Die Wahrheit als tiefen Sinn menschlicher Existenz suchen

Datum:
Mi. 17. Aug. 2005
Von:
Karl Kardinal Lehmann

Katechese des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, zum XX. Weltjugendtag 2005 am Mittwoch, 17. August 2005, in Wuppertal, Historische Stadthalle

I.

Die Katechesen gehören zum ureigenen Bestand der Weltjugendtage. Schon von Anfang an, nämlich im Jahr 1986 in Rom (1987 in Buenos Aires erstmals außerhalb von Rom), sind sie ein beherrschendes Element. Sie machen nicht weniger den Sinn und Nutzen dieser Tage aus als viele andere Veranstaltungen. Beim XX. Weltjugendtag in Köln werden in diesen Tagen 248 Katechesen gehalten, zu denen ja auch eine Aussprache, die Gelegenheit zur Beichte sowie zum seelsorglichen Gespräch und die Feier der heiligen Messe gehören.

Ich freue mich, dass so viele nach Wuppertal gekommen sind. Zugleich bedanken wir uns schon jetzt beim Oberbürgermeister und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Gastfreundschaft, die wir hier im Bergischen Land gefunden haben. Wir sind gerne hierher gekommen und freuen uns, dass wir auch bei unseren evangelischen Schwestern und Brüdern, die hier in Wuppertal und Umgebung eindrucksvoll vom reformierten Christentum geprägt sind, mit dem Weltjugendtag Gäste sein dürfen. Wir sind hier in einer lebendigen Stadt, die eine große Bedeutung in der Geschichte und Gegenwart von Industrie und Technik hat. Es ist aber auch die Geburtsstadt von Friedrich Engels, dem Weggefährten von Karl Marx. Im heutigen Wuppertal – dies ist ein neuer Name u. a. für die alten Städte Barmen und Elberfeld – bildete sich auch das Zentrum des Widerstandes der Bekennenden Kirche gegen den Nationalsozialismus, vor allem im Jahr 1934. Berühmt ist mit Recht die "Barmer Theologische Erklärung" aus dem Jahr 1934, gleichsam das Programm für die Bekennende Kirche. Dies alles ist tief mit dem Namen Karl Barths verbunden. In dieser Erklärung ging es um die Freiheit der Kirche in Verkündigung und Lebensordnung gegenüber dem Totalitätsanspruch des nationalsozialistischen Regimes. Nicht zuletzt auch darum sind wir gerne hier.

Im Mittelpunkt der Katechesen dieser Tage steht, wie immer bei den Weltjugendtagen, das Leitthema aus dem zweiten Kapitel des Matthäus-Evangeliums: Wir sind gekommen, um IHN anzubeten. Die Besinnung über die ganze Geschichte von den drei Magiern bzw. auch Königen wird in diesen Tagen in drei Abschnitte aufgeteilt, die wir beachten wollen. Es geht heute um das Thema: Die Wahrheit als tiefen Sinn menschlicher Existenz suchen. Dabei ist vor allem an den Beginn des Evangeliums gedacht, besonders zusammengefasst in den Sätzen: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen." (Mt 2,2) Morgen, am Donnerstag, zielt man dann auf die innere Nähe zwischen der Huldigung an der Krippe und der Anbetung des Herrn in der Eucharistie. Das Thema heißt: "Christus in der Eucharistie begegnen." Hier knüpft man an das Wort an: "Sie sahen das Kind und Maria, seine Mutter. Da fielen sie nieder und beteten ihn an." (Mt 2,11) Am Freitag wird dann in den letzten Katechesen die Konsequenz gezogen für das christliche Zeugnis, auch außerhalb der kirchlichen Gemeinschaften, und zwar unter dem Titel: "In der Welt als wahre Anbeter Gottes leben." Hier wird der letzte Satz aus der Geschichte mit den Magiern wichtig: "Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land." (Mt 2,12)

Wenn wir uns nun dem ersten Abschnitt mit dem Titel "Die Wahrheit als tiefen Sinn menschlicher Existenz suchen" widmen, so wollen wir dennoch zuerst die ganze Geschichte der Begegnung der Heiden mit dem Kind in der Krippe, das zugleich ein König ist, kennen lernen.

II.

Wir hören als Fundament unserer Besinnung die Geschichte der Begegnung der Heiden mit dem König der Juden (Mt 2,1-12).

1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem

2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.

3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.

4 Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.

