leben und Denken, Berlin/New York 2003, 117-135.
[34] Vgl. Chr. Burchard, Der dreizehnte Apostel = FRLANT 103, Göttingen 1970; vgl. in aller Kürze J. Schröter, Paulus in der Apostelgeschichte, in: Communio 38 (2009), 135-148.
[35] Clemensbrief 5,6.
[36] Diese Züge sind in dem wichtigen Paulusbrief von E. Biser eindrucksvoll dargestellt: Paulus, Darmstadt 2003, 103ff. u.ö; vgl. auch U. Jochum, Die Sendung des Paulus, Paderborn 2008, 50ff.
[37] Vgl. mein ausführliches Referat „Das Heil der Anderen". Interpretation der Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu den Heilsmöglichkeiten der Nichtchristen. Ökumenischer Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen, Vollversammlung 30.3.-2.4.2009 in Mainz (im Druck).
[38] Vgl. dazu G. Eichholz, Der missionarische Kanon des Paulus, in: ders., Tradition und Interpretation. Studien zum Neuen Testament und zur Hermeneutik = Theologische Bücherei 29, München 1965, 114-120; W. Schrage, Der erste Brief an die Korinther, Zweiter Teilband = EKK VII/2, Düsseldorf 1995, 333-360, zahlreiche Literatur auf S. 333, vgl. auch die Überschrift zu diesem Passus: Die Freiheit von allen für alle. Vgl. auch Anm. 41.
[39] G. Eichholz, Tradition und Interpretation, 120.
[40] Für die Anfänge vgl. E. Dassmann, Der Stachel im Fleisch. Paulus in der frühchristlichen Literatur, Münster 1979.
[41] Zum Thema der Mission vgl. K. Lehmann, Zuversicht aus dem Glauben, Freiburg i. Br. 2006, 472-498 (472-475 zu 1 Kor 9,16ff.).
[42] Eine schöne kleine Zusammenfassung findet sich bei E. W. Stegemann, Paulus und die Welt, Zürich 2005, 303-308 (Apostel der Völker. Was interessiert die christliche Theologie an Paulus?).

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

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