Der Anfang

Bischof Franz Kamphaus zum Abschied aus dem aktiven Dienst als Bischof von Limburg

Datum:
Freitag, 2. Februar 2007

Bischof Franz Kamphaus zum Abschied aus dem aktiven Dienst als Bischof von Limburg

Bischof Prof. Dr. Franz Kamphaus kenne ich seit fast 40 Jahren. Als ich im späten Frühjahr 1967 als Assistent Karl Rahners von München nach Münster kam, lerne ich meinen Mitassistenten an der Theologischen Fakultät der Universität Münster kennen. Er hatte gerade seine für die Begegnung von Predigt und Schriftauslegung bedeutsame Arbeit „Von der Exegese zur Predigt“ (Mainz 1968) abgeschlossen und veröffentlicht. Da ich gerade meine theologische Dissertation „Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift“ (1967) ebenfalls auf einem exegetischen Fundament erarbeitet und abgeschlossen hatte, gab es erste Kontakte.

Das Zweite Vatikanische Konzil hatte uns in ähnlicher Weise fasziniert. Es war ein spürbarer Aufbruch in der Kirche. Wir fühlten den Aufwind und hatten Freude am Glauben, an der Kirche und an der Theologie. In Münster hatte damals eine kleine Gruppe von Assistenten und Dozenten die liturgische Erneuerung vor allem in den Sonntagsgottesdiensten auf eine lebendige Weise umzusetzen versucht. Ich erinnere mich noch gut an die Predigtgespräche nach den Gottesdiensten, auch an Dialogpredigten. Wir hatten beide bei diesen Gottesdiensten in St. Antonius mitgemacht, Franz Kamphaus gewiss viel intensiver. Wegen einiger liturgischer Experimente, an denen wir direkt wohl nicht beteiligt waren, kam es schließlich zu Spannungen mit dem damaligen Bischof von Münster, dem späteren Erzbischof von Köln, Joseph Kardinal Höffner.

Ich habe Franz Kamphaus damals wegen seiner engagierten Gläubigkeit und seiner Gradlinigkeit, seines unerschrockenen Freimuts (im Sinne der biblischen „Parrhesia“) und seiner unbeirrbaren Verwurzelung in der Kirche schätzen gelernt. Auch machte mir Eindruck, wie er in der Homiletik Ergebnisse der wissenschaftlichen Theologie mit einer neuen Predigtkultur zu verbinden wusste. Im Übrigen war er schon damals ein begnadeter Prediger, der durch seine Überzeugungskraft seine Zuhörer in Bann schlagen konnte. So hat er vor allem auch auf die Theologiestudierenden ermutigend, aufbauend und vorbildlich gewirkt.

Ich wohnte zu der Zeit im Bischöflichen Collegium Borromaeum in Münster. Der spätere Hamburger Erzbischof Ludwig Averkamp war Direktor des Hauses. Ich lernte mit Ernst Dassmann und Hermann Josef Pottmeyer, die an ihrer Habilitationsarbeit saßen, später namhafte, künftige Kollegen kennen. Zu einem weiteren Kreis gehörte auch Franz Kamphaus, der allerdings anderswo wohnte. Wir hatten alle nebenberuflich mit der Priesterausbildung zu tun.

Ich bin Ende 1968 einem Ruf an die Universität nach Mainz gefolgt und habe Münster verlassen. Franz Kamphaus wurde Akademischer Rat (1970) und bald auch Wissenschaftlicher Rat und Professor für Pastoraltheologie (1972), zusätzlich 1973 für fast zehn Jahre Regens am Priesterseminar in Münster.

Bald sahen wir uns wieder, nämlich bei der gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1971-1975). Ich war Synodale und wurde Vorsitzender der Sachkommission „Glaubenssituation und Verkündigung“, Franz Kamphaus wurde Berater. Mit seinem Freund und Kollegen Prof. Dr. Rolf Zerfaß, Pastoraltheologe in Würzburg, hat er als Homiletiker maßgebend mitgearbeitet an dem Beschluss „Die Beteiligung der Laien an der Verkündigung“. Heute noch sind die von ihm formulierten „Richtlinien“ (Abschnitt 4) lesenswert.

Es fiel mir schwer, im Jahr 1971 einem Ruf nach Münster nicht zu folgen. Mit Franz Kamphaus und manchen anderen hatte ich gute und verlässliche Freunde in Münster gefunden. Da ich aber aus dem Erzbistum Freiburg i. Br. stammte, nahm ich den Ruf nach Freiburg an.

Schließlich sollte alles ganz anders kommen. Am 13. Juni 1982 wurde Franz Kamphaus im Limburger Dom durch Kardinal Höffner zum Bischof geweiht und ist seither Bischof von Limburg. Ein Jahr später wurde ich in unmittelbarer Nachbarschaft Bischof von Mainz. Wir verstanden uns aufgrund der Vorgeschichte von Anfang an. Es war ein Segen, den Freund und Kollegen Franz Kamphaus unmittelbar als Mitbischof in räumlicher Nähe und als einen der wichtigsten Mitbrüder in der Deutschen Bischofskonferenz zu haben.

Die Bekanntschaft mit Franz Kamphaus vor bald 40 Jahren in Münster war nicht nur ein zeitlicher Beginn eines gemeinsamen Weges, den niemand so voraussehen konnte, sondern ein echter Anfang: ein Grund, der gelegt ist und sich bewährt hat. Dafür und für vieles mehr sage ich Franz Kamphaus zum 75. Geburtstag ein herzliches Vergelt´s Gott.

(c) Karl Kardinal Lehmann

Beitrag für das Buch: Der Anfang, Würdigung von Bischof Franz Kamphaus zum Abschied, in: Wissen, dass der Himmel trägt. Franz Kamphaus. Worte, Wege und Gefährten, hrsg. vom Domkapitel des Bistums Limburg, Freiburg i.Br. 2007, 63-65.

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz