Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! 

Predigt anlässlich der Eröffnung der Medienkirche in Ingelheim-Sporkenheim Sonntag, 18.05.2025

B_Sporkenheim (c) St. Maria Magdalena Ingelheim
Datum:
So. 18. Mai 2025
Von:
Bevollmächtigte Stephanie Rieth

Sie haben sich Gedanken gemacht, wo in Ihrem pastoralen Raum, in Ihrer Pfarrei etwas Neues entstehen kann, das sich mit Altem, Bestehendem verbindet. Und so ist die erste Medienkirche auf unserem Bistumsgebiet entstanden. Und wie schön, dass die Medienkirche St. Marien Sporkenheim eine Kirche am Weg ist, am Rad-Wanderweg mitten in Rheinhessen. Sie ist geradezu prädestiniert, Menschen zu einer Rast einzuladen.

Liebe Brüder und Schwestern!

Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! 

Ein wunderbares Bild, das uns der Text aus der heutigen Lesung zu diesem Ereignis heute mitgibt. Es ist eine der Lesungen vom Tag und doch passt sie genau zu diesem Tag und seinem Anlass heute. Wir feiern die Eröffnung der Medienkirche in Sporkenheim und ich bin sehr gerne der Einladung des Leitungsteams gefolgt, doch heute hier die Predigt zu übernehmen. Eine Medienkirche, da fühle ich mich zunächst einmal ganz praktisch und direkt angesprochen, weil die Themen rund um Medien und Öffentlichkeitsarbeit innerhalb der Bistumsleitung auch meine Themen sind. Daher ist es mir tatsächlich ein besonderes Anliegen, heute hier zu sein, zu sehen und zu erleben, was an diesem Ort entstanden ist. Und dann spricht mich eben auch an, was ich hier sehen und erleben kann. Sie haben gemeinsam überlegt, wie Sie diesen Ort auch auf Zukunft hin zu etwas ganz Besonderem machen können, zu einem Schatz in Ihrem Pastoralraum, zu einem Kleinod in der Region – zu einem Rastplatz für die Seele.

Daher möchte ich Ihnen zuerst einmal gratulieren und allen Beteiligten, den Initiatoren, den Projektpartnern von Herzen danken für all die Ideen, das Herzblut und das Durchhaltevermögen, das in dieses Innovationsprojekt geflossen ist. 

Sie haben damit nicht zuletzt den Auftrag des Bischofs in ganz vorbildlicher Weise angenommen und überlegt, was brauchen die Menschen in Zukunft von der Kirche und was braucht es, damit wir auch in Zukunft lebendige Kirchorte haben, in denen Gottes Geist wirkt. Sicher, wir wissen nicht, ob das aufgeht, ob hier wirklich auf Zukunft hin ein lebendiger Kirchort entsteht. Aber Sie haben diesem Ort ein Zukunftsbild gegeben, diesem Ort hier einen pastoralen Schwerpunkt gegeben, bei dem Sie darauf vertrauen, dass Gottes Geist mitwirkt. Sie haben sich Gedanken gemacht, wo in Ihrem pastoralen Raum, in Ihrer Pfarrei etwas Neues entstehen kann, das sich mit Altem, Bestehendem verbindet. Und so ist die erste Medienkirche auf unserem Bistumsgebiet entstanden.

Und wie schön, dass die Medienkirche St. Marien Sporkenheim eine Kirche am Weg ist, am Rad-Wanderweg mitten in Rheinhessen. Sie ist geradezu prädestiniert, Menschen zu einer Rast einzuladen. Wer unterwegs ist – mit dem Rad, zu Fuß oder im Leben – kennt das Bedürfnis, einmal stehen zu bleiben: durchatmen, sich sammeln, die Richtung prüfen. Ich wünsche mir für diese kleine Kirche hier, dass sie zum Zwischenstopp auf den verschiedenen Wegen wird, die Menschen hier nehmen - nicht nur physisch, sondern auch seelisch. Dieser Ort lädt uns ein, er sagt uns: Du musst nicht immer stark sein. Du darfst müde sein. Du darfst fragen. Du darfst hören. Hier musst du nichts produzieren, hier ist für dich gesorgt – hier darfst du einfach sein. Es ist, als ob uns diese kleine Kirche zuruft: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! 

