Mit der Aktion „Ich gebe Kirche ein Gesicht“ macht der BDKJ deutlich, dass Jugend(verbands)-arbeit ein wichtiger Teil der Kirche ist und wichtige Funktionen hat. Kinder und Jugendliche waren eingeladen, Kardinal Lehmann aus den Sommerfreizeiten eine Postkarte mit Wünschen und Anregungen zu schreiben
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Liebe Kinder und Jugendliche, liebe Teilnehmer und Betreuer der Sommerfreizeiten, liebe Mädchen und Jungen, sehr geehrte, liebe Damen und Herren, die Sie in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv sind,
so viele Postkarten auf einmal habe ich wohl noch nie bekommen. Über 1100 Karten sind seit Sommer über den BDKJ im Bistum Mainz oder direkt ins Bischofshaus geschickt worden. Ihr habt mir Grüße aus den verschiedenen Sommerlagern, Aktionen und Freizeiten geschickt, ihr habt Bilder gemalt und von euren Aktivitäten berichtet, ihr habt eure Wünsche an mich und an die Kirche aufgeschrieben, ihr habt von euren guten Erfahrungen mit der kirchlichen Jugendarbeit erzählt und eure Sorgen mitgeteilt.
Ich sage euch ein herzliches „Danke“ für alle Karten, die ich leider nicht einzeln beantworten kann. So schreibe ich euch diesen Brief in der Kirchenzeitung und hoffe, dass möglichst viele hier eine Antwort finden.
„Ich gebe Kirche ein Gesicht“ steht auf allen Postkarten und durch eure persönliche Gestaltung der Rückseite kann man sagen: „Ich gebe Kirche mein Gesicht“. Es ist wirklich wahr: Durch euren Einsatz und euer Mittun bekommt die Kirche ein Gesicht. Sie ist kein anonymer Verein, nicht nur ein Gebäude, das man zum Gottesdienst oder als Tourist besucht; die Kirche ist eine lebendige Gemeinschaft: „Die Kirche lebt, die Kirche ist jung“, hat Papst Benedikt XVI. bei seiner Amtseinführung am 24. April 2005 gesagt. Wir brauchen die stete Erneuerung der Kirche, wir brauchen das Lebendige und das Frische, das Kritische und das Fragende, das Bedächtige und das Tapfere, das Ermutigende und das Erneuernde. Wir brauchen euch! So bunt wie die Karten, so erfrischend engagiert, qualifiziert, jung, motiviert und auch spirituell wie die Botschaften auf den Karten, so soll auch eure und unsere Kirche sein.
Manche haben von neuen Freunden berichtet, die sie im Sommerlager kennen gelernt haben. Andere haben vom Weltjugendtag in Köln geschrieben und die neuen Freunde aus aller Welt – sogar aus Brasilien und Bolivien – gleich mit unterschreiben lassen, manche haben von einem Segeltörn im Ijsselmeer geschrieben, andere von einem internationalen Pfadfinderlager in England, viele haben vom Kinderzirkus „Dattorino“ aus Darmstadt erzählt, einige vom Zeltlager in der Umgebung geschrieben – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Vieles könnte noch ergänzt werden. All das zeigt, dass wir die kirchliche Jugendarbeit und ihre Verbände – von der KJG über Kolping bis zur GCL und den Pfadfindern und vielen anderen – brauchen. Hier finden Kinder und Jugendliche Ansprechpartner, Freunde und Mitstreiter. Hier ist für euch wirklich eine Heimat.
Ich kann und will nicht verschweigen, dass mir eure Sorgen um die Zukunft der Jugendarbeit sehr nahe gegangen sind. Ich kann euch versichern, dass wir der Jugendarbeit auch weiter einen Vorzug einräumen; wir werden nicht Mittel kürzen, wenn es sich nicht als wirklich notwendig erweist. Wir wissen sehr zu schätzen, wie sich Ehrenamtliche und Hauptamtliche, Jugendliche und junge Erwachsene, Frauen und Männer einsetzen und in unzähligen Stunden und oft unter großem persönlichen Einsatz im Dienst der guten Sache stehen. Ein herzliches Vergelt’s Gott sei daher allen gesagt, die der Kirche besonders in der Jugendarbeit ihr Gesicht geben!
Euch und allen, die zu euch gehören, wünsche ich einen guten Advent und dann ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Bleibt weiter so erfrischend, wie das durch die Postkartenaktion zum Ausdruck kommt! Geben wir gemeinsam unserer Kirche ein Gesicht, unser Gesicht!
Herzlich, dankbar und froh
euer Bischof
+ Karl Kardinal Lehmann
von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz
Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz