„Heavy Metal - Wenn Glocken rocken"

Die Rüsselsheimer Glockengilde machte täglich Programm in der Kirche St. Georg

Datum:
Mi. 24. Mai 2017
Von:
am (MBN)

Eine ganz andere Art von Heavy Metal-Musik ist beim Hessentag in Rüsselsheim (9.-18. Juni) zu erleben. Von Samstag, 10., bis Samstag, 17. Juni, lädt die Rüsselsheimer Glockengilde täglich um 16.00 Uhr in der Kirche St. Georg (Königstädter Straße 20) unter dem Motto „Heavy Metal – Wenn Glocken rocken" zu einem 15-minütigen Glockenkonzert ein. Wie diese Konzerte gestaltet sind, und was die Rüsselsheimer Glockengilde darüber hinaus anbietet, darüber spricht Günter Schneider, Glockensachverständiger des Bistums Mainz, im Interview.

Mainzer Bistumsnachrichten (MBN): Wie können Glocken rocken?

Günter Schneider: Rockmusik zeichnet sich durch Rhythmus und Lautstärke aus. Die Lautstärke der Glocken bewegt sich im gesetzlichen Rahmen, der Rhythmus unseres Glockenprojektes aber fällt aus dem Rahmen. Glocken werden gewöhnlich schwingend geläutet und haben durch die Läutemaschinen einen stets gleichen Anschlag-Rhythmus. Wir haben vor, die Glocken zu beiern, das heißt, nur mit den Klöppeln über Seile anzuschlagen. So können wir tatsächlich alte Melodien und neue Rhythmen erzeugen.

MBN: Acht Konzerte haben Sie geplant. Wie sind die Konzerte gestaltet?

Schneider: Glocken sind ein gesamteuropäisches Phänomen. Darum wollen wir jeden Tag ein anderes Läutemodell aus Europa vorstellen. Ein russischer Swon klingt anders als ein ambrosianisches Wechselläuten aus Norditalien oder ein rheinisches Kirmesbeiern. Zehn präparierte Glocken haben wir im Turm zur Verfügung mit einer musikalischen Spannweite von zweieinhalb Oktaven. Dazu haben wir eine Glöcknergruppe (Glockengilde) gebildet und in der Läutetechnik schon mehrfach Erfahrungen gesammelt.

MBN: Zudem wird es in der Kirche St. Georg eine Glockenausstellung mit historischen Glocken geben. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher des Hessentages dort?

Schneider: In der Ausstellung sind zehn Exponate aus 1.000 Jahren Glockengeschichte zu sehen. Da gibt es Nachgüsse aus dem neunten und elften Jahrhundert, aber auch Originale aus Gotik, Renaissance, Barock und dem 19. Jahrhundert. Die Besucher dürfen auch mit einem kleinen Gummihammer die Glocken anschlagen und ihren unterschiedlichen Klängen lauschen.

MBN: Gibt es auch die Möglichkeit, sich die Glocken von St. Georg anzusehen?

Schneider: Nach dem Glockenkonzert werden geführte Turmbesteigungen hinauf in die Glockenstube angeboten. Neben den zehn Glocken und dem Technikapparat hat man durch die Fensteröffnungen auch einen schönen Blick von oben auf die Hessentagsmeile.

MBN: Seit hunderten Jahren hängen Glocken in Kirchtürmen: Was fasziniert Menschen an ihrem Klang?

Schneider: Glockenklänge rühren bei vielen Menschen die Seele an, sie wecken Emotionen, lösen Erinnerungen aus. Besonders tiefe Töne gehen unter die Haut. Seit alters her sind sie Rufer und Mahner einer religiösen Dimension. Was sie überschallen, ist Heimat, was sie ansagen, ist Zeit und eine Ahnung von Unendlichkeit.