Die Sozialpastoral ist die Grundlage und Leitbild allen Handelns in der Pfarrei im Sinne von „Gaudium et Spes“, also „Freude und Hoffnung“.
Die Lebenswirklichkeit der Menschen, ihre Sorgen und Nöte sind ein Anliegen der kirchlichen Gemeinschaft. Austausch und Kommunikation mit den Menschen und die Vernetzung von Beteiligten und Kirchorten sind dazu unerlässlich.
Das Teilprojektteam (TPT) Diakonie, zusammengesetzt aus den Gemeinden der zukünftigen Pfarrei Nord, sollte das Konzept für die caritative Arbeit der zukünftigen Großpfarrei erarbeiten. Die Ergebnisse wurden im Gottesdienst vorgestellt und sind zusammengefasst in diesem Bericht zu finden.
In einem ersten Schritt wurde erfasst, welche caritativen Dienste, Initiativen und Einrichtungen es in der nördlichen Wetterau bereits gibt. Das Ergebnis von mehr als 90 bestehenden Initiativen im Bereich der Diakonie war hierbei verblüffend.
Darunter fallen neben Sternsinger, Messdienergruppen und Begegnungsmöglickeiten wie Pfarrfeste, Trauercafés, Seniorennachmittage, Kirchencafés, Neujahrsempfänge etc. Aber auch die im Verborgenen wirkenden Dienste sind wichtige bestehende Initiativen der Diakonie. Hilfe für Bedürftige wird auf vielfältige Weise geleistet z.B. im Rahmen der Caritas-Finanzhilfe. Darüber hinaus gibt es Vereine wie die Malteser, die AWO, das Freiwilligenzentrum, Hospizvereine u.v.m.
In dieses reichhaltige caritative Engagement investieren Hauptamtliche und Ehrenamtliche viel Zeit und Leidenschaft.
Hauptamtliche, Ehrenamtliche und Verbände wirken in zum Teil kirchlichen Strukturen wie Kindertagesstätten, der Jugendseelsorge, der Schulseelsorge (z.B. St.-Lioba-Schule), der Altenheim- und Altenseelsorge u.v.m.
Auch im ökumenischen und interreligiösen Zusammenhang existieren in der jüdischen und in der muslimischen Gemeinde bereits Kooperationen und zivilgesellschaftlich bestehen Nachbarschaftsvereine und bürgerschaftliche Initiativen wie z.B. die Puzzle-Kids oder die Altenselbsthilfe.
Das TPT möchte zukünftig die Chance nutzen, sich mit den vielen anderen diakonischen Initiativen in Bad Nauheim noch stärke zu vernetzen, um die Diakonie in der Pfarrei Wetterau-Nord künftig in seiner Reichhaltigkeit aufrechterhalten zu können.
Angesichts der Tatsache, dass für wahrscheinlich mehr Arbeit weniger Hauptamtliche und höchstens gleich viele Ehrenamtliche zur Verfügung stehen werden, stellt sich die Frage wie die zukünftige Struktur aussehen könnte.
Mit dem Ziel das vielfältige ehrenamtliche Engagement beizubehalten und noch zu fördern, wird eine ständige Überprüfung und gegebenenfalls Neuausrichtung des Engagements notwendig sein, die sich an den Bedarfen der Menschen im Sozial- und Pastoralraum orientiert sollte.
Damit das gelingen kann, schlägt das TPT eine klare Zuordnung zu einem/einer Hauptamtlichen bzw. zu einem Ansprechpartner, damit eine bedarfsgerechte Begleitung und Unterstützung sichergestellt sind. Auch sollten die Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement geklärt und offen kommuniziert werden. Dazu gehören Fortbildungs – und Reflexionsangebote sowie eine Anerkennungs- und Wertschätzungskultur.
Die Vernetzung unseres Tuns sowohl mit innerkirchlichen als auch mit zivilgesellschaftlichen und ökumenischen Partnern ist definitiv ausbaufähig.
Die Vergabe der uns zur Verfügung stehenden Mittel sollte in der gesamten Pfarrei nach einheitlichen Kriterien erfolgen. Die bistumseinheitlich vorgegebenen Kollekten und Sammlungen sichern finanzielle Mittel für caritative Arbeit und Projekte. Die Kollekten und Sammlungen sollten in allen Gemeinden der Pfarrei Wetterau-Nord durchgeführt werden.
Wie bisher sollten bei besonderen kirchlichen Anlässen mit eindeutig diakonischem Bezug wie z.B. St. Martin, oder der Misereoraktionen das diakonische Wirken der Kirche hier vor Ort, aber auch der Weltkirche herausgestellt werden.
Eine ganz besondere Herausforderung ist die pastoral-diakonische Begleitung der fünf katholischen Kindertagesstätten auf dem Gebiet der Pfarrei.
Eine Chance sieht das TPT darin, dass viele der in der Gemeinde ehrenamtlich Engagierte auch noch in anderen kommunalen und sozialen Initiativen Projekten und Verein mitarbeiten. Durch diese persönliche Vernetzung könnte eine Vernetzung mit kirchlichen Stellen wie Caritas, Diakonie oder Ökumene erreicht werden.
Förderlich hierfür wäre eine ausgesprochene Legitimation der dort tätigen Gemeindemitglieder, damit diese sich auch als VertreterIn der Gemeinde in diesem Projekt verstehen bzw. einbringen kann.
Besondere Bedeutung könnte den Einrichtungen der Gesundheitsstadt Bad Nauheim, den Justizvollzugsanstalten in Butzbach und Rockenberg, der Tafel in Butzbach, den Maltesern in Butzbach und der Zentrale der Johanniter in Nieder-Weisel zukommen.
Bei Pfarrei übergreifenden Tätigkeitsfeldern wie z.B. der Obdachlosenfürsorge der Diakonie und den dem Bistum zugeordneten Einrichtungen wie die St.-Lioba-Schule, die Caritas-beratung, die Klinik- und Altenheimseelsorge, die Betriebsseelsorge und die Katholische Jugendzentrale Wetterau ist eine Abstimmung mit den Akteuren erforderlich.
Wir leben in einem gut aufgestellten, demokratisch verfassten Sozialstaat, der schon ein großes Angebot an sozialem Engagement und Fürsorge gewährleistet.
Wird diakonisches Angebote überhaupt noch gebraucht oder was unterscheidet das diakonische Engagement von staatlichen Angeboten?
Als Kirche können wir den Menschen die „Option des Gottesreiches“ aufzeigen und dies auch durch Wort und Tat, subsidiär und solidarisch verkünden.