Wir trauern um einen hochverdienten Priester des Bistums Mainz, Ehrendomkapitular Eckehart Wolff, Propst an diesem Wormser Dom und Pfarrer der benachbarten Gemeinde St. Martin. Es ist selten, dass ein Priester das 60. Weihejubiläum feiern kann. Eckehart Wolff stand im 62. Jahr seines Priesterseins.1929 wurde er in Schlierbach geboren und nach dem Studium am 01.08.1953 von Bischof Stohr zum Priester geweiht. In zwei Gemeinden lernte er das pastorale Rüstzeug kennen, nämlich in Offenbach-Bürgel (1954) und in Fürth (1956).
Eine große Bedeutung kommt dem Aufenthalt des späteren Propstes im Mainzer Priesterseminar zu. Von 1958 bis 1966 begleitete er in drei verschiedenen Ämtern, nämlich Assistent, Ökonom und Subregens, die Geschicke dieser wichtigen Zeit der Ausrufung und Durchführung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Besonders seit 1963 nahm er viel Arbeit und Verantwortung dem damaligen Regens, Prof. Dr. Josef Maria Reuss, ab, der in Folge mancher gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch den Krieg behindert und vom Konzil selbst ziemlich gefordert war. So hat Eckehart Wolff auch sehr großen Anteil daran, dass wir im Jahr 1965 die bosnischen Franziskanerinnen für das Priesterseminar und andere Aufgaben, besonders der kroatischen Gemeinden in Mainz und Umgebung, gewinnen konnten. Als wir im Mai dieses Jahres die 50. Wiederkehr der Ankunft der Schwestern feierten, hat Eckehart Wolff darüber noch sehr lebendig erzählt.
Diese Zeit ging im Jahr 1966 jäh zu Ende, als der Subregens zum Propst hier nach St. Peter und im Jahr 1977 als Pfarrer nach St. Martin berufen wurde. 31 Jahre lang hat er diese große Aufgabe am Dom und entsprechend in St. Martin mit Hingabe und Liebe erfüllt. Er war zuerst ein umsichtiger und überaus segensreich wirkender Hirte und Seelsorger. Er hatte einen großen Sinn für die einzelnen Menschen, ob Mann oder Frau, ob jung oder alt, ob krank oder gesund. Aber auch für die Gestaltung des Domes hatte er einen tiefen Sinn. Ich möchte nur die Innenrenovierung, die Anschaffung der Schwalbennestorgel und der Chororgel erwähnen, aber auch die eindrucksvollen Fenster der Nikolauskapelle und der Seitenkapellen erwähnen. In dieser Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils fällt auch die Intensivierung der Bemühungen um die Einheit der Kirche. Eckehart Wolff wurde in Worms zu einem Wegbereiter der Ökumene. Am Ende seines Dienstes durfte er auch die 1000-Jahrfeier der St. Martinskirche im Jahr 1996 erleben. Im Jahr 1997 durfte er sich in den verdienten Ruhestand zurückziehen. Im Jahr 1985 wurde Eckehart Wolff Ehrendomkapitular des Mainzer Domkapitels.
Es war ihm vergönnt noch 18 Jahre sein Leben in der Nähe des Doms zu verbringen. Er hat auch in dieser Zeit seelsorglich gewirkt und sich in vieler Hinsicht für die Erhaltung und Renovierung des Domes bemüht. Dabei gab er sein großes historisches Wissen auch gerne an andere weiter. Mit seiner tiefen Bildung konnte er den Hintergrund vieler heutiger Fragen aufhellen. Die Menschen schätzten über die Grenzen des Domes und St. Martin hinweg den einfühlsamen Seelsorger, der nicht an der verborgenen oder offenen Not von Menschen vorbeigehen konnte.
Eckehart Wolff war sich bewusst, dass der Dom in Worms die Kathedrale eines eigenen Bistums war und gerade auch wegen seiner künstlerischen Bedeutung mit besonderer Sorgfalt gepflegt werden musste. St. Martin, mit der Lebensgeschichte des Heiligen tief verbunden, galt nicht weniger seine Sorge. So hat Propst Eckehart Wolff in über dreißig Jahren seines Amtes und in fast fünfzig Jahren seines Aufenthaltes in Worms für die lebendige Gegenwart der katholischen Kirche in Worms eine kaum zu überschätzende Bedeutung. Er hat in dieser Stadt, die vor allem durch die Reformationsgeschichte evangelisch geprägt ist, in ökumenischer Offenheit unserer Kirche ein erneuertes Profil geschenkt.
Wir verbeugen uns in Dankbarkeit vor Eckehart Wolff, sagen ihm und seiner Familie Dank für sein Leben und Wirken und versprechen ihm unser Gedenken vor allem im Gebet und in der Eucharistiefeier. Wenn wir ihn nach dem Gottesdienst im Nordquerhaus des Domes zur letzten Ruhe betten, erfüllen wir ihm einen tiefen Wunsch. Dadurch dass er auch nach seinem Tod durch die Grablegung hier im Dom uns nahe bleibt, können wir das Versprechen unseres dankbaren Gedenkens leichter erfüllen. Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe, den Lohn des Vaters im Himmel und das ewige Licht leuchte ihm. Amen.
(c) Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz
Das Dankwort wurde beim Requiem durch Generalvikar Dietmar Giebelmann verlesen.
von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz
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