5 Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:

6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, / bist keineswegs die unbedeutendste /unter den führenden Städten von Juda; / denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, /der Hirt meines Volkes Israel.

7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.

8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.

9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.

10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.

11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.

12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

III.

Die Geschichte von den Magiern aus dem Osten wird zu den eigenartigsten Erzählungen bei Matthäus, ja vielleicht im ganzen Neuen Testament überhaupt gezählt. Der Bericht hat viele Legenden und Geschichten, Meditationen und Mysterienspiele angeregt. Er hat eine große Resonanz in Dichtung und Kunst erhalten. Man kann den Text ja auch wirklich in jeder Hinsicht gut ausmalen. Wie wenige andere Geschichten im Neuen Testament enthält er eine Fülle von Anspielungen auf eine weit über die Bibel hinausgehende Kultur- und Religionsgeschichte. Das christliche Denken war eng mit seiner Umwelt verflochten. Matthäus, der sonst eher ziemlich streng ist und farbige Einzelheiten in Erzählungen lieber streicht, hat an diesem Text offenbar selbst große Freude gehabt. Manche Exegeten sagen, das zweite Kapitel sei "eine dramatische Novelle in fünf Akten" (M. Hengel/H. Merkel(1). Am Schluss der einzelnen Szenen steht jeweils ein Schriftzitat. Auch heute noch bewundern wir, wie sorgfältig und kompetent Matthäus sein ganzes Evangelium durchkomponiert hat. So ist auch Mt 2 hervorragend durchgegliedert.

"Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem." (2,1) Zum ersten Mal hören wir von Matthäus eine Angabe über Ort und Zeit der Geburt Jesu. Bethlehem in Judäa, ungefähr sieben Kilometer südlich von Jerusalem, die alte Heimatstadt der Sippe Davids, war der Ort, an dem aufgrund einer Aussage des Propheten Micha (5,1 ff.) der Glaube des jüdischen Volkes zur Zeit Jesu die Geburt des Messias erwartete. Nach der kurzen Bestimmung der Situation kommt Matthäus (2,1b) zur Sache: Magier kamen aus dem Osten, dem Morgenland, nach Jerusalem. Dass es Könige sind, steht nicht unmittelbar in unserem Text. Dies geht hauptsächlich auf Anregungen aus dem Alten Testament zurück, wo es bei Jesaja (60,6) über die Wallfahrt der Völker nach Jerusalem heißt: "Alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn." Dies erscheint ja wieder bei Mt 2,11. Ganz ähnlich heißt es in Ps 72,10 f.: "Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben. Alle Könige müssen ihm huldigen, alle Völker ihm dienen." So findet sich die Geschichte von den drei Königen auch schon ziemlich früh, erstmals um 200 bei dem Kirchenvater Tertullian. Man kann das griechische Wort "magoi" verschieden übersetzen: Sterndeuter, Weise, Magier. Es dürften jedenfalls Sternkundige gewesen sein, die aus dem Bereich Mesopotamiens, also etwa des heutigen Persien und des Irak, stammen. In dieser hohen Kultur hat man sich besonders gut auf die Stern- und Traumdeutung verstanden. Astronomie und Astrologie sind dicht beieinander. In späterer Zeit wird das Wort im griechischen Bereich eher etwas abgeschliffen und bedeutet einfach: Magier, Zauberer.

Sie kommen auf jeden Fall "von Sonnenaufgang", d. h. von Osten (vgl. auch Mt 8,11; 24,27, aber auch Offb 7,2; 16,12). Dies ist eine ziemlich unbestimmte Ortsangabe, sodass man sie bald zu konkretisieren versucht. Der Kirchenvater Justin versteht um das Jahr 150 Arabien als Herkunftsort. Andere Kirchenväter (Clemens Alexandrinus und Origenes) glauben eher an eine Heimat in Persien. Aber hinter diesen Versuchen steht eben doch eine besonders später sehr verbreitete Vorstellung, dass die geheime Offenbarungsweisheit vieler Religionen und der Menschheit besonders im Orient zu Hause sei ("ex oriente lux").

