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Zwei Frauen am Altar

Demenzgottesdienst Gernsheim
Sie sind als Leiterinnen von Wort-Gottes-Feiern ausgebildet und halten seit zehn Jahren in Gernsheim Gottesdienste für Menschen mit Demenz:
Datum:
13. Mai 2022
Von:
Barbara Wolf

Ruth Diehlmann und Christa Bang erzählen von Pionierarbeit.

Brot, Weintrauben, ein Bund Ähren, ein Kürbis – die jeweilige Altargestaltung für einen Gottesdienst bringen Ruth Diehlmann und Christa Bang selbst mit. Genauso das Glockengeläut der Gernsheimer Kirche St. Maria Magdalena, das sie auf CD aufgenommen haben. Die Vorbereitung für einen Gottesdienst für Menschen mit Demenz braucht Zeit. „Wir suchen nach Themen, die passen, nach Dingen, die die Mitfeiernden ansprechen wie etwa ein passendes Bild oder nach Gegenständen, die sie in der Hand halten können“, erläutert Ruth Diehlmann. 
„An Weihnachten haben wir zum Beispiel einmal eine Wickelpuppe mitgebracht. Sie glauben gar nicht, wie die Leute da mitgehen“, berichtet die Gernsheimerin. „Eine Frau hat die Puppe geschaukelt und gedrückt wie ihr eigenes Kind.“ Auch Christa Bang erfährt: „Viele erinnnern sich an Begebenheiten.“
Von den Pfarrern der Gemeinde unterstützt
Ruth Diehlmann und Christa Bang sind ausgebildete Leiterinnnen von Wort-Gottes-Feiern. Seit zehn Jahren halten sie im Senioren- und Pflegeheim Haus Rheinaue in Gernsheim Gottesdienste für Menschen mit Demenz. Ihre ehrenamtliche Arbeit wird von der Gemeinde St. Maria Magdalena in Gernsheim unterstützt. „St. Maria Magdalena war einer der ersten Gemeinden in der Diözese, die so etwas durchgeführt hat“, weiß Ruth Diehl-mann. 
Das Haus Rheinaue hatte wegen Gottesdiensten für Menschen mit Demenz bei der Pfarrei angefragt. Das Anliegen wurde an Ruth Diehlmann und Christa Bang herangetragen. Die beiden Frauen nahmen Kontakt zum damaligen Klinikseelsorger Bern¬hard Fichtner auf. Er bildete sie aus. Zudem erhielten sie eine Schulung vom Bistum. Unterstützt werden Diehlmann und Bang vom heutigen Pfarrer Cle¬mens Wunderle. Auch Markus Konrad, von 2013 bis 2018 Pfar¬rer in Gernsheim, stand hinter ihnen. 
Ruth Diehlmann erzählt von ersten Erfahrungen in dem Dienst: „Mir wurde geraten: ,Ge¬hen Sie nicht als Frau Diehlmann in den Gottesdienst.‘ Die Menschen mit Demenz merken sich keine Namen, aber manchmal die Gesichter.“ Die liturgischen Ge¬wänder machten deutlich, dass die Frauen nicht als Privatper¬sonen da seien, sondern „im Auftrag des Herrn“. Ruth Diehlmann erzählt, dass sie auch schon mal als Frau Pfarrer angesprochen wurde.
Der Gottesdienst, den die beiden Frauen halten, dauert eine halbe Stunde. Das Glockengeläut zu Anfang bringt Ruhe in die Gruppe der Mitfeiernden. Leichte und kurze Texte werden vorge¬tragen. „Wir müssen langsam und deutlich sprechen“, sagt Ruth Diehlmann. Die Lieder seien immer wieder dieselben wie etwa „Großer Gott wir loben dich“. Das Vaterunser beten alle. Bekannte Gebete und Lieder wecken Erin¬nerungen. Christa Bang sagt über den Dienst: „Wichtig ist es, das Krankheitsbild Demenz zu kennen.“
„Segensgottesdienst hat uns sehr bewegt“
Zwölf bis 15 Mitfeiernde kommen zu den Gottesdiensten im Haus Rheinaue. Ruth Diehlmann erinnert sich, dass sie und Christa Bang auch schon einmal einen Segensgottesdienst gehalten haben und die Menschen sie um den Segen baten. „Das hat uns beide sehr bewegt.“ 
Auch wenn die Vorbereitungen „ein Stück harte Arbeit“ sind, gibt ihnen das Engagement viel, sagt Ruth Diehlmann. Bereichernd sei vor allem die Ausstrahlung der Menschen. „Dafür lohnt es sich dreimal, was wir hier machen“, ergänzt Christa Bang. In dem Wissen um „volle Seniorenheim“ ist Ruth Diehlmann überzeugt, „dass solche Gottesdienste für Menschen mit Demenz künftig noch wichtiger werden“. (wei)