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Segen, Schatten, Sonnenschein – Polizeiseelsorge beim Hessentag

Beim Hessentag ist sie mittendrin, wenn andere im Einsatz sind: Polizeiseelsorgerin Anna-Katharina Nauth begleitet die Polizei auf ihre ganz eigene, leise Weise. Im Gespräch erzählt sie, was ihre Arbeit ausmacht, welche Herausforderungen sie erlebt – und warum ein Stand mit Schatten, Sonnencreme und offenen Ohren manchmal wichtiger ist als man denkt.
Polizeiseelsorge beim Hessentag
Datum:
12. Juni 2025
Von:
Alexander Stein
Anna-Katharina Nauth

Frau Nauth, was genau ist Ihre Aufgabe als Polizeiseelsorgerin – insbesondere während des Hessentags?

Wir sind zum einen für den Vereidigungsgottesdienst der Polizeianwärterinnen und Polizeianwärter sowie der Kriminalkommissaranwärterinnen und Kriminalkommissaranwärter zuständig und zum anderen betreuen wir einen eigenen Stand im Rahmen des Platzes der Polizei.

Wie erleben Sie Polizistinnen und Polizisten im Einsatz bei einem solchen Großevent?

Souverän und gut organisiert, wie ich das auch sonst erleben darf. Die Einsatzpläne stehen schon sehr viel lange und jede und jeder weiß um die persönliche Aufgabe.

Welche Anliegen oder Sorgen werden an Sie herangetragen – gibt es wiederkehrende Themen?

Durch unseren Stand ist tatsächlich Raum für persönliches Gespräch, aber über die Themen werde ich selbstverständlich schweigen. Was man bei uns aber auf jeden Fall bekommen kann, ist ein Traubenzucker, wenn die Energie mal nachlässt, ein bisschen Ruhe im Trubel sowie Schatten oder auch mal Sonnencreme, denn zum Glück sind die Hessentage häufig mit sehr gutem Wetter gesegnet. Hoffen wir für dieses Jahr das Beste.

Was ist für Sie persönlich das Wichtigste an Ihrer Arbeit?

Ich darf für die Menschen da sein. Ich darf sie begleiten in allen Lebenslagen und ein offenes Ohr haben, wenn es notwendig wird.

Wie sieht Seelsorge für Einsatzkräfte konkret aus – was kann man sich darunter vorstellen?

In erster Linie sind Einsatzkräfte Menschen mit allen Fragen, Wünschen oder Sorgen, die andere Menschen auch haben. Und darüber hinaus gibt es eben noch mal zusätzlichen Einsatzstress, den jede und jeder einzelne für sich persönlich wegsortieren muss. In den meisten Fällen sind Einsatzkräfte genau darin besonders geübt und können ganz prima für sich sorgen. Wir sind da, hören zu und begleiten bei allen Themen, die mit uns geteilt werden, ob es persönlich wird oder die Einsätze betrifft, spielt für uns dabei keine Rolle.

Was erleben Sie als besonders herausfordernd – und was als besonders erfüllend?

Polizistinnen und Polizisten müssen sich durchaus mit den Themen in unser Gesellschaft beschäftigen, die wir frei heraus als Schattenseiten bezeichnen würden. Ich spüre immer dann, dass ich herausgefordert werde, wenn ich mit einem Thema zum ersten Mal konfrontiert wurde und jede Vorstellung, die ich mir vorher davon habe machen können, nicht im Ansatz das trifft, was ich dann zu sehen bekomme. Mit der Erfahrung kann ich auch solche Ereignisse immer besser integrieren und entsprechend gut damit umgehen. Besonders erfüllend sind die vielen guten Gespräche, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit führen darf und die Erkenntnis, dass es gut und wichtig ist, dass sich die Institution Kirche innerhalb der Institution Polizei einbringt.

Gibt es einen Moment, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist (vielleicht vom vergangenen Hessentag oder anderen Großlagen)?

Ich kann mich noch sehr gut an die Organisationsleiterin des Platzes der Polizei erinnern an einem Tag, als ich Standdienst hatte. Ein solches Großereignis wie der Hessentag ist immer mit Aufregung verbunden. Sie lief an mir vorbei und grinste über beide Ohren, weil alles lief, wie sie es geplant hatte. Ich hatte nichts anderes erwartet, denn so wie ich sie kennen gelernt hatte, konnte es nicht anders sein, aber es war superschön zu wissen, dass sie selbst in diesem Moment ein bisschen stolz auf sich war und entsprechend glücklich.

Wie bleiben Sie selbst in Balance – bei aller Nähe zu Belastung und Stress?

Ich sorge für mich selbst durch Sport, gute Musik, ein ablenkendes Buch oder wenn ich merke, dass mich doch mal was beschäftigt, spreche ich mit Kolleginnen und Kollegen. Meist reicht es völlig aus, wenn das eigene Erleben im Kontext zu viele anderen betrachtet und entsprechend kollegial eingenordet wird. Bisher brauchte es nicht mehr, aber ich hoffe sehr, dass ich selbst den Mut habe oder kollegial darauf hingewiesen werde, wenn es mal mehr braucht, mir mehr zu suchen.

Was wünschen Sie sich für die Kolleginnen und Kollegen bei der Polizei – gerade auch beim Hessentag?

Gutes Wetter, Freude und Zufriedenheit in der Tätigkeit und natürlich nette Besucherinnen und Besucher, denn das macht es für alle einfacher.

Drei Worte, mit denen Sie Ihre Rolle beim Hessentag beschreiben würden?

Ich bin Theologin, wenn es etwas gibt, in dem ich wirklich nicht gut bin, dann sind es wenige Worte für ein ziemlich komplexes Thema zu finden, aber ich versuche es: Segenserbitterin, Begleitung, Nähe.