Schmuckband Kreuzgang

Cello & Orgel begeisterten

Grandioses Kammerkonzert mit Torsten Oehler und Eva-Maria Anton

Glücklich nach ihrem grandiosen Konzert: Torsten Oehler und Eva-Maria Anton (c) Henning Stahl
Datum:
Mo. 27. Nov. 2023
Von:
Texte: Christof Becker; Redaktion und Foto: Henning Stahl

Ungewöhnlich viele Freunde der Kirchenmusik aus nah und fern waren der Einladung des Regionalkantorats Wetterau in die Bad Nauheimer Bonifatiuskirche gefolgt, um Torsten Oehler an seinem Violoncello und Eva-Maria Anton an der Link-Orgel zu hören, und sie bedankten sich am Ende mit standing ovations für ein fulminantes Kammerkonzert, das schlichtweg begeisterte.

Wunderbare Duette der beiden so unterschiedlichen Instrumente

Elegisch-romantische Klänge von großer Expressivität dominierten in den Werken von Gabriel Fauré und Ernest Bloch, während die Barockstücke von Antonio Vivaldi und Johann Sebastian Bach stilistisch einen geglückten Gegensatz dazu bildeten.
Mit Camillo Schumann und Oskar Wermann kamen zwei Komponisten zu Gehör, die zwar zu ihrer Zeit einige Bedeutung erlangten, im heutigen Konzertleben aber eher ein Schattendasein führen. Besonders die umfangreiche Sonate op 58 des früheren Dresdner Kreuzkantors Oskar Wermann beeindruckte mit ihrer großen symphonischen Klanggestalt, mit der die beiden Solisten gekonnt umzugehen vermochten: Virtuose Skalenepisoden wechseln sich hier ab mit alterationsharmonischen Akkordblöcken, die dem souveränen Agieren der Künstler weiten Raum lassen – ein Werk, dem man eine weitere Verbreitung wünschen möchte.

Beide brillierten mit ausgewählten Solowerken

Während sie die meisten Kompositionen in einem wunderbaren Duettieren auf Augenhöhe ausführten, begeisterten Torsten Oehler und Eva-Maria Anton auch solistisch: 
Bei den drei Sätzen aus Bachs Solosuite in G-Dur bewies der Cellist eine subtile Herangehensweise an die komplexe Struktur der Komposition, entfaltete bewegliche Spannungsbögen, besonders in dem bekannten Prélude, und meisterte die anspruchsvollen Doppelgriffe und die arpeggierenden Akkorde in der Allemande ebenso souverän wie die spieltechnischen Herausforderungen in der virtuosen Gigue. 
Bei den drei Stücken von Frank Bridge entlockte die Organistin ihrem großartigen Instrument  mit gewohnter Noblesse und feinem Gefühl für musikalische Zusammenhänge interessante Klänge der frühen Moderne; den expressiven Geist dieser Stücke konnte sie hierbei mit besonders kreativ und phantasievoll ausgewählten Registrierungen zum Leben erwecken.

Standing ovations und melodische Zugabe

Der lang anhaltende, begeisterte Applaus des konzentriert zuhörenden Publikums war mehr als verdient, worauf das eindrucksvolle Konzert mit der kurzen Zugabe wunderschöner Melodien und Harmonien von Alessandro Marcello ausklang.