Schmuckband Kreuzgang

Die Ausreinigungs- und Erweiterungsarbeiten an der Göckel-Orgel

sind erfolgreich abgeschlossen.

Die Göckel-Orgel in St Josef von innen, mit den neuen Cornet-Pfeifen. (c) D. Thiel
Die Göckel-Orgel in St Josef von innen, mit den neuen Cornet-Pfeifen.
Datum:
So. 7. Nov. 2021
Von:
Dietmar Thiel

Am Donnerstag, dem 04. November 2021, erfolgte die Abnahme der Arbeiten durch den Orgelsachverständigen Herrn Dr. Krystian Skoczowski und Regionalkantorin Frau Regina Engel.  Pfarrer Martin Berker und Vertreter des Fördervereins Pfeifenorgel St. Josef e.V. waren ebenfalls auf der Orgelempore anwesend, als die Orgel durch ausgewählte Musikstücke ihr wiedergewonnenes und erweitertes Klangkönnen unter Beweis stellte.

Frau Mechthild Fürst-Diery, die Vorsitzende des Fördervereines, dankte Orgelbaumeister Karl Göckel für die gelungene Arbeit.

Die Göckel-Orgel in St. Josef Neu-Isenburg (c) Dietmar Thiel

Am Sonntag, dem 19. März 2000, weihte der damalige Domkapitular Prälat Dietmar Giebelmann, der 16 Jahre lang Pfarrer von St. Josef war, gemeinsam mit Pfarrer Heribert Kronenberger, dem damaligen Pfarrer der Gemeinde, bei einem Festgottesdienst, die Orgel ein.  

In einem langen Prozess, beginnend im Jahre 1985, war es der Gemeinde gelungen dieses Projekt zu verwirklichen. Dabei entwickelte sich aus der Interessengruppe „Orgelkreis“ der 1997 gegründete Förderverein Pfeifenorgel St. Josef e.V. Mit viel Einsatz, Aktionen, sowie Konzerten und Veranstaltungen wurden Spenden gesammelt. Mitte 1999, im Zuge der stattfindenden Kirchenrenovierung, wurde die Firma Göckel mit dem Bau einer neuen Orgel betraut.

Das Gehäuse ist ein massiver und fehlerfreier Eichenholzkörper, welcher sich am Orgelbau des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts orientiert. Er ist der perfekte Resonanzkörper für seine ursprünglich 2038 Pfeifen.

Das Gehäuse ist ein massiver und fehlerfreier Eichenholzkörper. (c) D. Thiel

Die Tontraktur, die Verbindung jeder einzelnen Taste mit dem Tonventil, ist traditionell mechanisch und besteht aus feinjährigem, abgelagertem Fichtenholz. Die Registratur (eine Reihe von Pfeifen gleicher Klangfarbe) ist im Gegensatz dazu elektronisch gebaut. Diese Kombination eröffnet dem Organisten die Möglichkeit, auf Knopfdruck einprogrammierte Kombinationen der 31 Register abzurufen und gleichzeitig lässt sie ihm die einfachste wie direkteste Kontrolle seines Spiels zu. So kann Orgelmusik von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart in Perfektion zu Gehör gebracht werden.

Drei Blasebälge, die durch ein elektronisches Gebläse mit der Leistung von 28 cbm/Minute versorgt werden, speisen die Windanlage mit Luft. Darauf sitzen die Pfeifen aus Metal (Zinn) oder Holz, die größte ist ca. 3 Meter lang und die kleinste nur 10mm kurz.  Sie teilen sich nach dem Prinzip der Klangerzeugung in die zwei Grundtypen, die Lippenpfeifen (Tonerzeugung durch einen brechenden Luftstrom) und Zungenpfeifen (Tonerzeugung durch eine schwingende Metallzunge) auf.