Die Magier – die Dreizahl lässt sich erst später feststellen – sind auf jeden Fall suchende Menschen. Sie geben sich nicht ab und zufrieden mit dem, was sie bisher wissen. Es sind leidenschaftlich suchende Menschen. Sie haben schon allerhand entdeckt und haben viele Kenntnisse. Ihnen kommt es wirklich auf Weisheit und Einsicht an. Vor allem aber sind sie zutiefst überzeugt, dass es eine Wahrheit gibt, die es wirklich gibt, und die man auch finden kann. Dafür nehmen sie alles in Kauf. Sie brechen von zu Hause auf, wo sie vermutlich eine angesehene Stellung hatten. Sie riskieren eine gefährliche Reise. Sie wissen noch nicht, ob und wo sie das Ziel finden. Auf jeden Fall müssen sie unterwegs mit großen Strapazen und Risiken rechnen. Sie müssen durch schwierige Klimazonen und Wüsten. Sie sind auch nicht genügend geschützt vor räuberischen Horden. Schließlich ist es auch unsicher, wie die politisch Mächtigen auf diese Wanderer zwischen zwei Welten reagieren.

Dies sagt unendlich viel für uns heute und ist eine ernsthafte Rückfrage an uns: Begnügen wir uns nicht oft mit dem, was wir besitzen? Suchen wir überhaupt? Oder streben wir nur nach Vermehrung und Sicherung dessen, was wir haben? Geht es uns wirklich um Wahrheit oder doch nur um materiellen Nutzen, Macht, Prestige und Ansehen?

Die Magier sind gerade als Sterndeuter regelrechte Vertreter einer Wissenschaft im damaligen Sinn. Ihnen ist kein Weg zu weit, um solide Erkenntnis über die Welt und den Sinn des Ganzen zu bekommen. Sie schielen dabei auch nicht zuerst auf ein konkretes Ergebnis oder gar einen handfesten Nutzen. Es geht ihnen wirklich darum, was wahr ist. Sie sind nicht nur neugierig und deshalb ruhelos unterwegs. Sie suchen wirklich das, was die Welt zusammenhält und das menschliche Leben trägt. Sie tun dies nicht nur mit dem Kopf, sondern sie suchen mit ihrer ganzen Existenz. Darum sind sie unterwegs, ohne dass sie die Gefahren hindern. Sie sind keine fertigen Menschen, die alles Wünschenswerte in ihrer unmittelbaren Reichweite zur Verfügung haben. Sie sind umhergetrieben, sie beruhigen sich nicht mit landläufigen Auskünften. Sie haben Mut zum Ungewohnten und sind bereit, dafür neue Wege zu gehen. Noch haben sie die Wahrheit, die sie suchen, nicht aufgespürt, aber sie geben sich nicht mit vagen und vorläufigen Kenntnissen zufrieden, sondern tasten nach dem letzten Halt, auf den sie sich im Leben und Sterben verlassen können. Die Wahrheit, die es zu finden gilt, ist das kostbarste Gut, für das sie alles einsetzen.

Im Unterschied dazu sind wir heute oft von Grund auf Spießer. Wir begnügen uns sehr schnell mit dem Alltagswissen und mit praktischen Kenntnissen. Sie sind auch nützlich. Wir brauchen sie ohne jede Frage. Aber es fehlt uns ja oft ein Lebenswissen, das uns wirklich auch in den Fragen und Nöten stützt und weiterhilft. Wir haben oft schon die Suche nach dem, was unbedingt gilt – auch in unserem Leben –, aufgegeben und fragen skeptisch wie Pilatus: "Was ist Wahrheit?" (vgl. Joh 18,38). Wir haben uns längst pragmatisch, wie wir gerne sagen, arrangiert. Wir zwinkern und blinzeln mit den Augen und haben es längst aufgegeben, einer Sache, die nicht sofort etwas einbringt, um jeden Preis auf den Grund zu gehen. Wir sind grundlegend Skeptiker geworden. Manchmal ist es sogar noch weniger: Wir sind einfach träge im Geist und denkfaul, orientieren uns an platter Nützlichkeit. Demgegenüber sind diese Magier unglaublich souverän. Sie lassen alles liegen und geben alles auf, um den größten Schatz suchen und finden zu können, die unverrückbare Wahrheit.

IV.

Sie sind Sterndeuter. Es ist nicht so leicht zu sagen, was Sterne damals den Menschen bedeuteten. In der Schöpfungsgeschichte ist es deutlich, dass die Gestirne von Gott geschaffen sind. Sie sind, wie die erste Schöpfungserzählung sagt: "Lichter am Himmelsgewölbe, die über die Erde hin leuchten." (Gen 1,14 ff.) Sie haben einen ganz konkreten Sinn. Im Umfeld der biblischen Religionen sind Sterne jedoch vielfach etwas anderes. Oft glaubt man, dass es beseelte Wesen sind, die auf den Menschen und das Geschick der Welt direkt einwirken. Sie haben einen eigentümlichen, ambivalenten Charakter. Auf der einen Seite sind es göttliche "Wesen", die man geradezu verehrt, auf der anderen Seite verbreiten sie Furcht und Schrecken, denn sie bestimmen das Schicksal der Menschen.

