Schmuckband Kreuzgang

Wort zur Woche

„Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“

Wort zur Woche (c) D. Thiel
Wort zur Woche
Datum:
Sa. 21. Sept. 2024
Von:
Dietmar Thiel

In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit. 

In der Ausgabe: Jahrgang 40, Ausgabe Nr.38, Samstag, 21. September 2024, veröffentlichte die StadtPost folgenden Artikel:

„Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“

Der Herbst beginnt immer zweimal. Das erste Mal am 1. September. Dann heißt es: „meteorologischer Herbstanfang“.

Den gibt es, weil er jedes Jahr und überall auf der Welt auf die Sekunde gleich ist. Und dann gibt es noch die Tag- und Nachtgleiche um den 21. September herum. Darum gibt es auch noch den „kalendarischen Herbstanfang“, in diesem Jahr am 22. September. Der Herbst kommt – und mit ihm seine Farbenpracht.

Aber – der Herbst hat auch zwei Gesichter. Das eine ist das der Pracht. Es gibt Farben wie im Rausch. Wenn dann auch noch die Sonne darauf scheint, sind viele Menschen überwältigt von der Kraft der Natur, gehen ins Freie und wollen nur noch schauen. Es gibt aber auch noch ein anderes Gesicht des Herbstes. Das ist nicht außen in den Farben, sondern innen in unserer Seele. Dort ahnen wir die Vergänglichkeit von allem. So erinnert uns der Herbst an den „Herbst des Lebens“.

Die Farbenpracht des Herbstes steht vor dem Niedergang der Natur. Das ist ein Sinnbild für uns. Das Sinnbild beschreibt sehr eindrücklich der Psalm 90, der das Leben eines Menschen nüchtern betrachtet. Und der dann mit den Worten endet: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Das Leben, sagt dieser Satz, soll nicht nur gedankenlos werden, sondern auch bedacht werden. Und wer das Leben ehrlich bedenkt, wird auch lernen, die Tage zu zählen.

Aber erst einmal erfreuen wir uns an der Pracht des Herbstes. Es ist, als male uns der Himmel Farben in die Welt, damit wir das Leben noch einmal so richtig genießen können beim Spazierengehen, beim Grillen, in den Gärten und Wäldern. Weil alles von Gott so gut gemacht ist und wir uns daran erfreuen, bedenken wir auch das Ende von allem. Das ist weise. Und siehe, es ist auch gut.

Pfarrer Martin Berker, St. Josef, Neu-Isenburg