Die heutige Lesung, aus dem dieser visionäre Ausruf kommt, stammt aus dem Buch der Offenbarung des Johannes. Es handelt sich bei diesem Buch um eine besondere, ganz eigene Textgattung. Die Texte sind prophetisch, bildgewaltig, mal erschreckend aber auch tröstend und voller Zuversicht. Dieses letzte Buch der Bibel entwirft ein Zukunftsbild für die Menschheit, ein Zukunftsbild für die Kirche jenseits von Gebäuden, Strukturen und Institution. Jenseits von dem, was uns im Gebäudeprozess, in den kirchenpolitischen Fragen, im bürokratischen Kleinklein des Alltags auch in der Verwaltung von Kirche manchmal so sehr zu schaffen macht. Johannes entwirft aber auch ein Zukunftsbild für die ganze von Krieg zerstörte Welt, in der die Umwelt leidet und die Menschheit an vielen Orten in ihrer Existenz bedroht ist. Johannes sieht die Zukunft von dem was heute ist: einen neuen Himmel und eine neue Erde und Gott, der in der Mitte der Menschen wohnt, nicht irgendwo weit weg, nicht in den Gebäuden und Strukturen, sondern mitten unter den Menschen, in Beziehung mit den Menschen: „sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wir bei Ihnen sein.“ Als ob das nicht schon tröstlich genug wäre, heißt es dann weiter: „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein.“ Das schlimmste Übel, der Tod, das Ende des Lebens, das Ende von Beziehung, das Ende von allem – er wird nicht mehr sein, in dieser Zukunft, die Gott für uns vorgesehen hat.

Seht, ich mache alles neu. Was eine Aussicht, was eine Botschaft und doch – irgendwie weit weg, vom Hier und Jetzt. 

Und genau darum – so verstehe ich diesen Ort – geht es hier: Auch wenn wir noch mitten im Alten stecken, brauchen wir Orte, die das Neue ahnen lassen. Die uns einen Vorgeschmack geben, wie es sein könnte – oder sein wird.

Die Medienkirche ist so ein Zukunftsort mitten in der Gegenwart. Mit den technischen Möglichkeiten dieser Zeit, mit Wort, Ton und Licht lädt sie uns ein in die Gegenwart Gottes und zur Begegnung mit uns selbst.

Wenn ich still werde und das Licht sich langsam verändert, wenn ein Lied erklingt, das mich in der Tiefe berührt, wenn ich ein Wort lese oder höre, das mich meint und anspricht, wenn Menschen das Gefühl haben: Ich bin nicht allein. Dann ist die Wohnung Gottes nicht nur eine himmlische Verheißung, sondern eine ganz gegenwärtige Erfahrung. Dann ist Gott schon jetzt da – zwischen Klang und Licht, zwischen Zweifel und Hoffnung, in der Verbindung mit all den anderen Weggefährtinnen und Weggefährten, die auf dem Weg sind und diesen Rastplatz besuchen. Medien können Innenräume öffnen. Musik, Wort und Licht können die Seele zum Klingen bringen, eine gute Atmosphäre schenken für das Gebet, für Trauer und Freude, für das Staunen und die Dankbarkeit.

Die Medienkirche will kein Museum sein, sondern ein lebendiger Kirchort, einer der der lebendig macht. Das bedeutet auch: ein Rastplatz ist ein Ort des Verweilens nicht des Verharrens. Gestärkt, vielleicht auch verändert drängt es den Besucher, die Besucherin wieder auf den Weg.

Wer hier einkehrt, darf sich ausruhen. Wer weitergeht, nimmt etwas mit: ein Wort, einen Gedanken, eine Musik, ein Licht.

Diese Kirche will den Menschen wieder hinaus senden, auf den Weg – bereichert und gestärkt mit einer Erfahrung: Ich, dein Gott, bin bei dir.

Ich wünsche Ihnen und all den Menschen, die hier Halt machen, dass dieses Zukunftsbild, das Sie für diesen Ort entwickelt haben, Wirklichkeit wird. Dass dieser Ort ein Sehnsuchtsort, ein Ort des Segens und der Stärkung auf dem Weg wird: ein Rastplatz für die Seele.