Der Kammerchor bei einer Auslandsreise
Datum:Termin: Sonntag, 16.11.25 - 16:00
Art bzw. Nummer:Kirchenkonzert in St. Bonifatius
Ort:Pfarrkirche St. Bonifatius Bad Nauheim
Zanderstraße 13
61231 Bad Nauheim
Die Musikgeschichte ist keine Entwicklung, die zu allen Zeiten und an allen Orten parallel verlief und manche Epoche ist sogar nach ihrem Zentrum benannt worden, wie z.B. die „Wiener Klassik“.
Ein relativ unbeachteter Seitenweg der Musikgeschichte findet sich in Großbritannien am Übergang zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert.
Während in Zentraleuropa Komponisten wie Webern oder Schönberg vollkommen neue Arten zu komponieren entwickelten, wurde in Großbritannien die Tradition der Spätromantik fortgesetzt.
Dabei spielen zwei Komponisten eine entscheidende Rolle, die beide als Professoren für Komposition maßgeblich die britische Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts geprägt haben: Charles Villiers Stanford und Hubert Parry.
Beide waren Professoren für Komposition an der Royal Academy of Music und hatten durch ihre Persönlichkeit und Ästhetik großen Einfluss auf die Komponisten ihrer Zeit..
Im Konzert am 16. November um 16 Uhr in der Kirche St. Bonifatius Bad Nauheim geht der Chor cantus firmus Wetterau e.V. auf musikalische Spurensuche in Großbritannien. Das Programm beginnt mit dem Großmeister der britischen Renaissancemusik: William Byrd. Seine „Mass for four voices“ hätte so auch auf dem zentraleuropäischen Kontinent entstehen können und lässt hinsichtlich der Kompositionstechnik des Kontrapunkts keine Wünsche offen.
Als Gegenpol zu diesem Meisterwerk der Renaissancemusik steht die „Missa Cantate“ des zeitgenössischen Komponisten Bob Chilcott. In moderner Kompositionsweise und im abschließenden „Agnus Dei“ mit einer ungewöhnlichen Kompositionstechnik gelingt ihm eine mitreißende Neuinterpretation des Messzyklus.
Die großartigen „Songs of farewell“ von Hubert Parry verbinden das 16. und 20. Jahrhundert. Die Texte der „Songs of farewell“ sind geprägt von Lyrikern, die ihre Erlebnisse aus den britischen Bürgerkriegen verarbeiten und Parry kleidet diese Texte in betörend schöne spätromantische Harmonien.
Ebenso eindringlich vertont der zeitgenössische Komponist James MacMillan das letzte Gedicht des britischen Lyrikers und Soldaten Charles Hamilton Sorley, das er in seinen letzten Minuten an der Frontlinie des ersten Weltkrieges in Nordfrankreich schrieb.
Näher am direkten Erleben eines Autors als bei Sorely kann man wohl nicht sein.
Außerdem darf in einem britischen Konzertprogramm ein entscheidender Komponist des 20. Jahrhunderts nicht fehlen:
der überzeugte Pazifist Benjamin Britten vertonte mit „Advance Democracy“ in düsterer Vorahnung des zweiten Weltkrieges einen energischen Aufruf, die Demokratie zu stärken und sich der Propaganda und der List entgegenzustellen.