So harmlos sind diese Sterne nicht. Gerade darum sind die Kenntnis der Sterne und besonders ihre Deutung für die Menschen lebenswichtig. Dabei ist es auch keine Frage, dass sie alles, das ganze menschliche Wissen und die Wissenschaften, einsetzen, um das Geschick der einzelnen Menschen, aber auch das Schicksal der Völker zu entziffern. Jetzt verstehen wir, warum die Magier so wichtig waren für die Menschen von damals. Jetzt verstehen wir auch, warum die Magier letztlich die ganze heidnische Weisheit vertreten. Die heutige Exegese sieht in ihnen keine versponnenen Leute, sondern die "geistige Elite der Heidenwelt" (M. Hengel/H. Merkel). Dadurch wird deutlicher, wie ernst ihnen die Suche ist.

Demgegenüber gibt es in unserer Geschichte Negativfiguren. Es sind Typen, denen es nicht um Wahrheit und Weisheit geht, sondern die oft etwas ganz anderes suchen. Sie kommen zuerst zu Herodes, der angeblich auch den vor kurzem geborenen König ausfindig machen möchte. Er denkt aber nicht im Traum daran, selbst aufzubrechen und sich in die Schar der Suchenden einzureihen. Er ist nur beunruhigt von der Frage, ob etwa ein politisch gefährlicher Rivale heranwachsen könnte. Der Messias wäre dabei besonders gefährlich. Herodes treibt das typische Ränkespiel der Macht, wo alles darauf ankommt, an der Herrschaft zu bleiben. In diesem Spiel sind auch Lügen und raffinierte Finten Mittel, deren man sich bedient. Herodes möchte die Magier auch in sein böses Spiel einspannen und möchte listig von ihnen profitieren: "Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige." (2,8) Herodes ist ein Heuchler, denn er denkt niemals daran, dem Messiaskind zu huldigen und sich seiner Herrschaft zu unterwerfen.

Aber Herodes ist offensichtlich dabei nicht ganz allein. Denn mit König Herodes erschrak "ganz Jerusalem" (2,3). Man fürchtet neue Verhältnisse und bleibt lieber bei dem, was man hat, auch wenn man damit im Grunde nicht zufrieden ist. Leider sind auch noch andere Negativfiguren auf der Bühne. Herodes will alle Mittel ausnutzen, um im Horizont seines Machtstrebens alles abzusuchen und sich vor Eventualitäten zu sichern. Was macht er? "Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle." (2,4) Sie sind ausgezeichnete Kenner der Schrift. Sie können Herodes jede Auskunft aus der Bibel sofort besorgen. Als er sie fragt, wo der Messias geboren werden sollte, zitieren sie sofort auswendig das Prophetenwort: "Du Bethlehem bist keineswegs die unbedeutendste unter den Fürstenstädten, denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel." (2,6 bzw. Mi 5,1.3) Aber an ihnen sehen wir, wie gefährlich auch ein bestimmtes Wissen werden kann. Sie sind nämlich mit ihrem runden und satten Wissen nicht in der Lage, die Zeichen zu erkennen, die die Erfüllung der Verheißung dieses Propheten anzeigen. Sie wollen sich nicht überraschen lassen, kein Risiko eingehen, keine Änderung herbeiführen. Es kann geradezu tragisch sein, dass man Dinge sehr gut kennt, sie anderen immer wieder mitteilt, dass sie aber im eigenen Leben keine Rolle spielen. Gerade heute spüren wir immer wieder, dass das technische und informative Wissen, das immer mehr wird, unheimlich wird, wenn nicht das gediegene Lebenswissen und ein entsprechendes Verhalten dazukommen.

