Adolf I. von Nassau (um 1345/46–1390)

1371 Elekt von Mainz

1371–1381 Bischof von Speyer

1373–1379 Elekt von Mainz

1379–1381 Erzbischof von Mainz, avignonesische Obödienz

1381–1390 63. Erzbischof von Mainz, römische Obödienz

 

Geboren um 1345/46 aus dem weit verzweigten rheinischen Grafengeschlecht der von Nassau als Sohn Adolfs II. von Nassau-Wiesbaden-Idstein († 1370) und der Margarethe, Burggräfin von Nürnberg; König Adolf von Nassau war sein Urgroßvater; die Mainzer Erzbischöfe Gerlach und Johann von Nassau waren sein Onkel bzw. Bruder; im 14. und 15. Jahrhundert waren die von Nassau allein im Mainzer Domstift mit bis zu elf Domherren vertreten. Adolf besuchte die Mainzer Domschule; seit Frühjahr 1364 Studium des kanonischen Rechts in Padua, seit 1366 in Bologna; 1362 Domherr von Köln; erhielt 1365 eine Exspektanz auf ein Kanonikat und eine Dignität am Mainzer Domstift; ob er dort Domherr wurde, ist ungewiss; erhielt Stiftspfründen 1364 in St. Florin zu Koblenz und 1366 in Bingen und Wetzlar; 1371 Propst des Stiftes St. Georg in Limburg.

Sein Onkel, Erzbischof Gerlach, bestimmte ihn am 27. Januar 1371 zu seinem Koadjutor, eine Verfügung, die wegen Gerlachs Tod nicht mehr zur Ausführung kam. Eine Minderheit des Mainzer Domkapitels unter Führung des Domdekans Heinrich Beyer von Boppard († 1377) wählte Adolf am 11. März 1371 zum Erzbischof; die Mehrheit entschied sich dagegen für den Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein. Auf Intervention Kaiser Karls IV. verlieh Papst Gregor XI. das Erzbistum jedoch am 28. April 1371 an Johann von Luxemburg-Ligny, der im Juli 1372 ohne größere Schwierigkeiten von Bistum und Erzstift Besitz ergreifen konnte, während Adolf unter gleichem Datum als Nachfolger des nach Straßburg transferierten Lamprecht von Brunn das Bistum Speyer erhielt.

Adolf hielt sich selten in Speyer auf. Er strebte die Mainzer Erzbischofswürde an und setzte dafür die geringen Mittel seines Bistums ein. Seinem Verwandten Kraft von Hohenlohe übertrug er 1374 die Funktion des obersten Amtmannes des Hochstifts Speyer. Die jährliche Ämterverleihung in der Stadt Speyer delegierte er an den Domdekan. 1381 providierte Papst Urban VI. Nikolaus von Wiesbaden mit dem Bistum Speyer, der sich gegen Adolf und dessen 1379 vom Gegenpapst Clemens VII. zum Bischof von Speyer ernannten Bruder Johann durchsetzen konnte.

Nach dem frühen Tod Erzbischof Johanns von Luxemburg-Ligny postulierte das Mainzer Domkapitel Adolf einstimmig zum Nachfolger und gab am 21. April 1373 dies und seine Bestellung zum Administrator bekannt. Gleichzeitig wurde in Avignon um die päpstliche Bestätigung nachgesucht. Mit Blick auf die angestrebte Wahl seines Sohnes Wenzel zum römischen König verhinderte Kaiser Karl IV. jedoch die Bestätigung und erreichte, dass Gregor XI. den Bamberger Bischof Ludwig von Meißen am 28. April 1374 nach Mainz transferierte. Anders als 1371 beharrten Adolf und das Domkapitel auf dem Wahlergebnis. 1375 kam es in Thüringen zum offenen Kampf um Erzbistum und Erzstift. Doch weder damals noch in den seit 1377 in das Eichsfeld hineingetragenen Waffenzügen vermochte Ludwig, der von den meisten Kurfürsten als Erzbischof anerkannt wurde und 1376 in Frankfurt der Königswahl Wenzels von Böhmen vorstand, im Erzstift Fuß zu fassen. Er blieb auf das zur Hälfte zu Mainz gehörende Langensalza beschränkt.

Erst der Ausbruch des großen Abendländischen Schismas brachte 1378 Bewegung in die festgefahrene Situation. Am Tag nach der Wahl des Gegenpapstes Clemens VII. löste Urban VI. am 21. September 1378 Ludwig von Meißen von allen der Mainzer Kirche gegebenen Eiden, worauf sich die Domherren erneut für Adolf entschieden und um dessen Bestätigung nachsuchten. Auf Intervention König Wenzels lehnte Urban VI. diese jedoch ab und revidierte seine Entscheidung vom 21. September 1378. Dies nahmen die Mainzer zum Anlass, sich für die Avignoneser Obödienz zu entscheiden und bei Clemens VII. um Bestätigung Adolfs nachzusuchen, die auch am 18. April 1379 erfolgte; Adolf leistete daraufhin den Treueid und empfing das Pallium. Erst 1381 schloss Adolf Frieden mit König Wenzel und anerkannte Urban VI. Daraufhin verlieh auch dieser ihm am 28. April 1381 das Erzbistum und transferierte Ludwig von Meißen nach Magdeburg. Beide Kandidaten akzeptierten die Entscheidung. Am 28. Mai 1381 konnte der jetzt allgemein anerkannte Adolf in Mainz einziehen und das Bistum in Besitz nehmen.

Adolf trat 1382 und 1383 den von König Wenzel verkündeten Landfriedensbündnissen bei, erwirkte 1388 ein Bündnis mit den Städten Mainz, Worms und Speyer, einigte sich 1388 mit dem seit 1381 in Speyer regierenden (Gegen-)Bischof Nikolaus von Wiesbaden, dem er wegen seines durch Gegenpapst Clemens VII. zum Bischof von Speyer ernannten Bruders Johann von Nassau bis dahin das Hochstift streitig gemacht hatte, vermittelte 1389 einen Friedensschluss zwischen dem Pfalzgrafen, Kurfürst Ruprecht I. bei Rhein, und den seit 1381 im Rheinischen Bund vereinten Städten und stand 1389 dem Bistum Würzburg im Städtekrieg bei. 1381 gehörte Adolf zu den Mitbegründern des rheinischen Kurvereins und 1386 des rheinischen Münzvereins, der für lange Zeit stabile Währungsverhältnisse schuf. Reichspolitisch stand Adolf in Opposition zu König Wenzel, wobei offen bleibt, ob er 1384 durch ein Fürstenbündnis auf dessen Absetzung hinwirkte.

Erfolgreich war Adolfs langjähriges Bemühen um die Errichtung der Erfurter Universität, für die er und der Erfurter Rat am 4. Mai 1389 von Papst Urban VI. die Gründungserlaubnis erhielten.

Gestorben am 6. Februar 1390 in Heiligenstadt, auf seiner fünften Reise ins Eichsfeld; Grab: Mainzer Dom; die gotische Grabplatte ist erhalten.

Friedhelm Jürgensmeier

 

Text aus: Gatz, Erwin (Hrsg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Teil: 1198 bis 1448, unter Mitw. von Clemens Brodkorb, Berlin: Duncker und Humblot 2001, S. 411–412. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.