So ist ein handwerkliches, individuelles Einzelstück entstanden, welches einen eigenen unverwechselbaren Charakter besitzt. Beim ersten Besuch von Orgelbaumeister Karl Göckel in der Kirche St. Josef entwickelte sich sehr schnell bei ihm die Idee zur Gestaltung sowohl des Klangbildes als auch des Aussehens der zu gestaltenden Orgel. In einem italienischen Stil gehalten, nimmt der Orgelkörper die Rundungen der Bögen des Kirchenbaues, sowie seiner Fenster, auf. So fügt sich die Orgel harmonisch in das Gesamtbild des Kirchenraumes ein und wird ein Teil von ihm.

Die Orgel fügt sich harmonisch in das Gesamtbild des Kirchenraumes ein. (c) D. Thiel

Jede Pfeife stellt für sich ein kleines Kunstwerk dar. Es wurden aber auch aufgearbeitete, historisch wertvolle Holzpfeifen aus einer Flumser Orgel von 1862 übernommen. Diese waren 1973 im Zuge einer Renovierung in die Vorgängerorgel aus dem Jahre 1961 hinzugefügt worden.

Treu und zuverlässig begleitetet die Göckel-Orgel seit 21 Jahren die Gottesdienste in St. Josef und stellt im Gottesdienst und in Konzerten ihr Können unter Beweis. So erklingt sie immer wieder zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.

Damit dies auch weiter so bleiben kann, war nun eine Ausreinigung, d.h. eine Generalüberholung nötig. Staub und Unreinheiten gelangen durch die Luft in die Orgelpfeifen. Hauptquelle für den Schmutz sind meist Textilfasern der Kleidung von Besucher der Kirche. Durch die zunehmende Verschmutzung ihrer Pfeifen verliert eine Orgel letztlich ihre „Stimme“. Entsprechend wichtig ist daher eine behutsame und fachmännische Reinigung.

Auch jetzt wurde dies durch den Förderverein Pfeifenorgel St. Josef e.V. und viele Spenden ermöglicht. Die Arbeiten wurden wieder von Orgelbaumeister Karl Göckel selbst, sowie von seinen erfahrenen Mitarbeitern, vor Ort in der Zeit von den Sommerferien 2021 bis nach Allerseelen, durchgeführt. Eine Truhenorgel wurde ersatzweise zur Verfügung gestellt, so dass Orgelmusik und Begleitung weiterhin bei den Gottesdiensten stattfinden konnte.

Das erweiterte Soloregister „Cornet V 8‘“ im Hauptwerk. (c) D. Thiel

Im Zusammenhang mit den Arbeiten an ihrer Orgel hat die Pfarrgemeinde entschieden, eine Erweiterung vorzunehmen. Das Soloregister „Cornet V 8‘“ im Hauptwerk wurde um 35 Pfeifen erweitert. Begann es bislang bei c' wurde es nun um 7 Töne nach unten erweitert, womit es jetzt bei f beginnt. Dies erlaubt ein solistisches Spiel von cantus firmi, die melodisch tiefer als c' gehen; außerdem ist das Register ein wichtiger Klang im Zungenplenum der Orgel, dem Grands-Jeux und ergänzt im Diskant die schwächer werdenden Obertöne der Trompete. Durch die neuen Töne ist der Übergang klanglich nun sehr viel ausgewogener.

Cornet V 8 (c) D. Thiel

Seit Jahrhunderten gilt die Orgel als die Königin der Instrumente. Die Liturgie-Konstitution des II. Vaticanums sagt: „Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche in hohen Ehren gehalten werden, denn ihr Klang vermag den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar zu steigern und die Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel emporzuheben.“ Dank ihrer hochwertigen Materialien, einer idealen Platzierung im Kirchenraum von St. Josef und mit ihrer hervorragenden Akustik, wird die Göckel-Orgel nach ihrer jetzigen Ausreinigung und Erweiterung weiter für viele Jahrzehnte diesem Anspruch gerecht werden und ihre Zuhörer mit wunderbarem Orgelklang erfreuen.

Allen Spendern und Unterstützern ein herzliches Vergelt’s Gott!