So zeichnet sich im Grunde schon in dieser Geschichte auf der jüdischen Seite eine böse Front ab. Sie wird repräsentiert durch den König Israels, sein Volk und die religiösen Führer. Es braut sich jetzt schon etwas zusammen. Dabei entsteht ein letztlich furchtbarer Riss: Nicht Hirten und Fromme aus dem erwählten Volk, wie dies vor allem bei Lukas der Fall ist, erweisen dem Messiaskind die erste Ehre, sondern heidnische Astrologen. Die Elite der Heiden auf der Seite Jesu verhält sich nach den Weissagungen der Bibel. Sie nehmen die Prophetenverheißung ernst. Die Elite des Volkes Israel auf der anderen Seite beginnt gegen Jesus ein böses Spiel. Wir sehen es sofort auch in der unehrlichen Art, in der Herodes wiederum mit den Magiern umgeht: "Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige." (2,7 f.) Herodes kann im Aufgang eines neuen Sterns nur eine Bedrohung seiner Macht erkennen. Es entsteht geradezu eine groteske Situation: Für die Juden sind diese Sterndeuter ein Skandal, weil sie Heiden sind. Sie sind keine Angehörigen des Gottesvolkes, denen die Verheißungen zuteil geworden sind. Als Heiden können sie die Wahrheit nicht finden und müssen, wohin immer sie gehen, in die Irre laufen und das Ziel verfehlen. Sie haben eigentlich keine Chance, je fündig zu werden. Sobald sie weitergezogen sind, wird man über sie lachen. Sie erscheinen als Spinner und Fantasten, denen ohnehin niemand helfen kann.

V.

Dabei darf man nicht übersehen, dass diese Sterndeuter nicht ohne Richtung unterwegs sind. Es sind eben keine Fantasten, die nur durch die Welt taumeln. Wir rennen oft allen Neuigkeiten nach, ob es Nachrichten oder Moden sind. Sie ändern sich jeden Tag. Wir leben oft genug von der Hand in den Mund. So haben wir oft auch keine wirkliche Lebensperspektive. Deswegen werden wir immer hektischer, weil wir immer schneller Neues, Interessantes, Spannendes und vor allem auch Nützliches erwarten. Dies zeigt sich besonders auch in der Konsummentalität unseres Lebens. Wir glauben, dass wir glücklich werden könnten, wenn wir immer mehr haben könnten, immer schneller fahren könnten, immer höher fliegen könnten. Aber dabei verbleiben wir in derselben Ebene, die endlos nach mehr strebt, aber eigentlich nie an ein Ziel kommt. Es ist das, was der Philosoph Hegel die "schlechte Unendlichkeit" nennt. Wir taumeln, aber wir leben nicht.

Die Magier sind weise. Sie haben nämlich eine verlässliche Orientierung. Sie lassen sich durch ein sicher mehrdeutiges, aber doch wunderbares Sternzeichen führen. In der damaligen Zeit haben die Menschen geglaubt, dass jeder, insbesondere wenn ihm ein großes Schicksal bestimmt ist, oder jemand gar Herrschaft übernehmen wird, seinen eigenen Stern hat. Mit der Geburt geht dieser Stern auf, mit dem Tod geht er unter. Da spüren wir, wie wichtig Sterne im Leben sind. Diese Weisen wissen freilich noch nicht, was hinter diesem Stern steckt. Aber sie sind auf seiner Fährte, lassen nicht nach und sind ganz gewiss, dass sie am Ende gut geführt werden.

Wo sind denn heute unsere Sterne? Wo ist denn der Stern unseres Lebens? Wir haben viele Sterne. Sie wechseln auch mit dem Auf und Ab unseres oft turbulenten Lebens. Es gab einen Roten Stern, der die Menschen im 20. Jahrhundert schrecklich in die Irre führte. Es gibt einen Stern, der uns auf Autos zeigt, welche Leistungen wir vollbringen können und welchen Wohlstand wir haben. Aber allein mit diesem Stern – dies wissen wir in der Zwischenzeit – werden wir noch nicht glücklich. Und die Sterne, englisch heißt dies "stars", die uns täglich in der Unterhaltungsindustrie und in der Boulevardpresse vor Augen geführt werden: Sind sie denn wirklich Sterne für unser Leben? Ich möchte sie beinahe nennen, möchte aber niemanden verletzen. Jeder weiß, was und wer gemeint ist. Und wir lassen uns oft die Zeit stehlen und die Aufmerksamkeit rauben für solche manchmal geradezu lächerlichen Vorbilder.

