Wort des Abschieds aus Anlass des Trauergottesdienstes und der Beisetzung von Herrn Alt-Bischof Prof. Dr. Christian Zippert

am 19. August 2007 in der Elisabeth-Kirche in Marburg

Datum:
Sonntag, 19. August 2007

am 19. August 2007 in der Elisabeth-Kirche in Marburg

Verehrte Frau Zippert mit Familie!

Liebe Trauergemeinde!

Verehrte, liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Gerne möchte ich im Namen der katholischen (Erz-)Bistümer in Hessen zum Tod des verehrten Alt-Bischofs Prof. Dr. Christian Zippert unser herzliches Beileid und unsere Mittrauer zum Ausdruck bringen. Ich spreche auch für den Erzbischof von Paderborn, den Bischof von Fulda, den Diözesanadministrator Dr. Günter Geis vom Bistum Limburg und nicht zuletzt den Alt-Bischof von Limburg, Prof. Dr. Franz Kamphaus. Von allen Diözesen sind Vertreter da.

Durch den Tod von Bischof Christian Zippert haben auch wir einen echten Freund und Bruder verloren. Er war stets mit uns verbunden und für uns ein vorbildlicher Partner im ökumenischen Umgang unseres Landes. Dies war vor allem auch dadurch möglich, dass Bischof Christian Zippert sich in besonderer Weise um jene Grundvollzüge des kirchlichen Lebens kümmerte, die uns in hohem Maß gemeinsam sind. Es war vor allem auch die Völkerversöhnung, vor allem mit den Kirchen Osteuropas, eine tiefe Spiritualität und die konkrete Zusammenarbeit in der Ökumene. Hinzu kamen in allen Bereichen seine klaren theologischen und ethischen Kriterien und sein unbestechliches Urteil. Bei unseren Zusammenkünften, sei es in kleineren Kreisen oder bei den jährlichen Konferenzen der Hessischen Kirchenleitungen, haben wir ihn besonders auch als einen humorvollen, brüderlich-kollegialen und zugleich wachen Kollegen kennen gelernt. Wir schätzten alle seine menschliche Wärme und Güte.

Wir haben seine Kompetenz in der Gestaltung des Gottesdienstes hoch geschätzt. Eine gute, ehrfürchtige Gestaltung des Gottesdienstes ging ihm über alles, getreu der Regel des hl. Benedikt: „Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“ (RB, Kap. 43,3). Er hatte eine besondere Freude an der Schönheit der Formen, an der Treffsicherheit der Sprache, an der Überzeugungskraft der Gesten und Gebärden und an dem abwechslungsreichen Rhythmus des Singens und Betens. Gute Kirchenlieder, alte und neue, liebte er. Unvergesslich ist sein tiefes Gespür für eine wache, gesunde Spiritualität. Seine Sammlungen von Gebeten hatten es vielen angetan. Sehr oft habe ich auch persönlich besonders das 1992 erschienene „Geborgen im Lauf der Zeit. Gebete für alle Tage“ zu Andachten und Gottesdiensten, aber auch zum persönlichen Gebet herangezogen. Meisterhaft hat er Gebete aus dem reichen Schatz der Kirchen aus allen Jahrhunderten ausgewählt. Viele eindringliche Gebete hat er selbst formuliert. Sein sorgfältiger Umgang mit der Sprache war wohltuend. Ich denke aber auch an die Bücher „Kirchenlieder-Kirchenbilder“ (1995) und die Psalmenbetrachtungen „Licht ist dein Kleid“ (1999). Man konnte sich von ihm auch als katholischer Christ immer wieder in das Gebet hineinnehmen und führen lassen.

Eine besondere Liebe brachte Bischof Dr. Zippert in die Erarbeitung der gottesdienstlichen Texte, also die Agende, ganz besonders für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck. Man kann von den sorgfältig gestalteten Gebeten, auch zu heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen (z.B. Verantwortung für die Schöpfung, Gemeinschaft von Frauen und Männern, Mit Fremden leben, Arbeitslosigkeit, Diakonie, Mission und Partnerschaft, Einheit der Kirche) viel lernen. Nicht zuletzt durch diese Arbeit, an der natürlich auch andere mitgewirkt haben, lebt Bischof Zippert in seiner Kirche weiter.

Gerade weil diese Aufgaben von ihm mit einer hohen Selbstlosigkeit erfüllt worden sind, ohne einen Autor zu nennen, müssen sie erwähnt werden. Es wäre noch zu sprechen von der Mitwirkung an der Revision von Luthers Bibelübersetzung, an den verschiedenen Arbeiten zur Vorbereitung und Begleitung des Evangelischen Gesangbuches bei der Einführung; dazu gehört auch seine Beauftragung für den Kontakt mit den Kommunitäten, Schwestern und Bruderschaften durch die Evangelische Kirche in Deutschland.

Dieser so offene, freundliche und lebensverbundene Mensch und Bischof hat jedoch nicht die Augen verschlossen vor den Nöten unserer Welt. Deswegen war ihm schon seit frühen Jahren die schon genannte Aussöhnung mit den Völkern Osteuropas ein tiefes Anliegen. Leidenschaftlich widmete er sich auch dem Dialog mit dem Judentum. Innerhalb und außerhalb Europas stellte er sich, gerade auch nach seiner Emeritierung, den Aufgaben der wieder erstandenen evangelischen Kirchen zur Verfügung, z.B. in Russland und Rumänien.

Christian Zippert stand der katholischen Kirche und uns Mitbischöfen, vor allem in Hessen, besonders so nahe, weil er im Bereich seiner Theologie, seines Pastorenamtes und seiner bischöflichen Tätigkeit immer in die Tiefe ging. Da gab es keine bloßen Nettigkeiten und oberflächlichen, freundlichen Spielchen. Und nirgends war dies angebrachter als bei den Themen Gottesdienst und Frömmigkeit. So hat er der Ökumene, gerade auch in der Begegnung mit der katholischen Kirche, Wege gewiesen, die noch viel zu wenig aufgenommen und erprobt worden sind. Dies gilt gerade heute.

In Verbindung mit der Elisabeth-Kirche war er in den Jahren 1980 bis 1992 Propst des Sprengels Waldeck und Marburg. Er hat diese Zeit manchmal als die schönste Zeit seines Lebens bezeichnet. Hier wollte er auch selbst den Trauergottesdienst gefeiert wissen. Das letzte Buch, das er uns vor wenigen Monaten überlassen hat und über die hl. Elisabeth handelt, hat einen Titel, der – so denke ich – genau auf Bischof Christian Zippert passt: Hingabe und Heiterkeit. Wir danken für sein Leben und Wirken und versprechen Ihnen, verehrte Frau Zippert und Ihren Söhnen und Töchtern, unser inständiges Gebet.

(c) Karl Kardinal Lehmann

Es gilt das gesprochene Wort 

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz