Schmuckband Kreuzgang

Wort zur Woche

„Segen der Vielfalt“

Wort zur Woche (c) D. Thiel
Wort zur Woche
Datum:
Sa. 1. Juni 2024
Von:
Dietmar Thiel

In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit. 

In der Ausgabe: Jahrgang 40, Ausgabe Nr.22, Samstag, 01. Juni 2024, veröffentlichte die StadtPost folgenden Artikel:

„Segen der Vielfalt“

In der vergangenen Woche haben wir Pfingsten gefeiert. Die Pfingstgeschichte aus der Bibel hat mich als Kind immer fasziniert. Die vielen Sprachen, das Stimmenge wirr und mitten drin die Jünger Jesu, die plötzlich selbst in all diesen verschiedenen Sprachen sprechen können. Und das ist das eigentliche Wunder von Pfingsten: Alle verstehen sich. Ich fand                      beeindruckend, dass sich trotz dieser Vielfalt alle verstanden haben.

Was kann ich selbst tun, damit dieser gute göttliche Geist der Vielfalt wirken kann? Mir ist es wichtig, Gott immer wieder neu um die Kraft des Geistes zu bitten jeden Tag. Es ist eben eine Kraft, die hilft, Menschen zu respektieren, wenn sie mir fremdsind. Es ist eine Kraft, die hilft, geduldig und barmherzig zu sein auch in Streitigkeiten und Diskussionen des Alltags.

Ich erinnere mich an ein Treffen mit heftigen Diskussionen während meiner Studienzeit mit einigen Kurskollegen. Unterschiedliche theologische Meinungen prallten aufeinander. Wir vertraten völlig gegensätzliche Auffassungen. Als wir auseinandergingen, hat einer der Kollegen gesagt: „Wir sind zwar sehr verschieden und vertreten unter schiedliche Meinungen, aber ich bin dankbar, dass du da bist.“ Und ich empfand in diesem Augenblick ganz stark: Uns verbindet Gottes guter Geist.

Aber was ist, wenn wir diesen Geist nicht spüren? „Um Gottes Geistbitten“, das sage ich allen, die mich fragen: Was kann ich selbst tun, um diesen grässlichen Konflikt zu überwinden, um wieder Frieden in der Familie, in der Firma, in der Gemeinde ein kehren zu lassen.

Ich glaube fest, dass Gott Menschen nicht enttäuscht, die um Gottes Geistbitten. Beten ist das eine, was wir Menschen tun können. Das andere ist, den Blick in die Welt zu richten und zu widerstehen, wo Menschen über Menschen herrschen. In der heutigen Welttrifft die Vielfalt von Menschen stärker aufeinander als früher. Das Pfingstfest erinnert mich an den Segen dieser Vielfalt und daran, dass Gott seinen Geist schenkt, so dass Menschen in Vielfalt miteinander leben können.

Ich vertraue auch heute festdarauf: Gottes Geistsetzt Menschen in Bewegung. Er gibt ihnen die Kraft, aufeinander zuzugehen. Gottes Geist sorgt dafür, dass es keine bleibende Spaltung gibt. Er wirkt eine neue Einheit, eine Einheit, in der die Vielfalt ihren Platz hat.

Pfarrer Martin Berker, St. Josef Neu-Isenburg