Demgegenüber sind die Sterndeuter, über die wir vielleicht aufgeklärt lächeln, viel weiser. Wir gleichen fast ein wenig dem Schriftgelehrten mit ihrer Bücherweisheit. Wir wissen - auch als Männer der theologischen Wissenschaft und der Kirche - sehr gut, wen die Sterndeuter suchen, sodass wir oft insgeheim meinen, den langen Weg der Suche nicht mehr gehen zu müssen. Aber wenn wir milde lächeln über das gewagte Suchen, ja sogar den "Aberglauben" dieser Astrologen verspotten, so entlarven wir uns selbst. Diese Sterndeuter haben wirklich Sehnsucht, sie geben alles her für ihr Forschen nach der Wahrheit. Die Heiden, die zunächst so arm erscheinen, sind in Wirklichkeit die Beschenkten. Die Nichtwissenden werden zu denen, die einzig verstehen. Die Heiden, die bisher vom Heil ausgeschlossen waren, werden zu Erben des Reiches, und die, die sich in der Wahrheit dünken und sie zu besitzen glauben, erweisen sich als die Toren.

Gerade Matthäus ist in dieser Hinsicht ungewöhnlich hellsichtig. Er hält dafür auch große Spannungen aus. Auf der einen Seite weiß er nämlich, dass Jesus zuerst und vor allem zum Volk Israel gesandt wird. Es ist und bleibt das erwählte Volk. Davon will gerade Matthäus nicht abrücken. Aber er fürchtet auch die Gefahr, dass dieses Volk die Größe seiner Erwählung und seines Rufes nicht wahrnehmen könnte. Dann wäre es möglich, dass andere zu den wahren Erben werden. Es gibt ein Wort bei Matthäus, wo dies in beinahe erschreckender Weise zum Ausdruck kommt: "Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt." (21,43) Wir können die Verheißungen, die an uns ergehen, auch verspielen. Gerade der, der sich etwas auf sie einbildet und sich als fragloser Besitzer wähnt, verliert sie in Wirklichkeit.

Dies gilt nicht nur für die Juden von damals. Auch wenn ich weiß, dass den Christen in Jesus der Messias geschenkt ist, muss ich doch nüchtern sehen, dass wir ihn in unserem Leben verfehlen könnten, dass er unbekannt mitten unter uns steht, wir ihn jedoch nicht erkennen. Die Erzählung vom Weltgericht bei Matthäus (vgl. 25,31-46) liegt hier in der Nähe: "Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan." (25,45) Nicht zuletzt darum öffnet gerade dieser Matthäus, der so sehr um die besondere Erwählung Israels weiß und um das Volk ringt, wie Jesus es getan hat, den Heiden eine Perspektive. Wir kennen diese Geschichten ganz besonders vom Hauptmann von Kafarnaum und von der syro-phönizischen Frau, der Kanaanäerin (vgl. meine Predigt am Sonntag, 14. August, im Fernsehgottesdienst des ZDF zu diesem Thema). Nun zeigt sich aber beim genaueren Betrachten der Geschichte von den Sterndeutern, dass diese universale Hoffnung für die Heiden bereits im Zusammenhang der Geburt Jesu angesprochen wird. Das ist eigentlich unerhört, wie Matthäus an dem Partikularismus der Heilszusage für das erwählte Volk festhält und zugleich in diesen einzelnen Geschichten eine universale Heilshoffnung ansagt.

VI.

Wir müssen nochmals auf den Stern zurückkommen. Die Weisen sind auf ihrer Suche wirklich offen. Sie tun nichts anderes, als dem Stern zu folgen, der für sie die Wahrheit auch für ihr eigenes Leben ist. Sie haben als Wissenschaftler schon manches durchschaut und fallen nicht mehr so leicht auf Versprechungen herein. Sie sind auch deshalb weise, weil sie sich nicht auf eine bestimmte Gestalt festgelegt haben, die sie sich selbst zurechtgezimmert haben. Dies geschieht ja heute vielfach, dass wir uns unsere Religion selbst basteln. Wir setzen sie, nicht selten auch beliebig, nach unseren Bedürfnissen und nach unserem Geschmack aus verschiedenen Versatzstücken der Religionsgeschichte zusammen. Was uns nicht schmeckt, und wo wir vielleicht unbequem gefordert sind, lassen wir dann eher weg, klammern es aus, erklären es für überholt und unverständlich. Wir wissen schon, wie wir an den schwierigeren Herausforderungen unseres Lebens vorbeikommen. Die Sterndeuter suchen die Wahrheit und lassen Raum für die überraschende Erfüllung ihrer Sehnsucht. Wir kennen dies ja auch aus unserem eigenen Leben: Wer lange sucht und sich nicht enttäuschen und täuschen lässt, freut sich riesig, wenn er das Gesuchte findet. Das Neue Testament ist voll von Gleichnissen über dieses Suchen und Finden.

