Christen eint mehr als sie trennt: Das scheint zum Standardsatz geworden zu sein. Doch zum Reformationsgedenkjahr haben das beide Kirchen in Deutschland unter Beweis gestellt - im Taschenformat.
Mit einiger Verzögerung ist ein weiteres katholisch-evangelisches Gemeinschaftsprojekt zum Gedenkjahr an den Beginn der Reformation zum Abschluss gekommen. Bereits 2012 hatte der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, vor der Synode der EKD in Timmendorfer Strand für das folgende Jahr eine Schrift in Aussicht gestellt, "in der besonders das herausgestellt wird, was wir theologisch gemeinsam sagen und bekennen können", "eine Art 'kleiner ökumenischer Katechismus'".
Nun ist das Werk unter dem Titel "Uns eint mehr, als uns trennt. Ein ökumenisches Glaubensbuch" erschienen. Es handelt sich nicht um ein kirchenamtliches Dokument, sondern wurde "im Auftrag" des Kontaktgesprächskreises der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD erstellt. "Herausgegeben" wurde es von den beiden großen Ökumene-Instituten, dem Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bundes in Bensheim und dem Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn.
Verglichen mit dem zweibändigen Katholischen Erwachsenen-Katechismus (976 Seiten), dem römischen Katechismus der Katholischen Kirche (824 Seiten) oder dem Evangelischen Erwachsenenkatechismus (1.020 Seiten), die jeweils auch zitiert werden, handelt es sich bei dem 112 Seiten umfassenden neuen Werk eher um eine "kleine ökumenische Taschendogmatik", wie der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad in seinem Grußwort formuliert.
Der Text lege dar, "dass die wesentlichen Aussagen über Gott und seine Schöpfung gemeinsam ausgesagt werden können", so der evangelische Vorsitzende des Kontaktgesprächskreises. Deutlich werde dabei, "dass das, woran Christen unterschiedlicher Konfessionen glauben, gemeinsam gesagt und bekannt werden kann. Unterschiedlich scheint eher das, was die Kirchen über sich selber denken", fügt er hinzu. Daran werde weiter zu arbeiten sein.
Der Vorsitzende der Ökumenekommission der katholischen Bischofskonferenz, der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, betont in seinem Grußwort: "Heute können katholische und evangelische Christen gemeinsam zentrale Glaubensinhalte formulieren, obwohl wir uns der schmerzlichen Tatsache bewusst sind, dass wir immer noch in getrennten Kirchen leben." Der Text benenne im letzten Kapitel auch die "offenen Fragen in den Themenbereichen Sakramente, Amt und Kirche, die einer sichtbaren Kircheneinheit noch im Wege stehen".
In seinen sieben Kapiteln orientiert sich das Buch am Aufbau der gemeinsamen Glaubensbekenntnisse und stellt jeweils knapp die zentralen christlichen Lehraussagen über den dreieinigen Gott, Gott als Schöpfer, Jesus Christus, den Heiligen Geist sowie die Kirche und die "letzten Dinge: Tod und ewiges Leben" dar. Im Abschnitt über die Kirche werden auch kontroverse Fragen wie das unterschiedliche Taufverständnis von "Großkirchen" und Freikirchen oder die "Eucharistische Gastfreundschaft" thematisiert.
Dabei werden jeweils die unterschiedlichen Positionen neutral aufgeführt. Auch hier wird nach den tieferen Gemeinsamkeiten gesucht, wie auch im Abschnitt über die Rechtfertigungslehre der Konsens auf der Basis der Gemeinsamen Erklärung von 1999 referiert wird. Das "Glaubensbuch" bietet einen soliden Überblick über die zentralen christlichen Lehren und ist dabei gut verständlich - eine gelungene Veröffentlichung zum Reformationsgedenkjahr.
Gebundene Ausgabe : 112 Seite
ISBN-13 : 978-3843608770
Herausgeber : Patmos Verlag; 1. Edition (9. Januar 2017)