In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.
Ein bisschen Frieden
„Ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne für diese Erde auf der wir wohnen. Ein bisschen ein Frieden, ein bisschen Freude, ein bisschen Wärme, das wünsche ich mir“.
Es ist 41 Jahre her, dass Nicole mit diesem Lied den Grand Prix de la Chanson gewann. Ein bisschen Frieden, damals 1982 führten Großbritannien und Argentinien Krieg um die Falklandinseln, und hierzulande diskutiert man über den Nato-Doppelbeschluss. Ein bisschen Frieden! Heute heißt der Grand Prix längst Eurovison Song Contest und heute führt Russland einen Krieg gegen die Ukraine. Da scheint das Lied nach wie vor aktuell.
„Ich weiß, meine Lieder ändern nicht viel, ich bin nur ein Mädchen, das sagt was es fühlt.“ Das Mädchen Nicole singt ihren Wunsch nach Frieden nicht vollmundig, wahrscheinlich kam gerade das gut an, als Gefühl und Wunsch nach zumindest ein wenig Besserung gegen die Angst vor dem Dunkel, so verstehe ich das. Andererseits frage ich mich, ob ein bisschen Frieden etwas nützt, oder es schon damals zu wenig war und auch heute zu wenig ist? Was ist denn ein bisschen Frieden: Waffenstillstand? Redebereitschaften, Verhandlungen? Ein bisschen, ist manchmal viel zu wenig. Ein bisschen weniger Autofahren oder ein bisschen weniger heizen halten Klimawandel nicht auf und ein bisschen an den Frieden appellieren stoppt Russland nicht.
Als Christ hoffe ich auf Shalom. Einen Frieden, der Versöhnung und Heil auch für die Schöpfung umfasst. Aber große Veränderungen gen oft klein an. Ein bisschen kann ja auch ein vorsichtiges gehen in eine neue Richtung sein. Auch kleine Kurskorrekturen erlangen auf lange Sicht große Änderungen und entscheiden oft über Erfolg und Misserfolg. Wenn jeder und jede ein bisschen zum Frieden beiträgt, wenn jeder und jede anfängt Klimabewusst zu handeln. Ein bisschen mehr lächeln, ein bisschen mehr aufeinander zugehen, ein bisschen bewusster einkaufen usw. Das bisschen fällt nicht schwer und kann der Anfang etwas Neuem sein. Ob es reicht? Ich weiß es nicht! Ich weiß, ein bisschen ist mehr als nichts, doch ein bisschen kann nur der Anfang sein, nicht das Ziel. Und es darf ruhig ein bisschen mehr sein.
Martin Berker, Pfarrer in St. Josef, Neu-Isenburg