Vor diesem Hintergrund verstehen wir, was Matthäus meint, wenn er nun nach dem langen Marsch und den Enttäuschungen sagt: "Nach diesen Worten des Königs – wir haben sie schon angeführt – machten sie sich auf den Weg." Sie sind und bleiben unverdrossen. Darauf kommt es bei der Suche nach der Wahrheit an. Dann wird diese Suche irgendwann auch einmal belohnt: "Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt." (2,9 f.)

Es ist eigentlich unglaublich, dass sie nun nach diesem langen Weg und dem beinahe endlosen Suchen die Erfahrung machen dürfen, dass man wirklich auch finden kann. Der Stern hat sie wirklich geführt. Der Stern bleibt sogar stehen. Dies können wir im rasanten Wandel unserer Lebensverhältnisse fast gar nicht mehr verstehen, dass ein solcher Stern nun nicht einfach wieder weiterzieht oder gar verglüht, wie Sternschnuppen verschwinden und Kometen blitzhaft vorbeirasen. Es gibt Sterne, die bleiben. Besser noch: Es gibt einen Stern, der bleibt.

Dieser Stern hat einen Namen. Wenn wir früher sagten, dass die Menschen damals glaubten, dass Sterne beseelte, lebende Wesen sind, so werden wir nun wirklich total überrascht: Der Stern des Lebens ist wirklich eine Person. Er hat darum auch einen Namen. So kann man ihn erst recht finden. Es ist Jesus von Nazareth. Es ist vor allem das Kind in der Krippe: "Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gabe dar." (2,11)

Die Wahrheit, die wir suchen, und die uns mit ihrer Botschaft nicht enttäuscht, ist eine Person. Sie ist ein Mensch. Einen solchen Stern suchen sie, der sie von falscher Herrschaft und Lüge befreit, der sie von Ungerechtigkeit und Tod erlöst, der ihnen Wahrheit und Trost zuspricht. Im Herzen der Sterndeuter ist diese Erfüllung heimlich schon anwesend. Darum waren sie von diesem Stern so angezogen. Sonst hätten sie gar nicht so unentwegt und ohne jede Angst suchen können. Diese Weisen und Sterndeuter stehen für alle Heidenvölker, die zunächst als verworfen galten. Auch sie haben nun eine Chance, aufzubrechen und dem verheißenen Retter entgegenzugehen. Das Kind in der Krippe ist das Licht der Völker, der Herr der ganzen Welt, der Stern, den auch wir suchen. Geheimnisvoll waren sie immer von ihm angezogen. Das ist die Chance aller Heiden, dass sie Fragen haben, aufbrechen und sich auf den Weg machen. Dies ist eine ganz entscheidende Voraussetzung des menschlichen Lebens. Es gilt nicht nur und bloß für Fragen des Glaubens. Es ist eine Frage des Menschseins, ob wir unsere Würde, dass wir die endlichen Dinge überschreiten können und uns von ihnen nicht versklaven lassen, wahrnehmen, ob wir wirklich zur ganzen Wirklichkeit des Lebens offen sind. Haben wir den Mut, unsere falschen Idole und Götzen, die falschen Sterne zu entlarven? Sind wir bereit, wirklich zu suchen, bis wir den gefunden haben, der uns eine endgültige, nie täuschende Antwort gibt in unserem Leben: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Das Bild vom Stern ist ein Urbild des Lebens. Darum macht auch die Bibel einen vielfältigen Gebrauch von ihm. So heißt es im Munde Jesu am Ende des letzten Buches der Heiligen Schrift, gleichsam auf der letzten Seite: "Ich bin der strahlende Morgenstern." (Offb 22,16) Das Motiv bekommt in vielen Zusammenhängen eine wichtige Bedeutung. Ignatius von Antiochien schreibt in seinem Brief an die Epheser, dem Teufel als dem Fürsten dieser Welt seien "drei laut rufende Geheimnisse, die in dem Schweigen Gottes vollbracht wurden", verborgen geblieben, nämlich die Jungfräulichkeit Mariens, die Geburt und in gleicher Weise auch der Tod des Herrn. Auf die Frage, wie diese Geheimnisse nun den Weltzeiten offenbar geworden sind, antwortet er: "Ein Stern erstrahlte am Himmel heller als alle Sterne, und sein Licht war unaussprechlich, und seine Neuheit erregte Befremden. Alle übrigen Sterne aber zusammen mit Sonne und Mond umgaben den Stern im Chor; er aber übertraf mit seinem Licht sie alle, und Unruhe herrschte, woher die neue, ihnen ungleichartige Erscheinung wäre. Von da an wurde alle Zauberei (mageia) aufgelöst und jede Fessel der Bosheit verschwand; die Unwissenheit wurde zerstört, die alte Herrschaft ging zugrunde. Gott offenbarte sich als Mensch zu einem neuen ewigen Leben. Seinen Anfang nahm, was bei Gott zur Vollendung gelangt war. Von da an war alles zugleich in Bewegung, weil die Vernichtung des Todes getrieben wurde." (An die Epheser 19,1; ed. Lindemann-Paulsen, 188f.) Dies zeigt noch einmal die Macht, die das Bild vom Stern behalten hat und auch christologisch eindrucksvoll entfalten konnte. Ich bin sicher, dass man noch viele Zeugnisse dafür aus der Väterzeit erbringen kann.

