Gastkommentar des Bischofs von Mainz für die Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
In diesen Tagen und Wochen wird weltweit ein neuer Jugendkatechismus vorgestellt, der international als Titel die Abkürzung Youcat tragen wird. In diesem Jahr werden es noch 20 bis 25 Sprachen sein, in denen der Katechismus erscheinen wird. Er ist in mancher Hinsicht eine Frucht der Weltjugendtage und soll auch beim Weltjugendtag dieses Sommers in Madrid besondere Aufmerksamkeit finden.
Das Wort Katechismus klingt manchem schlecht im Ohr. Er denkt an Pauken von nicht leicht verständlichen Glaubenssätzen. Aber ein altes Sprichwort sagt: „Ein Missbrauch hebt einen rechten Gebrauch nicht einfach auf". Der Katechismus im rechten Sinne ist von Anfang an ein wichtiges und geeignetes Instrument für die Weitergabe des christlichen Glaubens. Natürlich ist er eingelagert in viele lebendige Glaubensvollzüge der Kirche. Er ist nicht ein bloßes Buch.
Youcat ist ein besonderer Katechismus. Er ist nicht vom kirchlichen Amt in Auftrag gegeben. Vier Hauptautoren, frei ausgewählte Berater und vor allem 65 Jugendliche sind die Autoren. Der Katechismus wird nicht einfach den Jugendlichen vorgesetzt. Sie haben ihn selbst mitgestaltet. Er ist auch in ganz besonderer Weise für Jugendliche ausgestattet: Es gibt viele prächtige Fotos, groß und klein, so genannte Randspalten mit wichtigen Zeugnissen aus der Bibel, aber auch von Frauen und Männern des Geistes und des Glaubens, von Heiligen und Dichtern, von Philosophen und Naturwissenschaftlern, Katholiken, Protestanten und Menschen anderer Religionen. Cartoons und viele Illustrationen veranschaulichen das Gesagte lebendig. Man macht Anleihen aus der vielfältigen Jugendkultur, um jungen Menschen den Glauben näher zu bringen. So geben die 300 Seiten mit den 527 Fragen jeweils ein buntes Bild.
Auch wenn Youcat dadurch jugendlich und beinahe modisch wirkt, so stellt er sich doch der Aufgabe, den Glauben der Kirche sach- und zeitgerecht an die jungen Generationen adressiert zu vermitteln. Er nimmt inhaltlich Maß am „Katechismus der Katholischen Kirche", der nach dem Konzil unter dem Vorsitz des heutigen Papstes als inhaltlicher „Bezugstext" für viele andere Katechismen erarbeitet wurde. Eine damit zusammenhängende Zusammenfassung, „Kompendium" genannt, fand keine besonders gute Aufnahme. Darum setzte die Suche nach einem echten und wirklichen Jugendkatechismus ein. In ca. sechs Jahren wurde das Projekt erstaunlich schnell und erstaunlich gut verwirklicht.
Wenn man die Bemühungen um eine missionarische Pastoral der letzten Jahrzehnte etwas intensiver kennt, dann spürt man, dass Youcat sich in dieser Reihe als ein Beispiel versteht, wie man den großen Weltkatechismus umsetzt für jüngere Generationen, auf die man neu zugeht. Dabei spielt wirklich eine große Rolle, dass eben auch viele junge Menschen, nicht zuletzt durch ihre Fragen, mitgewirkt haben. Nicht zufällig sprechen wir heute darum von „subjektorientierter" Pastoral.
Youcat verfolgt ein ehrgeiziges Ziel, nämlich die klassischen Vorgaben des Katechismus aufzunehmen und damit zugleich auf junge Menschen von heute zuversichtlich zuzugehen, also eine Synthese von oben und von unten, von gegenwärtiger Situation und Geschichte des Glaubens. Da wird man immer noch diskutieren können, ob alles genügend verständlich ist. Bilder und Illustrationen allein machen es ja nicht. Aber es ist ein großer Versuch, der Anerkennung verdient. Youcat kann ein wichtiges Instrument der Glaubenserneuerung werden, nicht nur für junge Menschen. Probieren wir es!
(c) Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz
Dieser Gastkommentar ist in der Ausgabe vom 3. April 2011 der Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" abgedruckt.
von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz
Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz