Rom/Mainz. "Heute Abend fühle ich mich unter Schwestern und Brüdern, von denen ich weiß, dass es meine Freunde sind", erklärte Kardinal Karl Lehmann am Donnerstag, 22. Februar, bei einem "Mainzer Abend" in Rom anlässlich seiner feierlichen Aufnahme in das Kardinalskollegium. Generalvikar Dr. Werner Guballa hieß zu Beginn des festlichen Essens in einem Landgasthaus am Rande der Stadt die Gäste willkommen: in Rom lebende Deutsche, die Bischof Lehmann begleitende Gruppe aus Mainz sowie Freunde und Verwandte aus anderen Orten. Der Generalvikar gedachte auch der verstorbenen Familienangehörigen des Kardinals, die das große Ereignis nicht mehr miterleben konnten, insbesondere der Eltern und des einzigen Bruders Reinhold.
Zu den Teilnehmern gehörten unter anderen der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Theodor Wallau, der geistliche Botschaftsrat Max-Eugen Kemper, ein Studienfreund Lehmanns, der Rektor des deutschen Priesterkollegs Campo Santo, Professor Erwin Gatz, der rheinland-pfälzische Finanzminister Gernot Mittler als Vertreter der Landesregierung, der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel und Bürgermeister Norbert Schüler sowie der Landrat des Kreises Mainz-Bingen, Claus Schick. Aus dem Bistum Mainz waren u.a. zugegen Bischofsvikar Martin Luley, die Domkapitulare Eberhardt, Giebelmann, Heckwolf und Guballa, die Hochschul- und Schuldezernentin Dr. Gertrud Pollak, Finanzdirektor Thomas Karst und Ltd. Baudirektor Dr.-Ing. Manfred Stollenwerk sowie weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ordinariat, unter ihnen die Sekretärin des Kardinals, Agathe Hitzel, die beim Pontifikalamt am Vormittag auf dem Petersplatz die hl. Kommunion aus der Hand Papst Johannes Paul II. empfangen hatte, sowie eine Reihe Lehmann begleitender Journalistinnen und Journalisten.
Oberbürgermeister Beutel bekräftigte bei einer Tischrede die Glückwünsche an Kardinal Lehmann im Namen vieler Mainzer Bürgerinnen und Bürger. Beutel, der beim Weg vom Hotel "Cardinal" zum Petersplatz anlässlich des Konsistoriums am Mittwoch, 21. Februar, die Mainzer Gruppe an der Spitze angeführt hatte, verwies darauf, dass die eigentliche Gratulation im Namen der Stadt am Sonntag, 4. März, mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde erfolgen wird. Für ihn und Bürgermeister Schüler sei es jedenfalls eine große Freude und Ehre gewesen, "dass wir in Rom dabei sein durften".
Staatsminister Mittler erklärte, die offizielle Grußadresse der Landesregierung sei Angelegenheit des Ministerpräsidenten, der mit Kardinal Lehmann tief verbunden sei. Er wolle an diesem Abend jedoch die Freude vieler Menschen über die Berufung Lehmanns in den Kardinalsstand zum Ausdruck bringen. Sie sei spät erfolgt, "aber nicht zu spät", fügte er hinzu. Die Berufung des Kardinals gebe vielen Menschen Mut, in ihrem Lebensbereich für ihre Überzeugungen einzutreten, und sie schöpften daraus Kraft für ihr eigenes Handeln. Die Menschen brauchten Orientierungspunkte, und Kardinal Lehmann sei ein solcher. Landrat Schick kündigte mit seinem Glückwunsch an, dass der Landkreis Kardinal Lehmann mit dem Karlsbrunnenpreis ehren werde, der bisher erst dreimal vergeben wurde.
Kardinal Lehmann dankte in seinem Schlusswort für alle Unterstützung und Wegbegleitung über viele Jahre seines Lebens. Er fühle sich von vielen Menschen mitgetragen und wisse dies zu schätzen. Minister Mittler habe zum Ausdruck gebracht, "wo meine eigene Genugtuung liegt: Ich habe nicht nach rechts und links geschaut, sondern war den Menschen verpflichtet". So sei er selbst von der Ernennung zum Kardinal am meisten überrascht worden. Der Papst habe ihm am Vormittag noch gesagt: "Ja Mainz, gut, gut, gut" und hinzugefügt, dass er auch noch an Kardinal Hermann Volk denke.
Am Freitag Vormittag feierte Kardinal Lehmann einen Gottesdienst mit den Mainzer Rompilgern in der Kirche San Saba. Hier hatte er 1963 nach seiner Priesterweihe durch Kardinal Julius Döpfner seine erste heilige Messe (Primiz) gefeiert. Anschließend gab es eine letzte gemeinsame Begegnung bei der Papstaudienz für die 44 neuen Kardinäle in der Audienzhalle am Petersplatz. (sk)