Orgelbaumeister Karl Göckel

Orgelbaumeister Karl Göckel (c) D. Thiel
Orgelbaumeister Karl Göckel

Karl Göckel wurde 1957 in Mühlhausen-Rettigheim geboren. Sein Handwerk erlernte er bei Orgelbau Vleugels in Hardheim und vertiefte die Kenntnisse des Orgelbaus anschließend in Frankreich, sowie in der Schweiz. Im Jahr 1983 gründete er nach seiner Meisterprüfung die Firma Karl Göckel Orgelbau in Malsch bei Heidelberg. Seither wurden bis heute über 80 neue Orgeln gebaut und zahlreiche Restaurierungen im In- und Ausland durchgeführt.

Jede Göckel-Orgel trägt die individuelle Handschrift des Meisters, wobei eine seiner Spezialitäten der Bau symphonischer Instrumente ist. Kompromisslos arbeitet er bis zur Vollendung eines unverwechselbaren Klanges. Neben anderen Neuerungen entwickelte Karl Göckel die Barkermaschine weiter und rüstete sie mit einer 1990 patentierten Rückstellhilfe aus. Die Maschine ist ein pneumatisches Relais, das die erforderlichen Kräfte zur Öffnung eines Tonventiles reduziert.

Eine Göckel-Orgel erfüllt alle Anforderungen der liturgischen Aufgaben im Gottesdienst, sowie der ganzen Bandbreite von Kirchen- und Konzertmusik verschiedenster Komponisten und Stilepochen auf das Beste.

 

„Wenn diese Orgel als unverwechselbares, individuelles Einzelstück mit eigenem Charakter beim Zuhörer erkannt wird, wenn ihre Organisten durch die Orgel ihr inneres Vorstellungsbild auf die Zuhörer übertragen, dann hat sich alle Mühe der gesamten Herstellung des Werkes gelohnt.

Die Musik, die auf ihr gemacht werden kann, ist in der Lage, unsere Seele zu reinigen, den Geist und das Herz zu weiten und damit Lebenskraft zu schenken.

Ich wünsche mir, dass diese Orgel die Wirkung des Wortes Gottes verstärkt und vielen Menschen Lebenskraft geben wird.“

Karl Göckel, Orgelbaumeister

Orgelbaumeister Karl Göckel in der Kirche St. Josef (c) D. Thiel
Tasten der Göckel-Orgel (c) D. Thiel

Förderverein Pfeifenorgel St. Josef e.V.

Der, am 26. November 1997 gegründete, Förderverein Pfeifenorgel hat sich die Pflege und Instandhaltung der Göckel-Orgel, in der Kirche St. Josef in Neu-Isenburg, zur Aufgabe gemacht, damit sie auch künftigen Generationen ihre Dienste leisten kann.

Er sorgt dafür, dass das Instrument stets gewartet und gestimmt wird und die Pfeifen immer wieder gesäubert und neu eingestellt werden. Um dies alles leisten zu können, ist er auf Mitglieder und deren Beiträge und natürlich auch auf Spenden angewiesen.

Wenn Sie dieses Anliegen unterstützen wollen, werden Sie Mitglied im Förderverein. Mit einem Jahresbeitrag von 36,00 € helfen Sie die Orgel zu erhalten.

Beitrittserklärung Förderverein Pfeifenorgel St. Josef e.V.

Die Göckel-Orgel der Kirche St. Josef in Neu-Isenburg (c) D. Thiel
Jede Pfeife stellt für sich ein kleines Kunstwerk dar. (c) D. Thiel

Bilderserie

Ausreinigungs- und Erweiterungsarbeiten an der Göckel-Orgel

162 Bilder

In dieser Bildergalerie geben wir Einblick in die Arbeiten an und in unserer Göckel-Orgel. 

Allen Spendern und Unterstützern durch deren Hilfe die Ausreinigungs- und Erweiterungsarbeiten an der Göckel-Orgel möglich wurden ein herzliches Vergelt’s Gott!

Göckel-Orgel St. Josef (c) D. Thiel