Warum ist Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff für mich in den vergangenen Jahrzehnten ein wichtiger Partner in der Bischofskonferenz geworden?
Ich kannte ihn durch seine bis heute wichtige Doktorarbeit aus dem Jahr 1978 mit dem Thema „Theologische Fakultäten im Spannungsfeld von Staat und Kirchen nach dem Preußenkonkordat". Für alle, die entweder von den Kirchenleitungen oder der theologischen Wissenschaft etwas mit den zwischen Staat und Kirche vereinbarten Regeln zu tun haben, ist dies bis heute ein allgemein anerkanntes Standardwerk geblieben. Für viele Klärungen bin ich bis heute Heinrich Mussinghoff dankbar.
So war es auch naheliegend, dass er, nachdem er 1994 Bischof wurde, von 1996 bis heute die Kommission für Wissenschaft und Kultur in der Deutschen Bischofskonferenz geleitet hat. Bis heute bekleidet er dieses Amt mit großer Sorgfalt und auch Sensibilität im Blick auf verschiedene Partner.
Sein Ansehen drang auch bis nach Rom. So wurde er bereits 1999 Mitglied der römischen Kleruskongregation. Eine besondere Anerkennung bedeutete die Berufung in den Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur. Dadurch hatten wir über ihn nicht nur eine gute Möglichkeit des Einwirkens auf die Rechtsentwicklung der katholischen Kirche, sondern immer auch verlässliche Informationen.
Dies alles führte dazu, dass ich als damaliger Vorsitzender der Bischofskonferenz 1999 Bi-schof Heinrich zum Stellvertretenden Vorsitzenden vorgeschlagen habe, und zwar in der Nachfolge des Freiburger Erzbischofs Dr. Oskar Saier. Zwölf Jahre - bis 2011 - hat er diese Aufgabe versehen. Heute noch darf ich ihm für die hervorragende Zusammenarbeit von ins-gesamt neun Jahren sehr herzlich danken. Er hat sich als ein vorzüglicher und kompetenter Berater und Sachwalter des Rechts erwiesen. Auch vielen Kommissionen der Bischofskonfe-renz hat er sich seit 1994 immer wieder zur Verfügung gestellt.
Bischof Mussinghoff ist aber auch ein liebenswerter, offener und freundlicher Mensch. Für den Rahmen unserer Bischofskonferenz hat sich dies immer wieder in seinen Bemühungen um ein gutes Verhältnis zum Judentum gezeigt. Er wusste, dass es um eine vertiefte Kenntnis, aber auch um sehr ernsthafte, menschliche Beziehungen ging. So hat er auch große Verdienste für die Schaffung einer regelmäßigen Begegnung mit den Rabbinerkonferenzen unseres Landes. Hier trifft sich in Bischof Mussinghoff eine amtliche Aufgabe mit einem leidenschaftlichen Interesse am Gespräch mit den Vertretern des jüdischen Glaubens in unserem Land und darüber hinaus. So hat er im Laufe dieses Jahres auch eine Delegation angeführt, die in Rom den Oberrabbiner und die jüdische Gemeinde besuchte. Er kennt im Übrigen die Bibel sehr gut und liest immer wieder ein Stück in der hebräischen Sprache, gleichsam im Originalton.
So ist Bischof Heinrich Mussinghoff eine herausragende Gestalt der Deutschen Bischofskonferenz, intern und für die Öffentlichkeit. Durch sein bescheidenes, offenes und herzliches Auftreten und durch seine stille und zurückhaltende, aber unübersehbare Wirkweise ist er für Glaube und Kirche zu einer besonders sympathischen und darum auch werbenden Lichtgestalt geworden. In Aachen, wo viele Zentralen der weltkirchlichen Tätigkeit der deutschen Katholiken vereint sind, pflegte er auch in seiner persönlichen Art den Austausch mit vielen Bischöfen aus der ganzen Welt. Bischof Mussinghoff ist auch ein eindrucksvoller Gastgeber der Kirche unseres Landes für die Bischöfe aus der ganzen Welt.