Schmuckband Kreuzgang

Wort zur Woche

Was tun wir persönlich, um die Welt zu verbessern?

Wort zur Woche (c) D. Thiel
Wort zur Woche
Datum:
So. 20. Nov. 2022
Von:
Dietmar Thiel

In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.

In der Ausgabe: Jahrgang 38, Ausgabe Nr.44, Donnerstag, 03. November 2022, veröffentlichte die StadtPost folgenden Artikel:

Was tun wir persönlich, um die Welt zu verbessern?

Es gibt eine berühmte Geschichte von Buddha. Buddha hatte schon während seiner Lebenszeit viele Jünger. Seine Jünger waren in Indien unterwegs und verbreiteten die Lehre von Buddha. Auf ihrem Weg durch Indien übernachteten sie bei Familien, die sie zu sich eingeladen hatten.

 Es gab allerdings eine Regel: Die Jünger durften nicht länger als zwei Tage in derselben Familie bleiben. Denn ansonsten wäre der Aufwand und die Belastung für die Gastgeber zu groß geworden. Die einzige Ausnahme war die Monsunzeit. Denn in dieser Zeit ist es sehr gefährlich, auf unbekannten Wegen oder im Wald unterwegs zu sein. Man kann sogar sein Leben verlieren.

 Deswegen erlaubte Buddha seinen Jüngern, während der kompletten Monsunzeit immer bei der gleichen Familie zu wohnen. Es war in der Monsunzeit, als einer der Jünger in ein fremdes Dorf kam. Nirgendwo fand er eine Übernachtungsmöglichkeit. Ein Straßen-Mädchen, das wegen seines Lebenswandels einen sehr schlechten Ruf im Dorf hatte, hörte davon, dass ein Jünger von Buddha eine Unterkunft sucht. So bot sie ihm, bei ihr zu wohnen. Der junge Mönch sagte zur ihr: „Danke für Ihre Angebot. aber ich muss zuerst Buddha fragen, ob das in Ordnung ist“. Er ging also zu Buddha und erzählte ihm von der Einladung des Mädchens. Buddha fand daran überhaupt nichts Außergewöhnliches! Er sagte: „Wenn die Frau dich herzlich eingeladen hat, dann kannst du ihre Einladung gerne annehmen.“

 Aber die Menschen im Dorf waren sehr irritiertet von der Reaktion Buddhas und meinten: „Wieso erlaubst Du Deinem Jünger, bei einer Sünderin zu wohnen? Sie wird ihn von seinem geistlichen Weg abbringen!“  Buddha sagte zu ihnen: „Meine Jünger und ich haben uns diesen geistlichen Weg ausgesucht. Denn ich glaube ganz fest daran, dass dieser Weg der mächtigste Weg ist! Doch jetzt seid ihr der Meinung, dass der Weg, dem diese Frau folgt, noch mächtiger ist als meiner. Wenn das wirklich so ist, dann sollte ich vielleicht auch dem Weg dieser Frau folgen …“

Daraufhin wurden die Kritiker ganz still. Und so wohnte der der junge Mönch die ganze Zeit bei der jungen Frau. Als die Monsunzeit vorbei war kam der junge Mönch wieder zurück zu Buddha. Bei ihm war auch eine junge Nonne –das ehemalige Straßen-Mädchen.

Viele Menschen beklagen und kritisieren heutzutage Behörden und Institutionen wegen des bösen in der Welt. Aber was tun wir persönlich, um die Welt zu verbessern? Die Geschichte sagt uns, dass wir die Welt nur dann zu einem besseren Ort machen können, wenn wir uns spirituelle Kräfte aneignen, die stärker sind als das böse. Mit kleinen Schritten wie Gebet, Liebe und Lächeln können wir das Leben und die Umgebung, in der wir leben, schön machen.

Pater Pius, Kaplan in St. Josef, Neu-Isenburg