In vielen Kirchen ist es jetzt wieder zu sehen: Das aktuelle MISEREOR Hungertuch. Auch in der Büttelborner Pfarrkirche hängt es am Altar. Es ist ein ist ein zentraler Bestandteil der MISEREOR-Fastenaktion.
Alle zwei Jahre gestaltet eine Künstlerin oder ein Künstler ein neues Kunstwerk. In diesem Jahr stellte die Chilenin Lilian Moreno Sánchez das neue Hungertuch für 2020/2021 vor. Unter dem Titel „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ entstand das Werk zu Beginn der Corona-Pandemie. Basis des Bildes ist eine Röntgenaufnahme, die den gebrochenen Fuß eines Menschen zeigt, der in Santiago de Chile bei Demonstrationen gegen soziale Ungleichheit durch die Staatsgewalt verletzt worden ist.
Das Kunstwerk ist auf drei mit Bettwäsche bespannten Keilrahmen entstanden. Der Stoff ist nicht glatt und makellos, graue Flecken mit Straßenstaub vom Ort der Proteste in Chile und Falten überziehen ihn. Er ist vielfach übereinandergelegt, an Schnittmuster erinnernd, auseinanderklaffend wie verletzte Haut und mit goldenem Zickzack wieder zusammengenäht, um Heilung zu ermöglichen. Die Botschaft dahinter: Inmitten der ersten
globalen Pandemie dieses Jahrtausends, die soziale Ungleichheiten aufgedeckt und verschärft hat, sollten wir uns auf Nächstenliebe und Solidarität berufen und die Kraft des Wandels begreifen. Nutzen wir das Fenster, das sich gerade öffnet, den „weiten Raum“, der sich auftut, um den Blick hin zu neuen Perspektiven und der Idee des Wandels zu öffnen. Eine andere Welt ist möglich.
MISEREOR und Brot für die Welt setzen mit diesem Hungertuch ein Zeichen für die Ökumene: Gemeinden beider Konfessionen nutzen das Bild und machen Mut, weiter an der Einen Welt zu bauen.
Auf Youtube gibt es ein Video zum Hungertuch.
Lilian Moreno Sánchez, geboren 1968 in Buin/Chile, studierte Bildende Kunst an der Universität von Chile in Santiago de Chile und kam nach ihrem Diplom durch ein DAAD Stipendium nach Deutschland, wo sie ihre Studien an der Akademie der Bildenden Künste in München fortsetzte; seit Mitte der 90-er Jahre lebt und arbeitet sie in Süddeutschland.
Ihre Kunst durchbricht die Oberflächlichkeiten des Lebens und kreist, die Erfahrungen während der chilenischen Militärdiktatur verarbeitend, um Leid und seine Überwindung durch Solidarität. Oft verarbeitet sie Röntgenbilder und trägt ihre Zeichnungen auf Krankenbettwäsche auf. Lilian Morenos Werke bleiben nicht bei der Passion stehen: Über aller Realität steht auch schon die Verklärung.