1948 - drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung der wenigen Überlebenden aus den Konzentrations- und Vernichtungslagern - kamen in München, Stuttgart und Wiesbaden engagierte Männer und Frauen, Juden wie Christen, zusammen, um dem menschenverachtenden Ungeist des Nationalsozialismus und einer Jahrhunderte lang geübten Judenfeindschaft in den christlichen Kirchen durch die Gründung einer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit die Vision eines neuen Miteinanders entgegen zu setzen. Dem folgte ein Jahr später die Gründung der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Berlin und in Frankfurt.
Heute sind es über 80 Gesellschaften, verteilt über die gesamte Republik einschließlich der neuen Länder, in denen sich gut 20.000 Mitglieder, Freunde und Förderer für ein besseres Verständnis zwischen Christen und Juden einsetzen. In weit über 1.000 Veranstaltungen pro Jahr - mit Vorträgen, Seminaren, Konzerten, Lesungen, Publikationen, Projekten und Studienreisen - tragen sie maßgeblich dazu bei, nicht zu vergessen, was geschehen war, das „unbekannte" Judentum kennen zu lernen, antijüdische Aussagen zu verlernen, Lern- und Verkündigungsinhalte neu zu formulieren und wach zu sein, damit sich nicht wiederholt, was zur Vorbereitung und Durchführung eines Völkermordes 1933 bis 1945 geführt hatte. Kurz, sie bilden eine "Bürgerinitiative" (Martin Stöhr) ganz eigener Art, die in die Ausbildungs- und Erziehungssysteme, Kirchen, die Medien und in die politische Öffentlichkeit innovativ lernend und eingreifend zu wirken versuchen.