"Verteidiger des Glaubens"

Kardinal Lehmann würdigt den verstorbenen früheren Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner

Datum:
Di. 11. Juli 2017
Von:
Internetredaktion Bistum Mainz
Der frühere Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat in einem Kondolenzschreiben an den Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, seine Anteilnahme am Tod von Kardinal Joachim Meisner ausgedrückt. Er schreibt darin unter anderem:

"In der Mitte seines Lebens und Wirkens, unabhängig von den Aufgaben vorher und nachher, steht der über 25 Jahre währende Dienst im Erzbistum Köln. Vorher war er als Weihbischof in Erfurt/Meinigen, als Bischof von Berlin und schließlich als Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz sehr besorgt um das Leben der katholischen Christen in der ehemaligen DDR. Als er 1988 Erzbischof von Köln wurde, blieb er seiner Aufgabe treu im Namen unseres Glaubens und war ein unerschütterlicher Zeuge des Evangeliums Gottes in Jesus Christus. Nicht nur die Menschen in Deutschland, sondern auch in Ost-Europa hatten in ihn als Vorkämpfer der Religionsfreiheit ein fast grenzenloses Vertrauen.

Ich durfte im Jahr 1988 durch einen eigenen Auftrag von Papst Johannes Paul II. den Wechsel von Kardinal Meisner von Berlin nach Köln besonders begleiten. Ich durfte erfahren, wie schwer ihm der Abschied von Berlin fiel und habe auch dafür Sorge getragen, dass er in der katholischen Kirche des Westens über die besondere Stellung eines Erzbischofs von Köln hinaus eine wichtige Aufgabe übernimmt. Ich bin Kardinal Meisner heute noch dankbar, dass er sich für die Übernahme des Amtes eines Vorsitzenden der Liturgischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz entscheiden konnte und diese Aufgabe bis zu seinem Ausscheiden über Jahrzehnte in einer wichtigen Phase der liturgischen Erneuerung erfüllt hat. Damit waren auch intensive Kontakte mit den deutschsprachigen Bischofskonferenzen und mit den verantwortlichen Stellen in Rom verbunden. Bald hat er sich auch für die wohlverstandenen Belange und Interessen der Kirche unseres Landes, aber auch der Weltkirche eingesetzt. So hat er auch große Verdienste für den Ausbau unseres Werkes RENOVABIS. Für dies alles wollen wir ihm ein herzliches Vergelt’s Gott sagen.

Dieser Hintergrund hat uns in der ganzen Zeit seiner Aufgabe in Köln eng verbunden, auch wenn wir bei allen Gemeinsamkeiten theologisch und pastoral in einzelnen Fragen verschieden eingestellt waren. Für mich war dies, auch als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz von 1987-2008, von sehr großer Bedeutung. Ich habe vor allem erfahren dürfen, dass Kardinal Meisner in vielen strittigen Fragen zuerst ein leidenschaftlicher Mann und – wenn es sein musste – unbeirrbarer Verteidiger des Glaubens war. Auf diesem Fundament gab es immer eine Gemeinsamkeit und vor allem auch eine Beweglichkeit in nicht einfachen Fragen. Diese positive Erfahrung hat mir immer Mut gemacht für das intensive Gespräch mit ihm, aber auch für das Suchen und Finden der Wege für ein gemeinsames Vorgehen. Zu meiner großen Freude hat er mir dies in einem eindrucksvollen Brief im weiteren Zusammenhang meines 80. Geburtstages aus freien Stücken von sich aus bestätigt. So fällt es mir leicht, Kardinal Meisner in guter Erinnerung zu behalten, auch wenn manche glauben, dass die Differenzen zwischen uns größer gewesen wären."