VII.

Damit haben wir den Reigen unserer Aufgaben in der Katechese für heute abgeschritten. Eine weitere Entfaltung gehört nicht mehr hierher und würde auch vielleicht manches ungebührlich anderen Auslegungen vorwegnehmen. Aber um der Sache willen müssen wenigstens drei Gedanken kurz angesprochen werden.

Die Sterndeuter haben sich durch ihr Suchen eine große Sensibilität bewahrt, bei welchem Stern Verehrung und Huldigung angebracht ist. Sie gehen nicht bei jedem in die Knie. Darum verfallen sie auch nicht den üblichen Idolen und Götzen. Bei ihnen sieht man sehr deutlich, dass Anbetung und Freiheit eng zusammengehören. Wer intensiv sucht und nicht Ersatzlösungen verfällt, behält die Freiheit. Wenn er schließlich die Wahrheit gefunden hat, dann darf er auch zu Anbetung und Huldigung niederfallen und dem die Ehre geben, dem sie einzig gebührt. Auch dieser Zusammenhang von Anbetung, Wahrheit und Freiheit ist wichtig.

Ganz kurz stellt unsere Geschichte am Schluss fest: "Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land." (2,12) Der Fuchs hatte die drei Weisen bestellt: "Und wenn ihr es (das Kind) gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige." (2,8b) Sie hatten jedoch ihn und seine Absicht durchschaut. Sterndeuter verstehen sich auch auf das Lesen von Träumen. Auch in ihnen kann Gott seine Führung zeigen. Die Magier ziehen auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück. Sie sind auch selbst andere geworden. Sie bleiben auch nicht an dem Ort, wo sie das Kind und seine Mutter gefunden haben. Sie wissen, dass das Finden des Messiaskindes sie in Auftrag stellt. Zur Anbetung gehört nun auch die Sendung. Sie führt wieder zurück in ihre Heimat. Dort ist genug zu tun. So wenig sind die Magier Abenteurer, dass sie auch wieder in die gewohnte Heimat zurückgehen, um diese zu verwandeln.

Was zeichnet die Heiden aus, die trotz der Sendung Jesu zu den Juden eine echte Heilschance haben: die Magier, den Hauptmann von Kafarnaum und die kanaanäische Frau? Sie haben alle einen unerschütterlichen Glauben und ein geradezu unvorstellbares Vertrauen in Jesus, in den Stern. Darauf kommt es an. Und dies ist gerade auch für das ganze Matthäus-Evangelium von besonderer Bedeutung. Es kommt darauf an, das Gefundene in die Tat des Lebens umzusetzen. Matthäus zeigt uns eindringlich auch an den Personen, die in seinem Evangelium vorkommen, von Jesus angefangen, dass es auf das Tun ankommt. Taten und Worte müssen miteinander im Einklang stehen. Man kann auch ganz einfach wie Johannes sagen: "Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind." (Joh 3,21).

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Anmerkung:

(1) Die fünf Akte sind: 1. Exposition (2,1-6), 2. Entsendung der Magier und Huldigung (2,7-12), 3. Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten (2,13-15), 4. Der Kindermord zu Bethlehem (2,16-18), 5. Übersiedlung der Heiligen Familie von Ägypten nach Nazareth in Galiläa (2,19-23).

 

(c) Karl Kardinal Lehmann

Es gilt das gesprochene Wort