Deutsche Bischöfe in Rom

Zu den „Ad-Limina-Besuchen“ im Monat November 2006

Datum:
Dienstag, 21. November 2006

Zu den „Ad-Limina-Besuchen“ im Monat November 2006

Gastkommentar für die Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" - November 2006

„Visitatio ad limina“ heißt übersetzt: „Besuch bei den Schwellen“, d.h. Gräbern, der Apostelfürsten Petrus und Paulus in Rom. Seit alter Zeit sind nämlich die Bischöfe verpflichtet, in regelmäßigen zeitlichen Abständen einen Besuch in Rom mit Gottesdienst in den wichtigsten Kirchen, mit einer Audienz beim Papst und einer Kontaktnahme mit den wichtigsten römischen Behörden zu machen. Ein umfangreicher schriftlicher Bericht wird als Vorbereitung einige Monate vorher übersandt und dient auch als Grundlage für die verschiedenen Gespräche.

Diese Besuche der Bischöfe aus aller Welt gehen im Kern auf biblische Anregungen zurück (vgl. Gal 1,18; 2 Kor 11,28). Seit dem 4. Jahrhundert finden wir immer mehr Dokumente, die bald auch im Rhythmus von fünf Jahren den Besuch der Bischöfe beim Papst vorsehen. So ist es auch im heutigen Rechtsbuch der Kirche geregelt (vgl. can. 399 – 400 CIC).

Man sollte den Ausgangspunkt und eine wichtige, den ganzen Besuch bestimmende, Perspektive nicht vergessen, nämlich die Verehrung der Gräber der Heiligen Apostel Petrus und Paulus. Sie gehören zum apostolischen Fundament der Kirche und treten in Rom ja immer wieder gerade in ihrer Gemeinsamkeit in Erscheinung . Darum gehören Gottesdienste in den Basiliken St. Peter und St. Paul zum unverzichtbaren Kern der Wallfahrt nach Rom „an die Gräber der Apostel“.

Der Besuch dient in besonderer Weise dem Austausch zwischen dem Nachfolger Petri und den Bischöfen aus aller Welt. Die Bischöfe geben dem Papst Rechenschaft über die Wahrnehmung ihres amtlichen Auftrags. Der Papst erweist sich in solchen Gesprächen, die unter vier Augen stattfinden, besonders gegenüber Bischöfen aus sehr schwierigen Situationen als der „Diener der Diener“ (einer der ältesten und schönsten Papsttitel), indem er seine Brüder stärkt (vgl. Lk 22,32). Mit diesem Besuch der Bischöfe beim Papst kommt auch das weltweite pastorale Leitungsamt zum Ausdruck, das dem Papst als Nachfolger des Heiligen Petrus anvertraut ist. Dabei ist gerade auch die persönliche Begegnung und das unmittelbare Gespräch für die Struktur der Kirche von großer Bedeutung. Die Kirche darf nicht verwechselt werden mit einer hierarchischen Bürokratie, sondern ist auf das personale Zeugnis und auch auf den persönlich gestalteten Umgang miteinander gebaut. Der Diözesanbischof wird außerdem in der Regel die Weihbischöfe dem Papst vorstellen, die ihm zur Seite stehen.

Der Kontakt mit dem Heiligen Vater, der einen gewissen Höhepunkt in seinen Ansprachen findet, wird in den wichtigsten Kongregationen und Räten mit den dort Verantwortlichen an einigen Punkten fortgeführt und konkretisiert. Diese Gespräche finden in größeren Gruppen statt. Im Zusammenhang des Besuches gibt es auch Kontakte mit Einrichtungen, die deutschen Ursprungs sind oder eine Bedeutung haben auch für die Kirche in unserem Land, z. B. Botschaft der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl, Päpstliches Kolleg Germanicum et Hungaricum, Deutsche Nationalkirche S. Maria dell’ Anima, Campo Santo Teutonico. Dazu gibt es Kontakte mit der Presse in Rom und den Mitarbeitern aus den Deutschen Diözesen im Vatikan.

Die Deutschen Bischöfe sind vom 6. November bis zum 20. November in zwei großen Gruppen, eingeteilt nach ihrer Zugehörigkeit zu den Erzbistümern, auf die beiden Wochen verteilt. Ohne direkten Zusammenhang mit dem Bischofsbesuch gibt Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler am Abend des 18.11. ein Konzert für den Heiligen Vater, zu dem auch die in Rom anwesenden Bischöfe eingeladen werden.

Was der Papst den Bischöfen sagen wird und welche Themen in den vielen Gesprächen behandelt worden sind, kann natürlich erst später berichtet werden.

(c) Karl Kardinal Lehmann 

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz